Staffel-Queen Wenk: Erst blond, dann Bronze
Mit der Staffel schwimmt die Münchnerin bei der WM auf Rang drei. "Ich habe sie zum Schwimmen mitgenommen, damit ich mir im Urlaub keine Sorgen machen muss", sagt ihre Mutter.
Kasan - Bei der Siegerehrung für die deutsche Mixed-Lagen-Staffel präsentierte die Münchnerin Alexandra Wenk der Öffentlichkeit ihre Bronzene, ihr strahlendes Lächeln und die erblondete Löwen-Mähne.
„Es ist so geil!“, sagte die 20-Jährige, die bei der WM in Kasan mit Starts in vier verschiedenen Quartetten zur deutschen Staffel-Queen avancierte: „Es ist ein anderes Teamgefühl. Der Eine muss sich auf den Anderen verlassen.“
Während Alexandra in Kasan die erste WM-Medaille ihrer Karriere feierte, musste 2671 Kilometer entfernt Mama Gabriela in München die Nerven beruhigen. „Als Zuschauer ist man mindestens so aufgeregt wie die Athletin“, sagt die Mama, die früher selber Leistungsschwimmerin war und sogar bei Europameisterschaften antrat, der AZ.
„Ich habe ihr gratuliert. Ich bin sehr stolz auf sie, und sie ist wirklich zufrieden, vor allem mit der Zeit. Sie wäre auch glücklich, wenn es nicht für eine Medaille gereicht hätte. Man kann ja nicht kontrollieren, was die anderen machen. Man kann immer nur sein Bestes geben. Das hat sie.“
Wenn Frauen ihre Frisur radikal ändern, dann hat es meistens Einschnitte in ihrem Leben gegeben. So auch bei Alexandra. Das BWL-Studium brach sie ab, stattdessen studiert sie nun Wirtschaftspsychologie in Erding. Mitte Juli beendete sie die Beziehung mit ihrem Freund, dem Schwimmer Marius Kusch, weil der für vier Jahre in die USA geht. Neues Leben, neue Medaille. Mit Druck, Stress und Veränderungen kann Wenk, die für die SG Stadtwerke München startet, gut umgehen.
„Ich bin ein Final-Typ. Den größten Druck mache ich mir selber. Das Wichtigste ist, dass ich den Spaß am Schwimmen nie verlieren“, sagte sie, die mit 13 Jahren die erste deutsche Meisterschaft gewann. „Sie mochte Wasser immer“, sagt die Mutter, „ich habe sie zum Schwimmen mitgenommen, damit sie es lernt, damit ich mir im Urlaub keine Sorgen machen muss, wenn sie im Wasser ist, nicht um sie zum Leistungssport zu bringen.“ Doch mit sieben trat Alexandra in einen Schwimmverein ein. Eine Trainerin erkannte ihr Talent.
„Die hat gesehen, das kann mal was werden und hat sie gefördert“, erinnert sich Mutter Gabriela. Und jetzt ist es etwas aus ihr geworden: Zwei Mal Gold bei der Jugend-EM 2010, Gold bei der Junioren-EM 2011, fünf deutsche Meistertitel, EM-Gold 2012, und im Halbfinale der WM in Kasan schwamm sie über 100 Meter Schmetterling deutschen Rekord, jetzt WM-Bronze, zudem das Ticket für Olympia 2016 in Rio.
Und all das vollkommen sauber. Die Mama ist Anti-Doping-Beauftrage des Bayerischen Schwimmverbandes.
„Ich habe Alexandra von Anfang an meinen Standpunkt klar gemacht. Lieber wirst du nur Siebte oder Achte, das aber sauber, als dass du dich dopst, betrügst und zum Wrack machst“, sagt die Mama, die sich sehr über die Aussagen der Russin Julija Jefimowa, die 16 Monate wegen Dopings gesperrt war, geärgert hat. Jefimowa hatte Dopingvergehen mit zu schnellem Fahren auf der Autobahn gleichgesetzt.
„Das hat mich empört. Meine Haltung ist klar: Wer des Dopings überführt wird, sollte nie wieder in ein Schwimmbecken bei Wettkämpfen gelassen werden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass man noch Jahre nach dem Vergehen von der Leistungssteigerung durch das Doping profitiert.“
Nach der WM wird Alexandra, die noch bei den Eltern lebt, nach München zurückkehren. „Wir sind dann eh im Urlaub. Sie kann also voll abschalten, sich erholen, ehe sie wieder für die Prüfungen in ihrem Studium Mitte September büffelt“, sagt die Mama. Erholung, das heißt für Alexandra auch Shopping, am liebsten in der Maximilianstraße. Und natürlich baden – am Eisbach.
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