Staatschef Wladimir Putin will Russlands Sportlern Olympia-Start nicht verbieten

Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees hat in Russland viel Enttäuschung ausgelöst. Die Entscheidung sei nicht fair, sagt Wladimir Putin. Aber der Kremlchef will die russischen Sportler nicht an einer Olympia-Teilnahme hindern.
von  sid/dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch im Megasport Sport Palace in Moskau.
Der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch im Megasport Sport Palace in Moskau. © Alexei Druzhinin/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees hat in Russland viel Enttäuschung ausgelöst. Die Entscheidung sei nicht fair, sagt Wladimir Putin. Aber der Kremlchef will die russischen Sportler nicht an einer Olympia-Teilnahme hindern.

Nischni Nowgorod - Staatschef Wladimir Putin hat Russlands Sportlern einen Start bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang freigestellt. Das gab der Präsident am Mittwoch in Nischni Nowgorod bekannt, einen Tag nach der IOC-Entscheidung zum russischen Dopingskandal. "Wir werden zweifellos nicht diejenigen blockieren, die teilnehmen wollen", sagte der Kremlchef der Agentur Tass zufolge.

Er sorge sich sehr um die Leute, die von dem Ausschluss betroffen seien. Sie hätten ihre ganze Karriere darauf ausgerichtet, deshalb sei eine Teilnahme sehr wichtig. "Die meisten Anschuldigungen basieren auf Vorwürfen, die in keiner Weise bestätigt wurden und zumeist keine Grundlage haben", sagte Putin. Diese kämen in erster Linie von Personen, deren moralische und ethische Prinzipien in Frage zu stellen seien.

Die Führung des IOC hatte Russland nach dem Dopingskandal einstimmig als Mannschaft von den kommenden Olympischen Winterspielen ausgeschlossen. Nur einzelne unbelastete Sportler können zugelassen werden und müssen unter neutraler Flagge und ohne Hymne antreten. Das russische NOK ist erst einmal gesperrt.

Putin fragte sich jedoch, warum die Athleten nicht unter der russischen Fahne starten dürften und die Staatssymbole wie die Flagge oder die russische Hymne verboten seien. "Wenn es niemals ein staatlich unterstütztes Dopingsystem gab, bleibt noch immer diese Frage", sagte er.

Entscheidung über Startzulassung?

Die Entscheidungen über die Zulassung russischer Sportler bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang wird voraussichtlich erst kurz vor Beginn der Wettbewerbe stattfinden. "Die letzten Qualifikationen gehen bis Ende Januar. Wir müssen jetzt die Informationen sammeln und dann am Ende des Qualifikationszeitraums unsere Entscheidungen fällen", sagte die ehemalige französische Sportministerin Valerie Fourneyron der L'Equipe.

Fourneyron führt das neu eingesetzte Gremium an, das eine Liste der in Frage kommenden Athleten erstellt. Das letzte Wort hat allerdings das Internationale Olympische Komitee (IOC). Fourneyron ist gleichzeitig auch Vorsitzende der unabhängige Behörde für Doping-Testverfahren (ITA).

Hörmann fordert Klärung im "Fall Mutko"

DOSB-Präsident Alfons Hörmann geht nach der IOC-Entscheidung zu Russland nicht von einem Boykott aus und nimmt gleichzeitig den Fußball-Weltverband FIFA im "Fall Mutko" in die Pflicht. "Ich gehe davon aus, dass nach ein oder zwei Tagen des Nachdenkens in Russland die Vernunft einkehren wird", sagte Hörmann. "Es ist die einzige Brücke, die zwischen Russland und dem Weltsport noch besteht. Ich bin überzeugt davon, dass die Athleten, die die harten Testkriterien erfüllen, vor Ort mit von der Partie sind."

Im Fall des lebenslang von Olympia ausgeschlossenen ehemaligen Sportministers und jetzigen Vizepremiers Witali Mutko nahm Hörmann die FIFA in die Pflicht. Diese müsse sich damit beschäftigen, "inwieweit Mutko überhaupt noch tragbar" sei "an dieser exponierten Stelle im WM-Projekt". Der russische Funktionär ist Präsident des russischen Fußballverbands RFS und Vorsitzender des WM-Organisationskomitees.

"Wer so gravierend gegen die Werte des Sports verstößt, der hat im Grunde in einer führenden Position auch in anderen Bereichen des Sports nichts mehr zu suchen", sagte Hörmann: "Die FIFA hat ja eine schlagkräftige und neutrale Ethikkommission eingesetzt. Ich gehe davon aus, dass in dieser Kommission der gesamte Vorgang zeitnah geprüft wird und damit dann auch die entsprechenden Entscheidungen auf der Ebene der FIFA getroffen werden können."

In einer ersten Stellungnahme hatte die FIFA am Dienstagabend zurückhaltend reagiert. Ob die Ethikkommission eingreifen werde, ließ der Weltverband offen. Samuel Schmid, Leiter der zuständigen IOC-Kommission, hatte erklärt: "Der damalige russische Sportminister hatte die ultimative administrative Verantwortung für die verübten Handlungen in dieser Zeit." 

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