Patrick Hasenhüttl: "Die 3. Liga ist eine Monster-Liga"

AZ: Herr Hasenhüttl, Ihre SpVgg Unterhaching ist Zweiter und damit erster Löwen-Jäger. Die Drittliga-Tabelle könnte bis Saisonende so bleiben, oder?
PATRICK HASENHÜTTL: Das würde ich sofort unterschreiben. Leider sind noch ein paar Spieltage zu spielen. Aber wir genießen es, da oben zu stehen, und tun alles dafür, dass es so bleibt.
"Alles sehr enge Spiele in der Dritten Liga"
Wie kommt es, dass Haching trotz eines gewissen Umbruchs inklusive Trainerwechsel schon so gut funktioniert?
Wir hatten eine gute Vorbereitung, arbeiten sehr gut gegen den Ball. Wir spielen aber auch guten Fußball und erarbeiten uns viele Chancen. Selbst am ersten Spieltag in Zwickau hätten wir gewinnen können - wenn nicht müssen. Es sind alles sehr enge Spiele in der Dritten Liga. Wir erarbeiten uns, sie auf unsere Seite ziehen zu können. Der gute Auftakt ist für mich kein Zufall.
Nach Ihrem Wechsel zu Haching haben Sie beim Saisonauftakt in Zwickau noch gefehlt, danach ins Team gefunden und zuletzt in Meppen den ersten Treffer erzielt.
Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Mit Paul Grauschopf habe ich zwei Jahre in Ingolstadt gespielt, mit Luca Marseiler bin ich in die Schule gegangen. Hier ist es sehr familiär, wir haben lauter gute Jungs. Es macht viel Spaß, hier zu kicken und ich freue mich, dass ich nun auch getroffen habe - endlich! Der Trainer hatte es mir schon unter die Nase gerieben.
Trainer van Lent kann schon mal laut werden
Arie van Lent ist neuer Trainer, Claus Schromm hat den Posten des Sportchefs übernommen. Wie funktioniert dieser ungewöhnliche Amtswechsel in der Praxis?
Sowas hatte ich noch nie. Als Spieler habe ich hauptsächlich mit dem Trainer zu tun, Claus macht viel im Hintergrund. Aber er gibt uns immer wieder Tipps. Arie ist menschlich top, vom Fachlichen her kann er uns viel erklären. Gerade mir als Stürmer, denn er weiß ja auch selbst, wo die Kiste steht. Er kann schon mal laut werden. Zum Glück hab ich gegen Meppen eine Bude geliefert, sonst wäre er wohl noch lauter. (lacht)
Sprechen wir über die Favoriten: Wer sind Ihre Aufstiegskandidaten?
Boah, viele! Die Dritte Liga ist eine Monster-Liga. Sei es Dynamo Dresden, die haben sich wahnsinnig gut verstärkt. Auch mein Ex-Klub Ingolstadt. Und 1860 steht nicht ohne Grund da oben. Die drei wären meine Favoriten. Aber es wird wie letztes Jahr sicher wieder eng. Wäre top, wenn wir ein Wörtchen mitreden können.
Stadtmeisterschaften mit Ex-Klub Türkgücü und dem FC Bayern II
Mit Ihrem Ex-Klub Türkgücü und dem FC Bayern II befinden sich zwei weitere Münchner Teams in Liga drei.
Spannende Stadtmeisterschaften, oder? Ich hoffe, dass wir sie alle hinter uns lassen. Vize-Meister wäre auch okay (lacht).
Der FCB II ist schon letztes Jahr mit den vielen Jugendspielern nicht gut gestartet und hat die Liga dann in Grund und Boden geschossen. Die werden heuer sicher wieder kommen. Aber gerade 1860 finde ich bockstark. Schon letztes Jahr mit ihrer Rekordserie (16 Spiele ohne Pleite, d. Red.). Mit Türkgücü brauche ich gar nicht anzufangen - wen die alles geholt haben. . .
Patrick Hasenhüttl: "Den Wechsel bereue ich überhaupt nicht"
Hätten Sie bei Türkgücü bleiben können oder wollen, wenn Sie gewusst hätten, dass so eine schlagkräftige Truppe aus dem Boden gestampft wird?
Es war Mitte oder Ende Juni, als ich nach meinem auslaufenden Vertrag ein neues Angebot vorliegen hatte. Aber mein Bauchgefühl hat mir gesagt: Geh' nach Haching. Den Wechsel bereue ich überhaupt nicht, obwohl mich die ganzen Zugänge schon überrascht haben. Als Überraschungsteam kann man Türkgücü jedenfalls nicht mehr bezeichnen. Eher als Geheimfavoriten.
Leider auch als Feindbild: In Mannheim wurde der Südkoreaner Park rassistisch beleidigt, rund ums Grünwalder Stadion und zuletzt auch in Zwickau wurden ausländerfeindliche Aufkleber platziert.
Es ist einfach nur traurig und schade, wenn so etwas in der heutigen Zeit vorkommt. Es tut mir sehr leid für Türkgücü und schockiert mich jedes Mal, wie dumm manche Leute sind. Rassismus hat im Fußball und der Gesellschaft nichts zu suchen!
Haben Sie während Ihrer Zeit bei Türkgücü ähnliche Vorfälle mitbekommen?
Höchstens ein paar Kommentare in den Sozialen Medien gegen den Verein, da haben sich die Leute hinter ihrer Anonymität versteckt. Das ist in unserer Gesellschaft heutzutage leider ein riesiges Problem. Als Profi muss man natürlich lernen, mit Kritik umzugehen, keine Frage. Aber Beleidigungen oder rassistische Äußerungen - die gehören auf keinen Fußballplatz.
Noch ein Wort zum nächsten Spiel am Samstag: Wie schafft es Haching, auch nach dem Duell beim starken Aufsteiger 1. FC Saarbrücken an der Tabellenspitze zu stehen?
Mit drei Punkten. Ihr Spiel gegen Duisburg wurde ja abgesagt, die sind sicher ausgeruht. Es wird schwer, aber wenn wir dranbleiben wollen, müssen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.