Millionen-Deal, van Lent, Hain: Der wilde Tag der SpVgg Unterhaching

SpVgg-Keeper wechselt zu RB Salzburg - ohne die siebenstellige Ablöse wäre es laut Präsident Schwabl "sehr eng geworden". Volle Rückendeckung für Trainer Van Lent. Stürmer Hain droht das vorzeitige Karriereende.
von  Matthias Eicher
Muss sich um seinen Job keine Sorgen machen: Arie van Lent.
Muss sich um seinen Job keine Sorgen machen: Arie van Lent. © imago images/Agentur 54 Grad

München - Oweh, Haching: Am Mittwochabend die 0:1-Pleite bei Abstiegskandidat VfB Lübeck, tags darauf die Einladung zur präsidialen Pressekonferenz mit Manfred Schwabl. Sollte das schon das Ende für Cheftrainer Arie van Lent sein, der mit den Hachingern immer tiefer im Abstiegssumpf versunken ist?

Im Rahmen einer denkwürdigen Pressekonferenz sprach Schwabl nicht nur über personelle Konsequenzen, sondern auch über die ungewisse Zukunft vieler Drittliga-Klubs - und wie Haching es in sportlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht anpacken, damit die Lichter nicht ausgehen. Die AZ fasst die wichtigsten Punkte zusammen...

Top-Talent Nico Mantl verlässt SpVgg Unterhaching

"Es ist keine große Überraschung mehr, aber jetzt ist es fix: Nico Mantl wechselt zu RB Salzburg", verkündete Schwabl zuerst und sprach von einem "sehr fairen" Angebot des österreichischen Klubs - ganz im Gegensatz zu einem "unterirdischen" Gebot eines Bundesligisten. Die Mantl-Ablöse liege laut Schwabl inklusive einiger Boni im siebenstelligen Bereich.

Der Haching-Boss gestand ehrlich über Hachings finanzielle Schieflage in der Coronakrise: "Wenn der Transfer nicht über die Bühne gegangen wäre, wäre es sehr eng geworden." Trotz des sportlichen Verlustes sei der Verkauf des Keepers alternativlos gewesen - die Mantl-Millionen retten Haching.

Wie Schwabl erklärt, könne sich die SpVgg nach der Verpflichtung des erfahrenem Torwarts Jo Coppens als Mantl-Ersatz keine weiteren Verstärkungen mehr leisten. Folgende Aussage zeigt die Geldnöte der Rot-Blauen: "Wir dürfen sonst keinen holen" - gemäß der Auflagen des DFB.

Van Lent bleibt Trainer in Unterhaching

Rauswurf? Rückendeckung: Schwabl stellte sich bewusst hinter den Niederländer sowie seine Co-Trainer Robert Lechleiter und Roman Tyce.

"Wenn es punktemäßig nicht läuft, steht schnell der Trainer im Fokus. Ganz klares Statement von mir, das auch in ein, zwei oder vier Wochen noch dasselbe sein wird: Das Trainerteam hat die hundertprozentige Rückendeckung des Vereins."

Mit 21 Punkten aus 21 Spielen belegt die Spielvereinigung derzeit Rang 17 und liegt nach der Lübeck-Pleite nur noch drei Zähler vor Schlusslicht MSV Duisburg. Wie soll da der Klassenerhalt gelingen? Schwabl dazu: "Wir machen alle stark, die da sind, obwohl die Rückrunde wieder einmal wie verhext ist."

Stürmer Stephan Hain droht Karriereende

Der Stürmer wird schon monatelang von Verletzungen geplagt. Schwabl ehrlich über den 32-jährigen Ex-Löwen: "Es ist etwas im Knie, am Knorpel. Der Junge ist ein Top-Profi und kämpft um sein Comeback, aber ich weiß nicht, ob er es nochmal packt." Die Ausfälle mehrerer Führungsspieler wie auch Seppi Welzmüller oder Dominik Stahl sollen "keine Ausrede, aber eine Erklärung" für Hachings Talfahrt darstellen.

Wird schmerzlich vermisst: Unterhachings Angreifer Stephan Hain.
Wird schmerzlich vermisst: Unterhachings Angreifer Stephan Hain. © imago images/foto2press

Seitenhieb gegen Konkurrenten: Schwabl ist als Mann der klaren, unbequemen Worte bekannt. "Mir geht die Heuchelei im deutschen Fußball auf den Senkel", meinte der 54-Jährige zunächst wenig konkret, bevor er über Vereine wie Konkurrent Türkgücü schoss: "Manche Vereine verschulden sich immer mehr. Irgendwann kommt dann die Mauer." Die Corona-Krise werde gewiss noch das ein oder andere Opfer fordern - in Form von Klubs, die es durch das Wettrennen zerreißt. Haching habe sich dagegen längst für verstärkte Jugendförderung entscheiden müssen.

"Das ist ein Drahtseilakt, aber ich werde den Teufel tun und unsere Jugendabteilung riskieren, nur damit wir vielleicht ein Spiel mehr gewinnen." Auch im Keller würde "nachgebessert wie auf dem Jahrmarkt" - Haching will den Absturz in die Regionalliga mit anderen Mitteln verhindern. Schlusswort Schwabl: "Haching zeichnet aus, dass wir zusammenhalten." Fragt sich nur, ob es diesmal reicht.

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