Manni Schwabl: "Haching ist genau meine Welt"

Manni Schwabl hat für den FC Bayern gespielt und für 1860. Jetzt wird er Sportchef beim Vorstadt-Drittligisten – und bekommt keinen Cent. Bedenken? Nur wegen Sohn Markus.
von  Reinhard Franke
Kickte für die Löwen, hier noch für die Traditionself, mittlerweile arbeitet er in Unterhaching: Manni Schwabl.
Kickte für die Löwen, hier noch für die Traditionself, mittlerweile arbeitet er in Unterhaching: Manni Schwabl. © Rauchensteiner/Augenklick

AZ: Darf man gratulieren, Herr Schwabl? Sie sind Jugendkoordinator und übernehmen nun mehr Verantwortung, sind quasi der Sportchef bei der SpVgg Unterhaching. Der neue starke Mann also?


MANFRED SCHWABL: Nein. Das Präsidium hat mich vor drei Wochen gebeten, auch bei der ersten Mannschaft mitzuarbeiten, weil ich einen guten Draht habe zu den Spielern, die ja größtenteils aus unserer Nachwuchsabteilung stammen. Wichtig ist, dass wir vorankommen. Als Team. Wer welchen Titel hat, spielt keine Rolle, jeder sollte seine Stärken einbringen.


Aber umsonst werden Sie es wohl kaum machen, oder?


Umsonst hoffentlich nicht. Im Ernst: Ich bekomme keinen Cent. Der Verein hat sowieso kein Geld.


Sportlich läuft es und der Verein macht wieder positivere Schlagzeilen. Welchen Part haben Sie?


Ich will noch mehr darauf achten, welche Spieler charakterlich zur SpVgg passen, egal ob im Jugendbereich oder bei den Profis. Wir wollen den eingeschlagenen Weg mit jungen, talentierten Spielern fortsetzen. Der Verein hat aus der Not eine Tugend gemacht, manche Klubs müssen offenbar zu ihrem Glück gezwungen werden.


Ein Glücksgriff ist offenbar Trainer Heiko Herrlich. Sie hatten den ersten Kontakt zu ihm. Passt er besser zur SpVgg als Klaus Augenthaler?


Ich werde nichts Schlechtes über Klaus Augenthaler sagen. Man darf nicht vergessen, dass er den Verein unter widrigen Umständen vorm Abstieg gerettet hat. Er stammt halt aus einer anderen Trainergeneration. Die neue Generation, wie Heiko Herrlich, geht anders mit jungen Spielern um. Wir hatten sofort einen Draht zueinander. Momentan passt alles.


Geht der Verein mit den jungen Spielern inzwischen ehrlicher um? Im Sommer war das offenbar nicht der Fall. Da wurde einigen Jungen suggeriert, dass andere Vereine sie wollen, nur damit sie gehen.


Ich war schon immer ein Freund von Ehrlichkeit und Gradlinigkeit. Das hat mich wohl auch mit 31 meine Karriere gekostet. Man muss einem Spieler ehrlich sagen, dass es nicht reicht, auch wenn es weh tut. Man muss offen mit den Spielern umgehen. Das gilt für einen F-Jugendspieler genauso wie für einen Profi.


In den letzten Jahren herrschte im Verein das Chaos. Fehlte es da auch am Durchblick in der Chefetage?


Das glaube ich nicht. Fest steht aber, dass das neue, junge Haching noch mehr das Prädikat Offenheit und Ehrlichkeit haben muss. Auch in der operativen Führung des Vereins.


Klingt nach Kritik…


Nein, aber es ist so viel eingestürzt auf den Verein, da war vieles nicht so einfach. Haching hat es verdient, wieder dahin zu kommen, wo man schon mal war.


Sie waren in Ihrer Karriere bei Bayern, Nürnberg und 1860, nie in Haching. Erst jetzt schlägt Ihr Herz für den Verein. Warum?


Mein Sohn (Markus, 21, d. Red.) spielt hier, seit er 11 ist. Seitdem habe ich hier alles kennengelernt, vor allem die Nachwuchsabteilung. Außerdem mag ich den Biergarten im Sportpark und das ganze Umfeld hier. Haching ist genau meine Welt.

So ein „Vater-Sohn-Ding" im Verein ist sicher nicht leicht, oder? Gäbe es für den Sohnemann eine Geldstrafe, wenn der mal aus der Reihe tanzen würde?


Natürlich. Man muss das Private vom Beruflichen trennen. Aber für die letzte Entscheidung würde ich den Markus ein Büro weiter schicken. Da würde ich sagen "Herr Rensch (SpVgg-Teammanager, d. Red.), bitte übernehmen." (lacht)


Stimmt es eigentlich, dass Sie überlegt haben, den neuen Job nicht anzunehmen, weil man denken könnte, dass Sie damit nur Ihren Sohn nach vorne bringen wollen?


Ja, schon. Ich habe überlegt, dass die Leute sicher denken: „Das macht er jetzt nur, damit sein Sohn da einen Vorteil hat.” Markus hat schon ohne mich bewiesen, dass er es kann. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich damit professionell umgehe.

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