Kupka macht den türkischen Vize zum Boss

Haching-Präsident von Fan übel beschimpft – weil er Cobanoglu als Nachfolger aufbaut.
Unterhaching - Es hätte so eine harmonische Versammlung werden sollen. Klub-Mäzen Anton Schrobenhauser verteilte vorher sogar Gummibärchen an die Vorstandskollegen der SpVgg Unterhaching, und Präsident Engelbert Kupka sagte auf die Frage, ob bei der Jahreshauptversammung des Drittligisten etwas passieren könnte: „Nur wenn jemand von Schusswaffen Gebrauch macht.“ Soweit kam es nicht – und doch wurde Kupka selbst zur Zielscheibe. Später sagte er: „Sowas habe ich noch nicht erlebt.“
Der Reihe nach. Kupka ergriff als Erster das Wort und lobte neben Trainer Heiko Herrlich seinen Vizepräsidenten Can Cobanoglu, der neben ihm saß. Auch der lächelte. Der Türke ist erst seit 40 Tagen im Amt. Bei der Suche nach einem neuen Hauptsponsor, seiner Hauptaufgabe, hat er noch keine Tatsachen verkündet – bisher stehen da nur Versprechungen. Auch jetzt wieder. Angeblich soll der von ihm eingefädelte Vertrag mit einem neuen Hauptsponsor kurz vorm Abschluss stehen.
Mäzen Schrobenhauser wirkte ebenfalls entspannt, als er erklärte, der Verein sei seit dem 30. Juni schuldenfrei. Er verwies auf einen Bilanzüberschuss von 850<TH>000 Euro. Alle waren also zufrieden? Einer nicht. Martin Dietzinger, seit Jahren Mitglied bei der SpVgg, stand plötzlich am Rednerpult. Er attackierte Kupka und Cobanoglu scharf. Kupka wurde sogar als „Totengräber des Vereins“ beschimpft, weil er es zuließe, dass der Verein verkauft werde. Sowas hatte man im beschaulichen Unterhaching noch nicht gehört.
Kupka war fassungslos: „So etwas ist mir hier in vier Jahrzehnten noch nicht passiert. Ich bin sehr enttäuscht. Ich war in meiner Zeit drei Mal an einer Rettung des Vereins beteiligt, ich habe alles für den Klub gegeben. Und ich bin stolz, einen Mann wie Cobanoglu als Freund zu haben.“ Cobanoglu schüttelte den Kopf: „Wenn jemand ein Problem hat, soll er zu mir kommen."
So manche Mitglieder und Fans befürchten, dass der 55-jährige Unternehmer vor allem in der Türkei nach Sponsoren Ausschau hält und aus der Spielvereinigung Unterhaching einen zweiten Türk Gücü machen wolle – und damit den Weg von Sportdirektor Manfred Schwabl mit Hachinger Eigengewächsen gefährde. Cobanoglu wehrt sich: „Hier ist ein deutscher Verein mit Tradition. Und das wird auch so bleiben.“
Kupka jedenfalls will sich nicht mehr beschimpfen lassen. Im Frühjahr soll es Neuwahlen geben, Der 72-Jährige wird dann sein Amt nach 38 Jahren zur Verfügung stellen. Schon jetzt scheint klar: Cobanoglu soll sein Nachfolger werden. „Ich werde ihn für das Amt vorschlagen“, sagt jedenfalls Kupka. „Er identifiziert sich voll mit den Zielen des Vereins.“
Bisher spricht sein Wunschkandidat übrigens nur ein paar Brocken Deutsch, das reichte am Donnerstag bei der Mitgliederversammlung gerade mal für die Begrüßungsworte. Er soll sich aber mittlerweile für einen Intensivkurs angemeldet haben. Damit er sich beim nächsten Mal präzise verteidigen kann?