Hachings "roter Riese" Konstantin Heide überstrahlt das WM-Finale – und ist bereit für mehr

Surakarta – Reife Geste für einen 17-Jährigen: Im größten Moment seiner Karriere reichte Noah Darvich, Kapitän der U17-Weltmeister, die Trophäe weiter an den Vater des Erfolgs, den Ziehvater der sensationellen Teenager-Truppe: an Cheftrainer Christian Wück. Der 50-Jährige hatte es geschafft, aus dem Kader eine verschworene Einheit zu formen, wurde mit einer Mischung aus "Gangstern und Schwiegersöhnen" wie er selbst sagte, Weltmeister.
Weltmeister-Trainer Christian Wück will "ein bisschen abschalten"
Im Manahan Stadion von Surakarta in Indonesien besiegte die deutsche U17-Nationalelf im Endspiel Frankreich im Elfmeterschießen mit 4:3, nach 90 Minuten hatte es 2:2 gestanden – der erste U17-WM-Triumph des DFB überhaupt nach der Final-Niederlage 1985 gegen Nigeria (0:2). Den entscheidenden Elfmeter verwandelte am Samstag Almugera Kabar nachdem zuvor ausgerechnet der Dortmunder Paris Brunner, vom Weltverband Fifa zum besten Spieler des Turniers gekürt, verschossen hatte.
"Wir sind Weltmeister und Europameister. Mir fehlen die Worte, ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich habe den Jungs gesagt, sie machen sich heute unsterblich", sagte Wück nach dem Triumph bei Sky. Sein Team bestach mit den sogenannten deutschen Tugenden, die der A-Nationalelf zuletzt abgingen: Mit Mentalität, Willensstärke und Durchsetzungsvermögen. Der Vertrag von Ex-Club-Stürmer Wück, der seinen Jahrgang im Sommer schon zum U17-EM-Titel (im Elfmeterschießen gegen Frankreich!) geführt hatte, läuft Ende Dezember aus.
"Ich werde das Ganze genießen, ein bisschen abschalten und mir dann Gedanken um meine Zukunft machen. Es liegt nicht an mir, sondern daran, ob der DFB weitermachen möchte", sagte Wück, seit 2012 zwischen U15 und U17 beim DFB tätig, der Bild. Derweil tanzte das Sensationsteam zu den Klängen von Dua Lipa und Calvin Harris im Partymodus durch die Kabine und genoss Glückwünsche via Social Media von DFB-Kapitän Ilkay Gündogan, zahlreichen Nationalspielern und 2014er-Weltmeister Bastian Schweinsteiger: "Jawoll, da ist das Ding. Letzten Schritt gegangen. Wahnsinns-Finale!"
"Wusste, dass ich da sein werde": Konstantin Heide zeigt nicht nur vom Punkt ein gutes Näschen
Mittendrin: ein Riese mit roten Haaren. Ein Hachinger, den alle "Konsti" rufen: Torwart Konstantin Heide. "Was er im Elfmeterschießen gezeigt hat, war einfach unglaublich", feierte ihn Darvich. Nur durch die Erkrankung von Bayerns-Torhüter Max Schmitt (17/Vertrag bis 2026) war Heide für das Halbfinale in die Startelf gerutscht und parierte beim 4:2 im Elfmeterschießen gegen Argentinien gleich die ersten beiden Schüsse vom Punkt.

Wück entschied sich dafür, den 17-Jähirgen auch im Finale ran zu lassen – gutes Näschen. Mit stoischer Ruhe und starken Paraden sorgte Heide dafür, dass sich die U17 nach dem Platzverweis für Winners Osawe (Ende gut, alles gut, daher passender Vorname!) beim Stand von 2:1 und dem Ausgleich der Franzosen (85.) in die Verlängerung retten konnte. "Ich wusste, dass ich da sein werde, wenn ich spielen muss, spielen darf", sagte Heide, der in dieser Saison bereits bei einem Drittliga-Spiel der SpVgg Unterhaching Stammtorwart René Vollath vertrat.
"Bin sehr stolz auf ihn": Haching-Keeper René Vollath lobt potenziellen Nachfolger Heide
Kommende Saison schon könnte Heide den 33-Jährigen beerben – wenn er nächsten Sommer das Abitur schafft, das geht vor. Vollath sah Heides Coup im fernen Indonesien als "Belohnung für seine großartigen Leistungen auf Vereinsebene und jedes Training, dass wir zusammen hatten. Ich bin sehr stolz auf ihn." Hachings noch aktiver Sportdirektor Markus Schwabl freute sich bereits nach dem Halbfinale: "Konsti ist ein super Junge und überragender Torhüter, das hat er einmal mehr bewiesen! Er macht gerade auf höchstem Niveau Werbung für unsere gute Jugendarbeit und das freut uns sehr." Heidewitzka, ein neuer Torwart-Held ist geboren.

In Unterhaching rufen sie Heide übrigens nicht "Konsti", sondern "Eddie" – in Anlehnung an den britischen Singer-Songwriter Ed Sheeran. Selbst schuld – als er 15 war, berief ihn der damalige Hachinger Chefcoach Sandro Wagner ins Trainingslager der A-Mannschaft. Wie alle musste der Neuling singen und wählte "Shape of you" von Ed Sheeran.