Hachinger Fans proben den Aufstand gegen Trainer Arie van Lent

Anhänger der akut abstiegsgefährdeten Spielvereinigung fordern in einem Offenen Brief die Entlassung. Vereinspräsident Schwabl verteidigt den Coach.
von  Matthias Eicher
Nach einer desaströsen Reihe an Niederlagen forderten die Unterhachinger Fans in einem Offenen Brief den sofortigen Rauswurf von Trainer Arie van Lent.
Nach einer desaströsen Reihe an Niederlagen forderten die Unterhachinger Fans in einem Offenen Brief den sofortigen Rauswurf von Trainer Arie van Lent. © imago images/Passion2Press

Unterhaching - Sechzig, der Chaosverein. Haching, die Wohlfühloase. Über Jahre hatte diese vielzitierte Charakterisierung beider Klubs eine schier unverrückbare Gültigkeit. Vor dem anstehenden S-Bahn-Derby beider Klubs am Freitagabend im Grünwalder Stadion (19 Uhr live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) gilt: verkehrte Welt.

Unterhachinger Fans fordern Rauswurf von Trainer Van Lent

Während der unter Cheftrainer Michael Köllner eingeschlagene Weg des TSV 1860 bereits seit 15 Monaten und auch in der aktuellen Ergebnis-Krise und verloren gehender Aufstiegshoffnungen viel Unterstützung aus den eigenen Reihen erfährt, könnte die Lage in Haching angespannter kaum sein.

Nach einer desaströsen Pleiten-Serie (acht Niederlagen in Folge) forderten die Fans am Dienstag in einem Offenen Brief den sofortigen Rauswurf von Trainer Arie van Lent. "Um unseren Verein steht es dramatisch", erklären die Anhänger in einem von 14 Fanklubs unterzeichneten Brief an Präsident Manfred Schwabl.

Hachings Boss, der van Lent selbst nach dem jüngsten 1:2 gegen den MSV Duisburg in einem Interview mit dem "Merkur" zum wiederholten Male den Rücken gestärkt hatte, musste folgende Zeilen lesen: "Wir als Fans und Mitglieder der Spielvereinigung Unterhaching fordern Sie daher umgehend und mit sofortiger Wirkung auf: Stellen Sie Arie van Lent frei und suchen sie adäquaten Ersatz für seine Position!" Es gebe keine Veranlassung mehr, "an seiner Personalie festzuhalten und ihm eine Jobgarantie bis mindestens Ende der laufenden Spielzeit auszusprechen". Rumms. Fan-Aufstand in Haching!

Schwabl hat Verständnis für Wut und Unmut der Fans

Manni Schwabl reagierte, wie es angesichts seiner Mantra-artigen Verteidigungsplädoyers zu Gunsten van Lents zu erwarten war. "Erstmal möchten wir betonen, dass wir vollstes Verständnis für Eure geäußerte Kritik und Euren Unmut haben. Auch wir sind mit dem aktuellen Tabellenstand aufgrund der schlechten Ergebnisse nicht zufrieden und wollen mit aller Macht den Abstieg verhindern", heißt es in der Stellungnahme von Hachings Präsidium.

Aber: Schwabl hält weiter am einstigen Bundesliga-Profi sowie seinen Co-Trainern Roman Tyce und Robert Lechleiter fest, da diese Hachings Bredouille (21 Punkte, Rang 18) nicht vollends zu verantworten hätten. "Arie van Lent und sein Team müssen mit dem Kader arbeiten, den wir und die sportliche Leitung ihnen vor der Saison zusammengestellt haben. Zudem sind wir wie kein anderer Verein in der 3. Liga vom Verletzungspech betroffen und konnten aufgrund von DFB-Auflagen in der Winterpause auch nicht nachbessern."

S-Bahn Derby: SpVgg Unterhaching gegen TSV 1860

Kapitän Seppi Welzmüller, die Ex-Löwen Dominik Stahl und Stephan Hain - in allen Mannschaftsteilen fehlen seit Monaten wichtige Stützen. Darüber hinaus habe sich der Vorstadt-Verein "mit dem Börsengang bewusst dafür entschieden, uns auf Eigenkapital-Basis und nicht überwiegend über Darlehen zu finanzieren". Man habe für den Aufbau eines wirtschaftlich gesunden Vereins "die Pflicht, finanziell solide zu arbeiten und nicht überwiegend alles auf den kurzfristigen sportlichen Erfolg zu setzen."

Aus diesem Grund musste kürzlich auch Torhüter-Talent Nico Mantl an RB Salzburg verkauft werden - laut Schwabl ein überlebenswichtiger Transfer. Die sportliche Rettung im Profifußball ist dagegen unsicherer denn je.

Und 1860? Auf Giesings Höhen griffen Geschäftsführer Günther Gorenzel, Torwart Marco Hiller und Stürmer Stefan Lex zum Telefonhörer, um die Aktion "Macht das Sechzger voll" gegen Haching zu unterstützen. Auf die treue Fanbasis war einmal mehr Verlass.

Nach AZ-Informationen war das Sechzger wenig später virtuell ausverkauft. Bleibt nur noch zu klären, wer die Trendwende einleiten kann: Sechzig am oberen, Haching am unteren Tabellenende. So wichtig ist schon lang kein Derby-Dreier mehr gewesen, denn beide Teams sind zum Siegen verdammt.

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