Interview

Haching-Kapitän Schwabl vor Derby gegen TSV 1860: "Ich sehe, dass wir in München die Nummer zwei sind"

Ein Mann, drei Rollen: Hachings Verteidiger, Kapitän und Sportchef Markus Schwabl spricht im AZ-Interview über das Derby gegen Ex-Klub TSV 1860, das "einzigartige" Konstrukt der SpVgg Unterhaching - und das Erbe von Papa Manfred.
von  Matthias Eicher
Haching-Kapitän Markus Schwabl (l.) mit seinem Vater Manfred, dem Präsidenten der SpVgg.
Haching-Kapitän Markus Schwabl (l.) mit seinem Vater Manfred, dem Präsidenten der SpVgg. © IMAGO/Eibner

AZ: Herr Schwabl, hier riecht's irgendwie nach Derby - nehmen Sie es schon wahr, dass Haching am Sonntag um 19.30 Uhr den TSV 1860 empfängt?
MARKUS SCHWABL: Freilich, es ist schon wild vor so einem Spiel. Auf dem Platz ist die Trainingsintensität noch ein paar Prozentpunkte höher als sonst. Außerdem habe ich sehr viele Karten bestellt, ich weiß schon gar nicht mehr, für wen. Also bitte bei mir melden. (lacht)

Haching gegen Sechzig, der Tabellen-Elfte empfängt den 14. Was haben Sie vor heimischer Kulisse zu gewinnen - oder zu verlieren?
In einem Derby gibt es immer viel zu verlieren, da spielt die Tabellensituation überhaupt keine Rolle. Selbst, wenn einer schon auf- oder abgestiegen wäre: Da willst du immer gewinnen. Der Auswärtssieg bei Sechzig (1:0, d. Red.) war für uns nach mehreren Jahren vom Image und für die Seele ein absoluter Meilenstein. Jetzt wird's wieder hitzig, da wollen wir sie vor ausverkauftem Haus unbedingt schlagen! Bei vielen ist noch präsent, wie uns der Sascha Mölders da einen reinhaut kurz vor Schluss (3:2 für 1860 2019, d. Red.). Das war der Super-GAU!

Markus Schwabl: "Eine sehr lehrreiche Zeit bei 1860"

Bei den Löwen wird aktuell viel über eine bayerische Rangliste diskutiert: Sportlich ist 1860 die Nummer acht - und will in fünf Jahren die Nummer zwei werden. Was sagen Sie als Ex-Sechzger dazu?
Wenn ich auf die Tabelle schaue, sehe ich, dass wir in München die Nummer zwei sind. (grinst) Wenn du die Strahlkraft von Sechzig nimmst, die Aufmerksamkeit, die Fanbase, die Power, die Tradition - da wäre mehr als vermessen, Haching vor Sechzig zu sehen. Da sind wir realistisch genug, aber man kann nicht nur in der Vergangenheit leben. Meine eigene Zeit bei 1860 war wunderschön, auch wenn sie damals nicht so erfolgreich war.

Es waren vier Zweitliga-Einsätze in der Saison 2013/14.
Ja, es waren nur vier Spiele, aber es war eine sehr lehrreiche Zeit. Dort hast du mal gesehen, wie richtig schmerzfreier Profifußball funktioniert: ständige Trainerwechsel, eine hohe Fluktuation an Spielern, viel Druck und bei Pleiten nicht selten Ansagen von den Fans. Das war eine andere Hausnummer als in Haching. Aber ich möchte die Zeit null missen.

Markus Schwabl über die 3. Liga: "Es war jedenfalls lange nicht mehr so leicht, Dritter zu werden"

Schauen wir auf die Spielvereinigung: Sie konnten in der laufenden Spielzeit kurz dorthin schmecken, wo die Löwen gerne wären. Doch kaum hatte Trainer Marc Unterberger vom Aufstiegstraum gesprochen, hagelte es eine Pleiten-Serie.
Was ein paar Kilometer weiter drüben passiert, interessiert mich überhaupt nicht. Bei uns dreht's sich zwei Mal in der Saison um Sechzig, ansonsten schauen wir auf uns. Wenn wir nicht manchmal so inkonstant gespielt hätten, hätten wir wohl auf Platz drei hinschmecken können. Es war jedenfalls lange nicht mehr so leicht, Dritter zu werden. Aber wenn du aus sechs Spielen fünf verlierst, reicht es wohl nicht ganz.

Sie sind der mit Abstand schlechteste Aufsteiger. . .
Stimmt, wir müssen den Laden wohl zusperren. (lacht) Im Ernst: Was Ulm und Münster da machen, zeigt, was man mit Euphorie alles bewegen kann. Wenn man die Etats der meisten Klubs anschaut, haben wir da oben nichts verloren. Wir möchten in den nächsten Jahren angreifen, das wäre der Plan. Aktuell ist wichtig: Wir haben als Aufsteiger und Underdog frühzeitig den Klassenerhalt gepackt, damit sind wir super zufrieden. Wir haben uns auch Platz eins im Fördertopf gesichert, da konnten wir Sechzig den Rang ablaufen. Die Liste an Nachwuchsspielern ist endlos lang bei uns, genau das ist unser Weg.

Doppel-Boss Schwabl: "Die Herausforderung ist es, zwischen Kabine und Büro zu trennen"

Hachings einzigartiger Weg ist es auch, Doppelfunktionen zu verteilen: Sie und Josef Welzmüller sind Verteidiger und Sportchefs, René Vollath ist Torhüter, Torwarttrainer und Leiter der Torwartakademie.
Unser Konstrukt ist wirklich einzigartig. Aber es funktioniert. Die Herausforderung ist es, zwischen Kabine und Büro zu trennen. Da muss ich wirklich sagen: Respekt an die Jungs, wie sie das alles aufgenommen haben. Da gab es nie jemanden, der sich mir oder Seppi gegenüber anders verhalten hätte. Es ist schon eine besondere Situation: Vor ein paar Tagen saßen wir mit Manni, einem Spieler und seinem Berater zusammen, ein paar Minuten später stehen wir auf dem Rasen. Erst geht's um Vertragsinhalte, dann gibst du dir die Hand und gehst kicken.

Kürzlich war von einer Kooperation mit dem FC Bayern zu lesen. Was sagen Sie dazu?
Kein Kommentar.

Schwabl: "Karriereende?  Zwei, drei Jahre sind noch im Tank"

Nachdem sich die Saison bereits dem Ende zuneigt: Wie weit ist Sportchef Schwabl denn schon mit der Kaderplanung?
Wir wollen weiter voll auf den Nachwuchs setzen, auch wenn uns der ein oder andere Spieler verlassen wird. Dazu brauchst du auch die alten Recken als Ankerspieler, wenn es hart auf hart kommt. Ich kann sagen, dass zwar viele Verträge auslaufen, aber wir mit vielen Spielern schon sehr weit sind, etwa mit Manuel Stiefler.

Und wie schaut es aus, wenn der Sportchef Schwabl mit dem Spieler Schwabl über seinen auslaufenden Vertrag spricht?
Dann führe ich ein Selbstgespräch, schlage ein gutes Gehalt heraus und unterschreibe! Nein, Schmarrn: Da verhandle ich mit Manni: Wenn wir beide uns einigen und der Trainer sportlich den Daumen hebt, bleibe ich. Ich denke, zwei, drei Jahre sind noch im Tank, wobei für mich wie für alle Routiniers gilt: Wenn ein Junger kommt, werde ich seinen Weg nicht blockieren, sondern voll und ganz unterstützen.

Wenn Sie die Fußballschuhe schließlich an den Nagel hängen, treten Sie dann das Erbe Ihres Papas als Mr. Haching an?
Erbe übernehmen ist bei den Schwabls schwer, weil alles in Haching steckt. (lacht) Wer den Manni kennt, der weiß: Er ist jetzt nicht der Typ, der sich eine Hüttn in den Bergen kauft, oben am Gipfel sitzt und sich vom Leben berieseln lässt. Eher so die Kategorie Uli Hoeneß, der sein Lebenswerk nicht so leicht aus der Hand gibt. Aber das Tagesgeschäft hat in den letzten Jahren enorme Dimensionen angenommen, dann bin ich in die Bresche gesprungen. Er sagt zwar nix, aber ich denke, er ist ganz zufrieden mit mir. In Bayern gibt's da einen guten Spruch: "Ned gschimpft is globt gnua!"

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.