Interview

Ex-Löwe bei Haching: "Hier schaut man mehr über den eigenen Tellerrand hinaus"

Seit dem Sommer ist Matthias Luginger Co-Trainer bei der SpVgg Unterhaching, doch davor hat er insgesamt sechs Jahre für den TSV 1860 gearbeitet. In der AZ spricht er über das anstehende Duell, die Unterschiede zwischen den Klubs und das Hachinger Geheimnis.
von  Kilian Kreitmair
April 2022: Athletiktrainer Matthias Luginger (Mitte) im Gespräch mit dem damaligen Löwen-Kapitän Stefan Lex (l., im Hintergrund Yannick Deichmann)
April 2022: Athletiktrainer Matthias Luginger (Mitte) im Gespräch mit dem damaligen Löwen-Kapitän Stefan Lex (l., im Hintergrund Yannick Deichmann) © IMAGO/Markus Fischer (www.imago-images.de)

Unterhaching – Am Samstag steht im Grünwalder Stadion das S-Bahn-Derby zwischen dem TSV 1860 und der Spielvereinigung Unterhaching an (14 Uhr live im BR, bei MagentaSport und im AZ-Liveticker). Für Hachings Co-Trainer Matthias Luginger (33) wird die Partie aus doppelter Hinsicht etwas Besonderes. Grund: Luginger arbeitete von 2016 bis 2022 an der Grünwalder Straße, war dort in seinen letzten drei Jahren sogar Athletiktrainer bei den Profis. Im AZ-Interview verrät er, worin sich die Hachinger von den Löwen unterscheiden und was er mit den ehemaligen Kollegen vor dem Derby schreibt.

AZ: Herr Luginger, was haben Sie mit Ihrem Präsidenten Manfred Schwabl gemeinsam? 
MATTHIAS LUGINGER: Wir beide sind fußballverrückt und lieben den Fußball.

Das ist aber nicht alles. 
Dann weiß ich es nicht. Was denn?

Matthias Luginger wechselte im Sommer 2023 als Co-Trainer zur SpVgg Unterhaching
Matthias Luginger wechselte im Sommer 2023 als Co-Trainer zur SpVgg Unterhaching © IMAGO/Sven Leifer (www.imago-images.de)

Sie haben beide für den TSV 1860, für den FC Bayern und die Spielvereinigung Unterhaching gearbeitet. 
Das stimmt (lacht). Das haben nicht viele gemacht.

Man kennt Sie als Athletiktrainer von Sechzig München. Jetzt sind Sie Co-Trainer bei Unterhaching. Das ist nicht gerade ein gewöhnlicher Schritt. Wie kam es dazu? 
Es hat sich über Jahre einfach entwickelt. Ich habe als Fußballtrainer bei den Löwen im Nachwuchsleistungszentrum begonnen. Jahre später hatte ich dann nach dem Sportwissenschaftsstudium die Möglichkeit, Athletiktrainer zu werden. Ich habe parallel dazu aber angefangen, einen Amateurverein zu trainieren. So richtig weg vom Trainergeschäft war ich also nie. Deswegen würde ich mich auch nicht als den typischen Athletiktrainer beschreiben, sondern ich war schon immer ein Fußballer und habe dann als Athletiktrainer gemerkt, dass mir der Trainerjob fehlt und der Trainerjob der ist, indem ich mich langfristig sehe.

Luginger: "Ich habe das Gefühl, dass man hier mehr über den eigenen Tellerrand hinausschaut"

Also war es für Sie keine große Umstellung? 
Ich glaube, es ist für Außenstehende ungewöhnlicher als für mich selbst. Für mich war es keine große Umgewöhnung. Ich war bei Sechzig mehr als drei Jahre im Trainerteam und habe mitbekommen, was sie arbeiten. Wir waren im gleichen Büro und standen jeden Tag zusammen auf dem Platz. Natürlich habe ich mich hauptsächlich um die Athletik gekümmert, aber ich war bei den meisten anderen Inhalten auch involviert. Das heißt, ich war von der Arbeit des Co-Trainers nicht so weit entfernt.

Wie würden Sie ihre ersten Monate bei der Spielvereinigung bewerten? 
Intensiv. Von der Regionalliga in die 3. Liga war ein großer Sprung. Es gab einen Umbruch im Trainerteam. Wir mussten uns da erst einmal finden und die Mannschaft im Detail kennenlernen, die aus einer sehr erfolgreichen Vorsaison kam. Es war zwar sehr intensiv, aber ich glaube, dass es soweit gut lief und wir aktuell auf einem sehr guten Weg sind.

Worin unterscheiden sich Haching und der TSV 1860? 
Sechzig ist sehr groß. Das merkt man schon, wenn man das Gelände betritt. Es ist einfach so viel Tradition, so viel Power und so viele Fans. Das merkt man in der täglichen Arbeit und im Umgang miteinander. Es ist sehr strukturiert und gradlinig, vielleicht auch, weil es eine sehr steile Hierarchie gibt. Haching ist kleiner und familiärer. Da trifft man Jugendtrainer, den Präsidenten oder auch andere Mitarbeiter auch mal auf dem Flur oder im Erdgeschoss im Wirtshaus. Es wird sich viel ausgetauscht, egal ob bei einem Kaffee oder einem gemeinsamen Essen. Ich habe das Gefühl, dass man hier mehr über den eigenen Tellerrand hinausschaut und auch mal bei Dingen hilft, die nicht zum direkten Aufgabenbereich gehören.

Als Aufsteiger ist Haching gut in die Saison gestartet. Tabellenplatz sechs nach 15 Spieltagen. Das haben viele nicht erwartet. Was ist das Erfolgsrezept? 
Ich glaube, ein Punkt ist die Mannschaft selbst. Der Kern ist im Großen und Ganzen zusammengeblieben. Die Spieler sind sehr lernwillig, sehr zielstrebig. Alle sprechen eine gemeinsame Sprache und wissen, was sie wollen. Und wir haben eine gute Mischung aus Routiniers, die den Karren ziehen, und jungen Talenten, die mit den Hufen scharren und in die Startelf wollen.

Haching im Grünwalder - "Es macht Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen"

Am Samstag steht das S-Bahn-Derby gegen den TSV 1860 an. Sie kommen erstmals zurück an die alte Wirkungsstätte. Ist das aus doppelter Sicht ein besonderes Spiel für Sie? 
Klar, gerade auch im ausverkauften Grünwalder Stadion. Ich hatte jedes Mal, als ich ins Stadion gegangen bin, Gänsehaut. Es ist natürlich etwas Besonderes.

Sie sprechen die unglaubliche Stimmung im Grünwalder Stadion an. Geben Sie ihren Spielern den ein oder anderen Tipp, wie man vor so einer Kulisse spielt?
Klar, Grünwalder Stadion, ausverkauftes Haus, da ist richtig Stimmung. Aber ich glaube, da sind die Jungs schon gut darauf vorbereitet. Die wissen, was sie erwartet. Es wird cool für sie. Es macht Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen.

Was glauben Sie: Wie emotional wird es für Sie? Sie kennen noch viele Mitarbeiter aus Ihrer Zeit beim TSV 1860. 
Ich freue mich schon jetzt auf das Spiel. Das heißt, die Emotionen sind schon vorhanden. Ich habe auch schon mit dem ein oder anderen geschrieben. Aber während des Spiels, und das war bisher immer so, ist das ausgeblendet.

Ex-Löwe Luginger: "Weder Sechzig noch wir haben was zu verschenken"

Was wird mit den ehemaligen Kollegen vor so einem Spiel geschrieben?
Flapsige Sprüche werden ausgetauscht (lacht). Aber das ist natürlich ganz freundschaftlich. Mehr in der Richtung, dass ich mich freue, alle wieder zu sehen.

Was erwarten Sie für ein Spiel? 
Es wird ein extrem intensives Spiel von beiden Teams. Es ist ein Derby und es geht um Punkte. Weder Sechzig noch wir haben was zu verschenken, auch wenn der Druck bei den Löwen sicher etwas größer ist.

Also ein echter Kampf auf dem Giesinger Berg. 
Da würden sich alle Beteiligten freuen, solange es fair bleibt. Aber in jedem Derby herrscht eine besondere Atmosphäre und es wird in den seltensten Fällen langweilig. Wenn ich jetzt an die Löwen denke, dann freue ich mich. Da habe ich richtig Lust darauf.

Zum Abschluss stellt sich natürlich die Frage: Wie geht das S-Bahn-Derby aus?  
Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass es ein enges Spiel wird, aber ich tippe ein 2:1 für uns.

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