Eine Ära geht zu Ende
Unterhaching - Die Mundwinkel zuckten, als Engelbert Kupka sich wieder auf seinen Stuhl am Präsidiumstisch setzte. Als er seine Brille abnahm, kamen leicht gerötete Augen zum Vorschein – was wohl nicht nur der Erkältung des 71-Jährigen geschuldet war. Fast 40 Minuten hatte der Präsident der SpVgg Unterhaching bei der Mitgliederversammlung im VIP-Haus des Sportparks geredet. Es war eine emotionale, eine kämpferische, eine gute Rede.
Kupka hatte humorig und auch selbstkritisch auf die zuletzt arg unglückliche Außendarstellung der Klub-Oberen hingewiesen und schließlich das naive Hereinfallen auf den Hochstapler Franco Levis, dessen versprochenen – aber nie geflossenen – fünf Millionen Haching im Oktober fast in den Ruin getrieben hatten, mit auf seine Kappe genommen. Ihren Höhepunkt erreichte die Rede ganz zum Schluss: „Ja, wir sind in einer schwierigen Phase, aber als gemeinsame Weggefährten können wir diese Lage meistern“, setzte Kupka an, ehe er vor den 120 Mitgliedern die Bombe platzen ließ: „Dazu beizutragen bin ich bis Saisonende noch bereit, dann muss ein neuer Präsident gewählt werden.“
Im Mai wird in Haching also eine Ära zu Ende gehen. Nach 37 Jahren wird der Rechtsanwalt sein Amt zur Verfügung stellen. Kupka verabschiedet sich nach der „turbulentesten und negativsten Saison, seit ich dem Verein vorstehe“ in den Ruhestand. Jedoch nicht, ohne vorher die Scherben der chaotischen letzten Monate aufzukehren. „Wir werden den Verein zum 30.6.2011 praktisch auf schuldenfrei stellen“, sagte Schatzmeister Anton Schrobenhauser später.
Das zu Saisonbeginn noch 800.000 Euro betragende negative Eigenkapital auf den Konten werde ausgeglichen, Haching werde die aktuelle Saison mit einem positiven Ergebnis abschließen. Das Verdienst dafür gebühre vor allem dem scheidenden Präsidenten. Tatsächlich soll Kupka nach dem geplatzten Levis-Geschäft zwei Gönner aus Unterhaching gefunden haben, die dem Klub aus der Patsche halfen – und bei Schrobenhauser offenbar wieder für reichlich Oberwasser gesorgt haben. „Wir sind nicht pleite. Normalerweise müssten wir Champagner ausgeben“, meinte der langjährige Mäzen. Die mediale Darstellung der finanziellen Situation sei ihm eh zu negativ gewesen, so Schrobenhauser – und warf dem im Oktober nach nur vier Monaten zurückgetretenen Manager Erich Meidert lautstark ständige Indiskretionen vor.
Trotzdem wird bei der SpVgg künftig ein rigider Sparkurs herrschen. Künftig gebe es in Haching nur noch zwei Ziele. „Klassenerhalt und Lizenzerteilung“, so Kupka. Der Aufstieg sei solange kein Ziel mehr, ehe keine finanzstarken Sponsoren gefunden seien. Außerdem sollten ab sofort vor allem selbst ausgebildete Spieler in der ersten Mannschaft eingesetzt werden. „Die Kaderkosten für die nächste Saison werden um 50 Prozent gesenkt“, sagte Schrobenhauser. Es dürften nur noch Trainer in Haching tätig seien, die diesen Kurs mittragen würden.
Coach Klaus Augenthaler versprach, dass es an ihm nicht scheitern würde. „Ich bin bereit, den Umbruch mitzugehen“, sagte er, mahnte aber: „Spieler haben Verträge. Was machen wir mit Spielern, die Familie haben? Auch Profis sind nur Menschen. Es stehen schwierige Gespräche vor uns.“
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