"Die Türken kennen Haching"
Wie Can Cobanoglu, der neue Vize-Präsident, die Spielvereinigung wieder zurück in die Bundesliga bringen will.
AZ: Herr Cobanoglu, seit zwei Wochen sind Sie nun Vize-Präsident der SpVgg Unterhaching. Seitdem hat die Mannschaft einmal gewonnen und zweimal verloren, dabei war auch das Pokal-Aus gegen den VfL Bochum. Am Samstag (14 Uhr, Sportpark) geht es gegen den SV Wehen Wiesbaden. Bislang sind Sie nicht gerade als Glücksbringer aufgefallen.
CAN COBANOGLU: Stimmt. Vom Finanziellen her bin ich enttäuscht, weil uns durch das Pokal-Aus viel Geld fehlen wird, aber wie die Mannschaft gespielt hat, darüber war ich alles andere als enttäuscht.
Wie waren Ihre ersten 14 Tage? Sie sprachen davon, dass über Ihre guten Kontakte in den nächsten Jahren drei bis vier Millionen Euro in den Klub fließen sollen. Auch wollen Sie einen neuen Hauptsponsor finden. Sind Sie schon fündig geworden?
Diese Summe ist mein Ziel. Wir haben schon konkrete Gespräche geführt und alles vorbereitet, damit wir den Verein möglichen Sponsoren präsentieren können. Aber da steckt viel Arbeit dahinter. Es gibt schon Interessenten, die einsteigen wollen. Aber die SpVgg gibt es seit 80 Jahren und wir müssen einen Sponsor finden, der zu unserer Philosophie passt. Ein Sponsor, der unter Panik gesucht wird, schadet der Marke Haching nur.
Der Marke Haching? Wie soll die denn aussehen? In den letzten Jahren wirkte die Spielvereinigung alles andere als repräsentativ.
Man muss wieder sehen, dass wir gemeinsam ein Ziel haben – und Erfolg haben wollen.
Wer will das nicht. Was bedeutet dies konkret?
Es wird einen Hauptsponsor, einen Co-Sponsor und mehrere kleine Sponsoren geben. Wir überlegen den Stadionnamen und die Trikotwerbung zu vergeben. Wenn wir beides separat voneinander verkaufen, dann kommt ein größerer Betrag zustande. Für das Stadion habe ich schon eine Idee.
Die die wäre?
Wenn wir den Stadionnamen haben, soll jede Tribüne ihren eigenen Sponsor-Namen erhalten.
Wann wollen Sie den neuen Hauptsponsor präsentieren?
Noch in diesem Jahr.
Der TSV 1860 hat seinen neuen Hauptsponsor auch dank der Kontakte des Investors Hasan Ismaik bekommen. Sind Sie neidisch auf die Löwen?
Nein. Wir beneiden niemanden. Wir werden eine Mannschaft auf die Beine stellen, um die wir beneidet werden.
Bei Ihrer Vorstellung sagten Sie, dass der Verein in fünf Jahren wieder in der Bundesliga spielen wird. War das tatsächlich Ihr Ernst?
Ja. Ich meine alles ernst, was ich sage. Wenn ich skeptisch an die Sache rangehen würde, dann wären die Fans es auch. Wir müssen die Anhänger wieder für Haching begeistern.
Erich Lejeune, Unternehmer und Motivationscoach, stand der Spielvereinigung einst in der Bundesliga als Sponsor zur Seite. Er sprach nun davon, dass ein Verein wie Haching Magneten braucht. Sind Sie ein Magnet?
Nicht nur ich! Ich habe mich beim Pokalspiel mit Lejeune unterhalten. Er meint damit, dass sich die ganzen Geschäftsleute, die die Spielvereinigung früher unterstützt haben, zusammentun sollen und die Marke Haching wieder wecken. Viele Leute sind in der Vergangenheit verärgert worden, die will man jetzt zurückgewinnen.
Das wird schwer genug. In den letzten Jahren herrschte in Haching vor allem Chaos.
Die Vergangenheit zählt nicht mehr, ich schaue nur in die Zukunft. Ich hatte in meinem Leben immer Druck. Wenn man nur das Negative sieht, dann geht es abwärts.
Sie verbringen über die Hälfte des Monats in München, zuletzt waren Sie sogar mehrfach beim Training dabei.
Ja, und am Mittwoch gab es ein Essen mit dem Trainerstab. Wir haben über die Zukunft des Vereins geredet. Es war ein sehr interessanter Abend. Aber eins ist klar: Ich werde mich nicht in den sportlichen Bereich einmischen.
Auch mit dem Mäzen Anton Schrobenhauser haben Sie sich getroffen.
Richtig, er war mit mir beim Türkischen Konsulat. Da haben wir das Interesse der türkischen Geschäftsleute in Unterhaching gespürt. Wir sind alle überrascht über den Weg, den wir in kürzester Zeit schon gegangen sind – und auch darüber, dass mich die alteingesessenen Hachinger so aufgenommen haben. Man spürt, dass sich etwas rührt in Unterhaching.
Sie waren auch Manager der türkischen Nationalmannschaft. Warum helfen Sie nun einem Drittligisten?
Außerhalb der Türkei einen kleinen Verein zu übernehmen, ist für mich einfacher. Bei Bayern kannst du nichts mehr draufsetzen, in Unterhaching kann man noch viele Ziele erreichen. Außerdem gefällt mir München. In jeder türkischen Zeitung wurde zuletzt über die Spielvereinigung berichtet, die Türken kennen jetzt Haching. Ich will Haching nach vorne bringen.
Kritiker sagen aber, dass von Ihnen bislang nur große Versprechungen kommen.
Kritik gibt es immer. Als wir mit der Türkei bei der WM 2002 Dritter wurden, sagten viele: „Warum seid ihr nicht Weltmeister geworden?“
Es heißt, Sie seien mit Christoph Daum befreundet?
Befreundet ist zu viel gesagt. Er wollte mich als Sportdirektor zu seinen Klubs holen, als er in der Türkei war. Jetzt bin ich froh, hier in Haching zu sein.