„Angst, etwas falsch zu machen”

Unterhaching - „Gewinnen kann jeder, wir kommen wieder, beim nächsten Mal als Sieger”, tönt es nach Abpfiff der Drittliga-Partie zwischen der SpVgg Unterhaching und Darmstadt (2:4) aus den Lautsprechern. Einige Spieler im Rot-Blauen Dress liegen regungslos auf dem Rasen, andere verlassen mit hängenden Köpfen das Spielfeld – zwei Punkte aus vier Spielen, das ist zu wenig. Viel zu wenig.
Die AZ erklärt, warum der Saisonstart verpatzt wurde.
Individuelle Fehler: Die Defensive neigt dazu, sich blöde Tore einzufangen. Fast die Hälfte der bisher neun Gegentreffer (Ligahöchstwert) resultierte aus individuellen Schnitzern. „Wir versuchen immer Situationen, in denen es hinten eng wird, spielerisch zu lösen – lange Bälle sind keine Option für uns. Da passieren Fehler, die wir abstellen müssen”, sagt Kapitän Maximilian Welzmüller.
Leader-Mangel: Hachings Truppe ist eine der jüngsten der Liga. Mit einem Altersdurchschnitt von 21 Jahren liegt die Mannschaft vom Trainergespann Claus Schromm und Manuel Baum sogar hinter der Zweitvertretung von Borussia Dortmund (21,6). Kein Spieler im Kader ist älter als 27 Jahre. „Gerade junge Spieler denken viel nach und haben Angst, etwas falsch zu machen – da verkrampft man schnell”, sagt der Kapitän. Viele könnten sogar noch in der A-Jugend spielen. „Bei uns im Team gibt es keinen klassischen Leitwolf. Wir haben flache Hierarchien und deshalb einige Spieler, die auf den Tisch hauen – ich finde aber, dass es zu wenige sind”, sagt Welzmüller.
Verletzten-Misere: Zeitweise fehlten über zehn Spieler. Die zweitligaerfahrenen Mario Erb und Benjamin Schwarz fallen seit Saisonbeginn aus. Auch Marius Willsch, Jonas Hummels und Benjamin Kauffmann fehlen verletzt – wichtige Säulen. „Erb und Schwarz haben eine starke Vorbereitung gespielt und sind für unsere Defensive enorm wichtig. Jetzt brechen sie uns weg – ich denke, das ist der Hauptgrund für den Fehlstart”, sagt der Kapitän.
Schlafmützige Anfangsphase: Unterhaching fing sich in den ersten vier Saisonspielen bereits drei Treffer in den Anfangsminuten ein. Welzmüller: „Das ist ein Problem, das wir in den Griff bekommen müssen. Wären wir mal 1:0 vorne, müsste der Gegner mal Gas geben und aufmachen.”
Doppelbelastung: Unterhaching ist einzigartig im deutschen Profifußball. Grund: Als einziger Verein trennt die Spielvereinigung nicht klar zwischen Dritt- und Bayernligamannschaft. Das heißt, dass jeder Spieler für beide Teams auflaufen kann und einige sogar zusätzlich für die A-Jugend spielberechtigt sind. „Wenn alle Spieler fit sind, ist das eine gute Idee. Die Jungs, die bei der Ersten nicht oder nur kurz spielen, können bei der Zweiten Spielpraxis sammeln. Durch die vielen Verletzten ist das natürlich problematisch, vor allem, weil sich keine erste Elf herauskristallisieren kann”, sagt Welzmüller.
Standardschwäche: Dreimal hintereinander haben sich die Vorstädter einen Gegentreffer nach Freistößen oder Eckbällen eingefangen. Welzmüller: „Da haben wir körperliche Nachteile, weil die meisten von uns recht klein sind”, sagt er. „Trotzdem kann es nicht sein, dass wir in jedem Spiel ein Standard-Tor bekommen. Daran müssen wir dringend arbeiten.”