"Spott und Feindseligkeit" nach drittem verlorenen Playoff-Spiel

Der FC Bayern verliert bei den Artland Dragons 67:83 und steht vor dem Aus. Kapitän Hamann wird angefeindet – Trainer Bauermann schimpft: „Niveaulose Hexenjagd“
von  Julian Galinski
Die Basketballer des FC Bayern überzeugen bei ihrem dringend notwendigen Heimsieg. Gegen Ludwigsburg gewinnt der FC Bayern mit 81:69 gegen Ludwigsburg.
Die Basketballer des FC Bayern überzeugen bei ihrem dringend notwendigen Heimsieg. Gegen Ludwigsburg gewinnt der FC Bayern mit 81:69 gegen Ludwigsburg. © Rauchensteiner/Augenklick

Der FC Bayern verliert das dritte Playoff-Spiel bei den Artland Dragons 67:83 und steht vor dem Aus. Kapitän Steffen Hamann erlebt dabei einen bisher beim Basketball ungekannten Hass der Anhänger

MÜNCHEN Steffen Hamann sitzt schon längst im Mannschaftsbus, selbst dann lassen die gegnerischen Fans nicht von ihm ab. Ein älterer Mann mit grauem Schnauzer hält ein „...and the Oscar goes to Steffi Hamann”-Schild unter das Fenster, ein Jugendlicher ein riesiges Abbild des US-Schauspiel-Preises daneben.

Es ist Samstag, die Basketballer des FC Bayern haben soeben mit 67:83 bei den Artland Dragons verloren. In der Playoff-Serie (best of five) steht es nun 1:2. Den Bayern droht das Aus: Sie müssen sowohl das Heimspiel am Dienstagabend (19.15 Uhr, live auf Sport1) als auch das Auswärtsspiel am Donnerstag in Quakenbrück gewinnen, um sich fürs Halbfinale zu qualifizieren – und Steffen Hamann bis dahin einen Nachmittag bisher ungekannter Anfeindungen verarbeiten.

Mittelfinger, gellende Pfiffe bei jeder Ballberührung, Hohn und Spott auf zahlreichen Schildern im Publikum: „Die Atmosphäre war nicht emotional, sie war feindselig”, sagt Trainer Dirk Bauermann. Die Artland Dragons und ihre Anhänger werfen Hamann vor, am Dienstag in Spiel zwei einen Schlag ins Gesicht von Dragons-Aufbauspieler David Holston erst provoziert zu haben und dann zu theatralisch zu Boden gegangen zu sein. Holston wurde daraufhin für ein Spiel gesperrt.

Sie inszenierten Hamann als Balletttänzer, als heulendes Kind, stellten seine Vorbildfunktion als Sportler infrage: Flüche, Schimpfworte, Drohungen – vom Grundschulkind bis zur Großmutter. „Selbst ich musste mir Sachen anhören, die ich in meiner Karriere noch nicht erlebt hatte”, sagt Bauermann. Das beschauliche Artland, dort ist Basketball Sport Nummer eins, hatte in kurzer Zeit eine erstaunliche Aggression entwickelt.

Mit Hamann, den er in seiner Karriere stets beschützt und gefördert hatte, verbindet Bauermann eine besondere Bindung. Deshalb treffen ihn die Schmähungen besonders hart. „Solche Dinge sind nicht akzeptabel. Es gehört sich nicht, den Kapitän der Nationalmannschaft und des FC Bayerns derart an den Pranger zu stellen. Das war eine niveaulose Hexenjagd.” Mit Basketball, sagt Bauermann, habe das Spiel nicht viel zu tun gehabt. „Das war eine reine Sache des Kopfes und der Emotionalisierung.”

Die Dragons hatten den Vorfall um Hamann und Holston geschickt inszeniert: Der FC Bayern als polarisierendster Sportverein Deutschlands mit seinen beiden Reizfiguren Dirk Bauermann und Steffen Hamann sollte ausgerechnet dem kleinsten Spieler der Liga übel mitgespielt haben – vier Komponenten für eine dankbare Geschichte. „Sie haben haben das clever instrumentalisiert”, sagt Bauermann.

Und attackiert gleich auch noch die Basketball-Bundesliga: „Offenbar gestattet die Liga, dass jedes Mittel recht ist.” Schon am Samstagnachmittag schimpfte er über die Schiedsrichter, die in den ersten 20 Minuten des Spiels Artland 17 Freiwürfe zusprachen, dem FC Bayern einen: „Es würde gut tun, das zu analysieren und zu schauen, ob das so in Ordnung geht.

Trotz allem ließ sich am Ende des Spiels jedoch zweifelsfrei feststellen: Bauermanns Mannschaft hielt der Atmosphäre in der Halle nicht stand: „Man muss sich in so einer Situation sportlich wehren, das haben wir nicht getan.” Es war eine einseitige Partie, die Bayern oft ideen- und mutlos. „Wir waren wie gelähmt”, sagt Bauermann, „niemand in der Mannschaft hat gut gespielt.”
Nun fehlt nur noch eine Niederlage und die Saison des FC Bayern ist beendet. Daran mag Bauermann aber noch nicht glauben: „Wir werden diese Serie am Dienstagabend ausgleichen!”

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