Sporthilfe diskutiert Aus für Medaillenprämien

"In einer Analyse der London-Spiele werden wir natürlich auch die Olympia-Prämien hinterfragen", sagte Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe.
dpa |
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Die Stiftung Deutsche Sporthilfe diskutiert die Abschaffung von Medaillenprämien bei Olympischen Spielen.

Frankfurt/Main -"Langfristige, verlässliche Förderung steht für uns im Fokus, nicht eine singuläre Maximalprämie. In einer Analyse der London-Spiele werden wir natürlich auch die Olympia-Prämien hinterfragen", sagte Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Sporthilfe, am Freitag zu einem entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung.

Extra-Zahlungen für WM- und EM-Medaillen soll es bei dem neuen Konzept ohnehin nicht mehr geben, auch nicht im Juniorenbereich. Die Sporthilfe baut mehr darauf, den Sportlern bei ihrer beruflichen Laufbahn unter die Arme zu greifen. "Die Sporthilfe hat längst begonnen, ihre Bausteine zur Förderung der dualen Karriere zu stärken: durch ElitePlus im Jahr 2011 und durch das Deutsche Bank Sport-Stipendium für alle Studierenden unter den geförderten Sportlern - das sind etwa 300 - Anfang dieses Jahres", erklärte Ilgner. Dieses Konzept verfolge seine Organisation auch mit Blick auf Rio 2016 weiter.

Für Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel wäre eine Sport-Rente auf Lebenszeit eine denkbare Alternative zum Medaillenbonus. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Medaillenprämien komplett abgeschafft werden, aber da gibt es viele Möglichkeiten. Man muss sich alles anhören. Und bei einer Sport-Rente könnten Athleten auch im Alter noch von ihren Olympiasiegen oder Medaillen zehren", sagte der Potsdamer am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Doppel-Olympiasieger Michael Jung sieht die Medaillenprämien als "kleinen Bonus obendrauf". Entscheidend sei aber das langfristige Förderkonzept der Sporthilfe, das sich nach Meinung des 30-Jährigen bewährt hat. "Viel wichtiger ist es, dass man auf dem Weg zu großen Championaten unterstützt wird", sagte der Vielseitigkeitsreiter am Freitag. "Das war für mich super, wie das die Sporthilfe bisher gemacht hat. Vielleicht kann man das noch optimieren." Aber generell sei dies der richtige Weg.

98 Prozent der Olympia-Teilnehmer von London werden von der Sporthilfe gefördert. Das Sozialwerk des deutschen Sports hatte am Ende der Sommerspiele angekündigt, mindestens 1,25 Millionen Euro an deutsche Teilnehmer auszuschütten. Die Prämien sind seit Sydney 2000 unverändert geblieben. Für Gold gab es seither 15 000 Euro, Silber und Bronze wurden mit 10 000 beziehungsweise 7500 Euro honoriert.

Die erst nach einer Gerichtsentscheidung veröffentlichten internen Medaillen-Zielvereinbarungen hatten vergangene Woche eine große Diskussion um den Leistungssport ausgelöst. In London hat der deutsche Sport mit 44 Medaillen die eigentlich angestrebten 86 Plaketten deutlich verpasst. "Natürlich ist Kritik gerechtfertigt,", sagte Bernhard Schwank, Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in der ARD-Sendung "Beckmann". "Aber nicht in dieser Art und nicht auf dem Rücken der Sportler. Wir sind immer noch die sechsterfolgreichste Nation dieser Welt bei den Olympischen Spielen."

Ilgner hatte schon während Olympia eingeräumt: "Wir sind absolut einig darüber, dass die Gesamtförderung bei uns zu gering ist." Er sei aber zuversichtlich, die gesamte Förderleistung von gegenwärtig knapp zwölf Millionen Euro im Jahr weiter ausbauen zu können.

Es gebe in Deutschland eine "wirklich überhitzte, inhaltlich verkürzte Diskussion um Prämien", weil diktatorisch regierte Länder und auch kleinere Länder Olympiasiege angeblich mit bis zu einer Million Euro honorierten. "Bei unserer Förderung geht es um langfristige, verlässliche Unterstützung besonders bei der Verbindung von Sport und Ausbildung oder Beruf", erklärte Ilgner.

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