Sport sieht neue Geldquelle - Wettanbieter skeptisch

Die geplante Öffnung des milliardenschweren deutschen Glücksspielmarktes auch für private Betreiber findet nicht nur Beifall.
dpa |
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 Der Sport sieht eine neue Geldquelle, die Anbieter von Sportwetten jedoch bleiben skeptisch: Die geplante Öffnung des milliardenschweren deutschen Glücksspielmarktes auch für private Betreiber findet nicht nur Beifall.

Leipzig -Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erwartet nach der Einigung auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag eine finanzielle Beteiligung an den Einnahmen. Dagegen wollen sich Wettanbieter erst um eine der maximal 20 vorgesehenen Lizenzen bewerben, wenn die Details bekannt sind.

"Wir haben im Vorfeld stets unseren mit DFB, DFL und Sporthilfe abgestimmten Anspruch formuliert, dass der Sport - ohne den es keine Sportwetten gäbe - einen angemessenen Anteil an den Erträgen der Konzessionsabgaben für seine gemeinnützige Arbeit erhält", erklärte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. Die Wettanbieter sollen fünf Prozent Umsatzsteuer zahlen.

Vesper begrüßte die Öffnung des Marktes auch für private Anbieter von Sportwetten. "Nur so besteht die Möglichkeit, über 95 Prozent des deutschen Marktes, der derzeit illegal ist und keinerlei Steuern und Abgaben zahlt, in die Legalität zu kanalisieren", sagte er. Zugleich sei mit der geplanten Neuordnung gesichert, dass "unser Partner Lotto über eine gesicherte Grundlage für die Lotterien einschließlich der Glücksspirale" verfüge.

Mit Ausnahme von Schleswig-Holstein, das ein eigenes Glücksspielgesetz hat, hatten sich die Bundesländer am Donnerstag auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag geeinigt. Danach sollen 20 Lizenzen für Sportwettenanbieter vergeben werden. "Damit erhält auch die staatliche Oddset-Wette neue Chancen in einem fairen Wettbewerb mit gleichen Pflichten und Rechten", sagte Vesper.

Die privaten Wettanbieter halten den auf Drängen der EU neugefassten Glücksspielstaatsvertrag nicht für rentabel und sehen sich wegen der Limitierung auf 20 Lizenzen immer noch eingeschränkt. "Die Änderungen gehen zwar in die richtige Richtung, aber sie sind vom eigentlichen Ziel noch weit entfernt. Die jetzt vorgeschlagenen Regelungen entsprechen immer noch nicht der Marktrealität", erklärte Günter Boyks, Direktor der "digibet UK Ltd.".

Die Senkung der Umsatzsteuer von ursprünglich 16,66 Prozent auf fünf Prozent sei seiner Meinung nach zu gering ausgefallen. In Frankreich hätten bei Abgaben von acht Prozent Wettanbieter deswegen ihre dortigen Lizenzen zum Teil wieder zurückgegeben.

Auch "digibet"-Konkurrent "bwin" erwartet Nachbesserungen. "Es geht nun darum, bei der Ausgestaltung der Beschlüsse eine Lösung zu finden, die den Marktrealitäten entspricht und gleichzeitig EU-konform ist", erklärte Jörg Wacker, Direktor der "bwin e.K.". Ob der einstige Trikotsponsor des Bundesligisten SV Werder Bremen überhaupt eine Lizenz beantragen wird, ließ er offen. "Die Details bei den Bestimmungen der Konzessionsvergabe werden ausschlaggebend sein. Erst nach deren Kenntnis kann beurteilt werden, welche Anforderungen ein Anbieter erfüllen muss", stellte er klar.

In der Bewertung von Schleswig-Holsteins Sonderrolle gehen die Standpunkte von Sport und Wettanbietern am weitesten auseinander. Während Vesper ausdrücklich dafür plädierte, "dass auch Schleswig-Holstein der gefundenen Lösung beitritt, damit in Deutschland kein 'Flickenteppich' im Sportwetten-Bereich entsteht", loben die Veranstalter das Kieler Gesetz. "Dieses entspricht mit seinen Regelungen der Marktrealität und ist zukunftsweisend", urteilte Wacker.

In Schleswig-Holstein sind Online-Glücksspiele zugelassen, die Abgaben betragen 20 Prozent auf den Rohertrag und die Anzahl zu vergebender Lizenzen ist unbegrenzt. "Es ist wünschenswert, dass die Bundesländer sich doch noch eines besseren besinnen und auch zu dieser Regelung greifen", sagte Günter Boyks.

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