Spießrutenlauf für Fackel

Das Olympische Feuer ist eigentlich ein Symbol der Zusammen- gehörigkeit aller Nationen, doch provoziert der Fackellauf derzeit hauptsächlich Proteste gegen Chinas Tibet-Politik. In London gab es sogar Festnahmen.
von  Abendzeitung
Die Londoner Polizei hatte Mühe, die Fackel vor den Demonstranten zu schützen
Die Londoner Polizei hatte Mühe, die Fackel vor den Demonstranten zu schützen © AP

LONDON - Das Olympische Feuer ist eigentlich ein Symbol der Zusammen- gehörigkeit aller Nationen, doch provoziert der Fackellauf derzeit hauptsächlich Proteste gegen Chinas Tibet-Politik. In London gab es sogar Festnahmen.

Im Schneeregen und begleitet von Anti-China-Protesten hat am Sonntag der olympische Fackellauf in London begonnen. Der britische Ruder Sir Steve Redgrave, der zwischen 1984 und 2000 bei fünf aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen Goldmedaillen gewann, übernahm die erste Kurzetappe auf der etwa 50 Kilometer langen Strecke zwischen dem Wembley-Stadion im Nordwesten der britischen Hauptstadt und der Arena im Stadtteil Greenwich im Südosten.

Das Olympische Feuer, getragen von 80 Sportlern und Prominenten, soll auch am Amtssitz des britischen Premierminister Gordon Brown und auf dem Olympia-Gelände in Ost-London haltmachen, wo die Spiele 2012 stattfinden werden. Der Fackellauf fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz. Nach einem Handgemenge am Wembley-Stadion wurden drei Demonstranten in Polizeigewahrsam genommen. Schon am Vortag waren vier Protestierer kurzzeitig festgenommen worden, nachdem sie an der Westminister Bridge ein Transparent mit der Aufschrift «Freiheit für Tibet» angebracht hatten. An der Westminster-Brücke in der Nähe des Parlaments enthüllten zwei Aktivisten am Samstag ein Transparent mit der Aufschrift «Eine Welt, ein Traum: Befreit Tibet 2008.» Der Text war eine Anspielung auf das offizielle chinesische Olympia-Motto: «Eine Welt, ein Traum». Die Polizei nahm vier Personen fest.

Brown gegen Boykott

Am Rande der Strecke wurden am Sonntag rund 80.000 Zuschauer erwartet, darunter zahlreiche Demonstranten, die gegen die chinesische Politik in Tibet und Darfur protestieren wollen. Das Olympische Feuer war am Samstagabend auf dem Flughafen Heathrow in London eingetroffen. Nächste Station soll Paris sein. Der britische Premierminister Gordon Brown bekräftigte seine Absicht, im August zu den Olympischen Spielen nach Peking zu reisen. Nicht einmal der Dalai Lama habe sich für einen Boykott ausgesprochen, sagte Brown am Samstag am Rande einer internationalen Konferenz in Watford.

Dagegen hält sich der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy die Option offen, nicht zur Eröffnungsfeier zu erscheinen. Einen Bericht, wonach Sarkozy seine Teilnahme von diversen Bedingungen abhängig mache, relativierte die Regierung am Wochenende. Die Zeitung «Le Monde» hatte die französische Staatssekretärin für Menschenrechte, Rama Yade, mit den Worten zitiert, der Präsident fordere ein Ende der Gewalt in Tibet sowie die Freilassung der politischen Gefangenen, eine Aufklärung der Ereignisse in Tibet und den Beginn eines ernsthaften Dialogs mit dem Dalai Lama. Yade erklärte am Samstag, das Wort «Bedingungen» sei nie gefallen. (dpa/AP)

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