Spielabbruch: Trainer schlägt Schiri mit der Faust k.o.

Spielertrainer von Srbija München dreht nach Roter Karte durch - und streckt den 19-jährigen Unparteiischen beim 1:4 gegen Hammerau nieder. BFV schmeißt den Fußball-Rambo aus dem Verband: "Das ist eine Straftat." Verein droht hohe Geldstrafe.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Spielertrainer von Srbija München dreht nach Roter Karte durch - und streckt den 19-jährigen Unparteiischen beim 1:4 gegen Hammerau nieder. BFV schmeißt den Fußball-Rambo aus dem Verband: "Das ist eine Straftat." Verein droht hohe Geldstrafe.

Fußball brutal in der Bezirksliga Ost: Dragan N., der 39-jährige Spielertrainer von SK Srbija München, hat den Fußballplatz offenbar mit einem Boxring verwechselt. Beim 1:4 gegen Hammerau verlor der Serbe in der 57. Minute die Nerven – und schlug nach einem heftigen Wortgefecht mit dem Schiedsrichter und anschließender roter Karte dem Unparteiischen Tim Erdt (FC Greifenberg) die Faust ins Gesicht.

Der 19-jährige Schiedsrichter sank daraufhin bewusstlos zu Boden, Schiedsrichter-Beobachter Karl Frank (Markt Schwaben) rief sofort die Polizei und den Notarzt. Das Spiel wurde abgebrochen. Erdt musste mit Gesichtsverletzungen und geschwollener Halsschlagader ins Neuperlacher Klinikum eingeliefert worden – am Montagabend wurde der talentierte Referee schließlich aus dem Krankenhaus entlassen. „Ob ich nochmal pfeife“, sagte Erdt gestern der AZ, „das weiß ich noch nicht. Mehr will ich nicht sagen.“

Erdt wirkte schockiert ob der Vorfälle auf der Bezirkssportanlage in Neuperlach. „Er wird von uns jede Unterstützung bekommen“, sagt DFB-Vize-Präsident Rainer Koch, gleichzeitig oberster Fußball-Funktionär in Bayern, zur AZ. „Wenn er den Spielertrainer zivilrechtlich verklagt, gewähren wir ihm natürlich Rechtsschutz.“ Koch wird rigoros gegen den Fußball-Rambo vorgehen: „Wer dem Schiedsrichter die Faust ins Gesicht schlägt“, sagt der Funktionär der AZ, „wird aus dem Verband ausgeschlossen. Das ist absolut inakzeptabel. Wenn er auch noch eine Trainer-Lizenz besitzt, wird die ihm umgehend eingezogen.“ N. droht eine lebenslange Fußball-Sperre. „Wer so was macht“, sagt Koch, „der hat sich aus der Fußball-Gemeinschaft verabschiedet. Das ist eine Straftat.“

Die nun auch dem SK Srbija teuer zu stehen kommen wird: In der Spielordnung des BFV steht in Paragraph 74: „Verschuldet ein Verein einen Spielabbruch, wird er mit einer Geldstrafe von 50 Euro bis zu 5000 Euro belegt. Im Wiederholungsfall innerhalb von drei Jahren kann auf eine Vereinssperre von vier Wochen bis zu sechs Monaten erkannt werden. Jeder Verein haftet für seine Spieler, Mitarbeiter, Erfüllungsgehilfen und Mitglieder.“ Bezirksspielleiter Horst Winkler (Rosenheim) hat den Fall bereits übernommen: „Ich habe einen zweiseitigen Brief des Übeltäters auf dem Schreibtisch, indem er seine Sicht schildert. Was er allerdings geschrieben hat, grenzt an eine Unverschämtheit. Für ihn sind die Schiedsrichter die bösen Buben und schuld daran, dass sein Verein Letzter ist.“ Koch wütend: „So darf es in dem Verein nicht mehr weitergehen.“

Schließlich ist der SK Srbija kein unbeschriebenes Blatt in der Münchner Fußball-Szene: 2002 wurden dem serbischen Klub 13 Punkte abgezogen und die Bezirksliga-Meisterschaft entzogen – weil ein nicht spielberechtigter Fußballer eingesetzt worden war. Der SV Kirchanschöring wurde nachträglich zum Meister gekürt. Und in dieser Saison konnten die Serben aufgrund Spielermangels einmal schon nicht antreten. Gestern berief der SK Srbija eilig eine Krisensitzung ein. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagt SK-Abteilungsleiter Zlatko Merdzanic, „dass sich Dragan dazu hinreißen hat lassen. Wir verurteilen Gewalt auf dem Sportplatz, aber wir werden ihn nicht an den Pranger stellen.“ Der Verband will das nächste Heimspiel der Serben am 9. November gegen den TSV Peterskirchen übrigens beobachten lassen.

Oliver Griss

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