Spengler: Mit dem Champ im Baby-Renner
Maisach - Bruno Spengler ist gut gelaunt, das sieht man. Seine Zahnreihe hat Extrabreite, logisch, der Mann ist vor wenigen Tagen DTM-Champion geworden. "Wie geht’s? Gut?", fragt er, als ich zu ihm ins Auto steige. "Na klar", schwindele ich. Da malen die Reifen auch schon schwarze Streifen auf den Asphalt.
Wir befinden uns auf dem ehemaligen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Der Franko-Kanadierer dreht hier seit drei Tagen seine Runden; nicht in seinem DTM-Wagen, dafür in aufgemotzten Serienautos.
"Drive like Bruno" heißt das Event, organisiert von seinem Sponsor. Kunden und Gewinnspielsieger können hier in der "BMW Driving Academy" den Rennfahrer in sich entdecken, in Formel-Boliden Runden drehen oder sich von Spengler ums Karree beschleunigen lassen. Ich "darf" Letzteres.
Das Sportgerät: ein BWM M135i, biestige 320 PS. "Der hat enorm viel Power, ein richtiges Baby-Rennauto", sagt Spengler, der wie am Strand im Auto sitzt und Sonnenbrille trägt. Sein Sitz: so weit hinten wie bei 1,76 Metern Körpergröße möglich, die Rückenlehne schräg.
In der Aufwärmrunde des 2,5 Kilometer langen Kurses plaudern wir locker übers Golfspielen und das, was er seit seinem Triumph alles gemacht hat. Gefeiert, zum Beispiel. "Mit dem Team zusammen. Ziemlich cool", sagt er. Die Tachonadel steht bei 180, wir rasen wieder an Start und Ziel vorbei.
200 Meter später geht’s gleich in eine 90-Grad-Kurve. Spengler jagt den Baby-Renner direkt dahinter auf 160 km/h hoch, die nächste 90er Kehre fliegt schon heran. Den DTM-Titel begreife er langsam immer mehr, erzählt Spengler, während ich mich in den Sitz kralle. "Die Bilder von der Zielflagge, vom Jubel im Parc fermé laufen immer wieder wie im Film ab", sagt er.
Auf der Gegengerade: Eine knackige, enge Schikane. Spengler nimmt sie voll. Er fährt durchaus nicht so, dass man Panik bekommt. Aber so, dass man kurz über sein Mittagessen nachdenkt (Lasagne) und sich wünscht, man hätte was Leichteres gegessen (Salat). Oder gar nichts.
"Wenn sich die Leute totlachen, weil ich mit ihnen quer durch den Slalom-Parcour drifte, finde ich das super", sagt er. Und wenn sie’s mit der Angst bekommen? "Dann sagen die meisten gar nichts mehr", meint Spengler und grinst.
Während ich versuche, einen entspannten Eindruck zu machen, fliegt Start/Ziel ein letztes Mal vorbei. "Jetzt bin ich ziemlich am Limit. Und die Reifen auch. Die sind nicht für die Rennstrecke geboren", sagt der 29-Jährige beiläufig. Auf dem Tacho: 180. "Schnell? Im Vergleich zur DTM ist das nicht schnell. Es ist eher lustig", sagt er.
Zwei bis drei Satz Reifen fährt er hier am Tag runter. Auch, weil er immer wieder "Donuts" dreht, also den Wagen, wie mit mir jetzt, bei Vollgas mehrfach um die eigene Achse driften lässt.
Ob er privat auch viel fahre, frage ich noch. "Ich will immer fahren", sagt er. Selbst für die Anfahrt zu den Rennen setzt er sich hinters Steuer.
Sein Fahrstil? "Auf der freien Autobahn – Vollgas. Aber man muss immer aufpassen, weil man nie kontrollieren kann, was die anderen machen. Da bin ich auf der normalen Straße schon vorsichtiger." Zum "Sau rauslassen" gibt es ja schließlich noch die Rennstrecken der DTM. Oder einen ehemaligen Fliegerhorst.
Mit qualmenden Reifen hält er schließlich an. Die Taxifahrt hat keine fünf Minuten gedauert, dennoch steht mir der Schweiß auf der Stirn, der Magen rebelliert. "Und? Alle gut?", fragt er. "Super", schwindele ich.