Sophia Flörsch: Die Münchnerin startet in der DTM

München - Die Bilder ihres schrecklichen Unfalls gingen damals um die Welt. Der Rennwagen, der sich wie ein Geschoss in die Hauswand bohrt. Die ungeheure Wucht des Einschlags, der Schlimmstes befürchten ließ. Momente voller Ungewissheit und Angst. Doch Sophia Flörsch verschwendet heute kaum noch einen Gedanken an jenen Tag im November 2018, an dem ihre Motorsportkarriere mit einem Schlag beendet schien.

Nach schlimmem Unfall kämpft sich Sophia Flörsch zurück in den Motorsport
Sie hat sich zurückgekämpft, die Wirbelbrüche auskuriert, Operationen und Reha gemeistert - und ihren Traum vom professionellen Motorsport niemals aufgegeben. Seit Montag ist sie diesem Wunsch einen weiteren Schritt näher gekommen: Flörsch wird heuer in der DTM für das Team Abt in einem Audi R8 LMS an den Start gehen. "Die Vorfreude ist extrem groß", sagte die 20-Jährige: "Das Niveau ist sehr hoch, es ist eine große Herausforderung." Das Auto, das Flörsch in diesem Jahr fahren wird, muss sie erst noch kennenlernen. Und überhaupt ist alles neu, daher seien Prognosen oder Zielvorgaben schwierig, wichtiger wären ohnehin Spaß und Begeisterung. "Ich glaube, es ist das Wichtigste, mit Motivation an eine neue Herausforderung zu gehen", sagte Flörsch.
Dass sie motiviert und willensstark ist, hat die Münchnerin bereits bewiesen. Nach ihrem Unfall in Macau arbeitete sie verbissen an ihrem Comeback, startete bereits 2019 schon wieder in der Formel 3, bei den 24 Stunden von Le Mans - und lief sogar einen Marathon. Große Erfolge blieben zwar aus, dennoch dachte sie nie ans Aufgeben. Heute ist sie schmerzfrei, der Unfall schränkt sie nicht mehr ein. Vielmehr hat der Crash auch Türen geöffnet, die womöglich sonst verschlossen geblieben wären.
Flörschs Traum nach der DTM: Die Formel 1
Sie war zu Gast in zahlreichen Talkshows, hat allein bei Instagram mehr als 440.000 Fans, wurde bei den Laureus Awards geehrt und ist Markenbotschafterin der Schaeffler-Gruppe. Wenn Flörsch etwas zu sagen hat, wird es gehört - vor allem aber will sie "als Rennfahrerin respektiert werden", wie sie sagt. Vergleiche mit Ellen Lohr, der einzigen DTM-Rennsiegerin, seien schön, jedoch gehe es ihr darum, "als Sophia Flörsch möglichst erfolgreich zu sein". Die Mönchengladbacherin Lohr (55) hatte sich 1992 in einem Mercedes gegen die Männer-Konkurrenz durchgesetzt. Lohr wiederum sieht Flörsch als Vorbild für Jüngere. "Eine Saison mit DTM und Sportwagen-Weltmeisterschaft ist ein Traumprogramm für alle Rennfahrer und Rennfahrerinnen, die Sophia nacheifern", sagte sie gegenüber "motorsport-magazin.com", "sie spielt damit in Top-Ligen des Motorsports und das mit nur 20 Jahren, das darf man dabei auch nicht vergessen."
Flörsch wird nicht nur in der DTM, sondern auch in der Langstrecken-WM in der LMP2-Klasse starten. Über allem steht noch immer der Traum von der Formel 1, davon weicht Flörsch nicht ab. Aber sie hat auch gelernt, "von Jahr zu Jahr zu schauen" und Umwege zu akzeptieren, wie sie betonte: "Weiter in die Zukunft zu blicken, bringt aktuell nichts." Eigentlich sah ihr Plan vor, in der Formel 3 zu starten, aber: "Viele Plätze bei guten Teams waren schon vergeben, und wir haben uns dann überlegt, wo es aus sportlicher Sicht die Möglichkeit gibt, zu performen. Da war der Schritt zur DTM naheliegend."