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Das Geld reicht hinten und vorne nicht, bei den Sponsoren herrscht Skepsis, und Willy Bogner glaubt selbst nicht mehr dran: Wie die Bewerber Münchens Chancen für die Winterspiele vergeigen
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Willy Bogner und die Bewerbung für Olympia 2018
az Willy Bogner und die Bewerbung für Olympia 2018

Das Geld reicht hinten und vorne nicht, bei den Sponsoren herrscht Skepsis, und Willy Bogner glaubt selbst nicht mehr dran: Wie die Bewerber Münchens Chancen für die Winterspiele vergeigen

Willy Bogner will ruhig wirken, nach außen hin. Lässig lässt er sein beiges Sakko über die Schulter baumeln, spricht immer wieder von Zuversicht, aber das klingt manchmal schon nach Durchhalteparole.

Es ist ein Tag, an dem der Bewerbungschef für die Winterspiele 2018 ein rosafarbenes Polohemd trägt, obwohl die Zukunft der Münchner Olympia-Pläne gar nicht mehr rosig aussieht. Denn die Turbulenzen in der Bewerbung werden immer größer, nach dem Widerstand der Garmischer Bauern (siehe unten), nach dem Wirbel um die Rücktrittsdrohung von Bogner.

Der 68-Jährige war Mittwoch zu einem eigentlich harmlosen Pressetermin in Haidhausen gekommen. Da pries ein Fitness-Studio ein Gaudispiel am 8. August gegen den FC Bayern an. Deswegen kam auch Karl-Heinz Rummenigge, der Bayern-Vorstand sagte, die Erlöse des Kicks gingen an die Olympia-Bewerbung. Und Geld kann die 2018-GmbH auch gebrauchen.

Denn die immer wieder genannten 30 Millionen Euro reichen hinten und vorne nicht, wie Bogner im Gespräch mit der AZ erstmals einräumt. Erstaunlich ist dabei die Art, wie er es tut. „Die 30 Millionen waren ja von vornherein nur ein Schätzwert", sagte er. Heißt: die 30 Millionen, die Politiker und Funktionäre monatelang der Öffentlichkeit und potenziellen Sponsoren als fest stehende Kosten verkauften, waren gar nicht so fix. Nur rein geschätzt. Nach AZ-Informationen kostet die Bewerbung nämlich bereits 40 Millionen.

Dabei hatte es immer geheißen, dass man das Geld nur mit Hilfe von Sponsoren aus der Wirtschaft zusammen bekäme. Doch dieses Gefühl war trügerisch. Bei vielen Firmen herrscht Olympia-Skepsis statt 2018-Euphorie. Millionen in ein Projekt zu stecken, das vielleicht bald scheitert, ist ihnen zu riskant.

Nach acht Monaten als Bewerbungschef musste auch Bogner feststellen, dass das Klinkenputzen für Olympia schwerer ist als gedacht. Deshalb fordert er nun Finanzspritzen aus der Politik. „Es kann nicht sein, dass wir auf den letzten Drücker noch auf das Engagement von Sponsoren angewiesen sind", sagt er zur AZ. Und weiter, auf Nachfrage, wer denn einspringen solle: „Na, die, die sich beworben haben."

Die, die sich beworben haben: Nie klang es mehr nach Entfremdung, nie klang es weniger nach Identifikation, kein Mia-san-Mia mehr. Nur noch nach Die-san-die.

Und bei denen? Da kommen Bogners Geldwünsche gar nicht gut an. Irritiert zeigt sich allen voran Horst Seehofer: „Die ganze Welt schaut auf uns. Da geht's jetzt auch um Bayern. Das müssen wir schnell klären. Diese Dinge sind der Bewerbung nicht sehr dienlich. Ich glaube, die Bewerbergesellschaft weiß gar nicht, welche Bedeutung das in der ganzen Welt hat." Deutlicher kann er Bogner nicht rüffeln. Münchens OB Christian Ude legt noch nach: „Ich finde es sehr problematisch, wenn der eine nicht weiß, was der andere tut und die Gesellschafter aus der Zeitung erfahren, was die Geschäftsführung gerne hätte."

Am heutigen Donnerstag treffen sich Seehofer und Bogner wieder. In der Staatskanzlei bei der Gesellschafterversammlung, die jetzt eher einer Krisensitzung gleicht. Bogner selbst wiegelt ab, auf Fragen zu einem Rücktritt sagt er nur: „Naa, naa, no comment."

Später spricht dafür noch Thomas Schmid mit der AZ. Garmischs Bürgermeister meint, nach zuletzt schon gezahlten 450 000 Euro Überbrückungsdarlehen gäbe es nun kein Geld mehr von der Gemeinde. Und zu Professionalität und Engagement bei der Bewerber-GmbH, sagt Schmid: „Vielleicht könnte man Stringenz und Systematik noch verbessern." Dazu passt, wie Christian Ude die Situation bewertet: „Wenn wir diese Probleme nicht lösen können, sind sie eine unüberwindbare Hürde."

Florian Kinast, Angela Böhm

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