So wird die SAP Arena

Auf dem Olympia-Gelände entsteht der SAP Garden, der 2024 in Betrieb gehen wird. Zur großen Eröffnung soll der EHC gegen ein NHL-Team spielen – und Bayerns Basketballer gegen eine NBA-Mannschaft.
von  Florian Kinast
Im SAP Garden werden die Basketballer des FC Bayern, die Eishackler des EHC Red Bull München, aber auch Messen und Events stattfinden
Im SAP Garden werden die Basketballer des FC Bayern, die Eishackler des EHC Red Bull München, aber auch Messen und Events stattfinden © imago/ Lackovic

München - Auf der Spielfläche unten herrscht noch Chaos. Vor der Ostkurve liegen drei Bündel Stahlstreben, an der Haupttribüne steht ein Müllcontainer. Über dem Rohbau der elf VIP-Logen ein Dixi-Klo. Vor Block 23 ein Kran.

2024 soll der SAP Garden eröffnen

Zwei Jahre noch, dann wollen sie hier den SAP Garden eröffnen, die Mega-Multi-Arena in High End. Die AZ sah sich am Dienstag auf der Baustelle schon mal um, für einen ersten Eindruck von Münchens neuem Sportpalast.

Noch sind die Kräne da: Bis 2024 wird aus der Baustelle endgültig eine hochmoderne Multifunktionsarena entstanden sein.
Noch sind die Kräne da: Bis 2024 wird aus der Baustelle endgültig eine hochmoderne Multifunktionsarena entstanden sein. © City-Press GmbH

Seit zehn Jahren schon laufen die Planungen für eine moderne Mehrzweckhalle an der Stelle des alten Olympia-Radstadions, als neue Heimat für die Eishockeycracks des EHC Red Bulls München und die Basketballer vom FC Bayern. Im Januar 2020 war endlich Baubeginn, doch seitdem gab es immer wieder Dämpfer. Erst durch die Pandemie, nun durch die Lieferverzögerungen durch den Krieg in der Ukraine. Das ursprünglich angepeilte Ziel, bereits jetzt im September 2022 aufzusperren, erwies sich als zu ambitioniert.

Und auch die Pläne, Anfang 2024 mit Spielen der Handball-EM zu eröffnen, zerschlugen sich aufgrund der Gegebenheiten. Nun erwägen die Planer noch eine Eröffnung im späten Frühling 2024 zu den Playoffs der Basketball-Bundesliga.

Doch im Hintergrund laufen schon ganz andere Überlegungen. Nach AZ-Informationen gibt es bereits Kontakte seitens der Hallenbetreiber und der beiden Klubs nach Nordamerika.

Basketballer in neuem Stadion: NBA-Team gegen den FC Bayern?

Die Wunschlösung wäre ein Opening an einem Wochenende im Herbst 2024, mit einem spektakulären Double Feature: ein Spiel des EHC gegen einen NHL-Klub - und ein Duell des FC Bayern gegen ein Team aus der NBA.

Darunter wollen sie es nicht machen. Ab dann werden die Bayern mindestens 20 ihrer Heimspiele im Garten austragen (den Rest weiter im Audi Dome), der EHC wird vom alten Olympia-Eisstadion dann komplett hierher umsiedeln. Kein Wunder, schließlich trägt der Red-Bull-Konzern die kompletten Baukosten allein, die Stadt München und Bayerns Basketballer fungieren ausschließlich als Langzeit-Mieter.

Umzug vom Schlauchboot aufs Kreuzfahrtschiff

"Das ist wie ein Umzug vom Schlauchboot aufs Kreuzfahrtschiff. Für das Münchner Eishockey der Beginn einer neuen Zeitrechnung", formulierte es Christian Winkler, Managing Director Sports Red Bull Eishockey, blumig metaphorisch.

Begehung der Baustelle: Am Dienstag besichtigen die AZ und andere Medien die Baustelle des Gardens, den Red Bull vollumfänglich finanziert.
Begehung der Baustelle: Am Dienstag besichtigen die AZ und andere Medien die Baustelle des Gardens, den Red Bull vollumfänglich finanziert. © City-Press GmbH

Winkler erzählte, wenn in den vergangenen Monaten manche seiner Profis unter Motivationsproblemen gelitten hätten, habe er sie auf den Olympiaberg geschickt. "Damit sie von da oben sehen, was hier unten entsteht. Und dass es sich lohnt, sich zu plagen, um eines Tages hier spielen zu dürfen. In einer Arena, in der wir dann die Nummer 1 Europas werden wollen."

Auch Paul Zipser hofft auf einen Schub durch die neue Teilzeitheimstätte, um spätestens ab 2024 dann auch das Final Four der Euroleague zu erreichen - und das Endturnier eines Tages vielleicht sogar hier auszutragen. "Ich habe in meiner Karriere schon viele moderne Arenen gesehen. Aber das, was auf uns zukommt, wird etwas ganz Neues. Genau das, was München und die Fans brauchen."

11.500 Besucher haben Platz

Platz bietet der Garten für 11.500 Besucher. Kommen die Korbjäger, werden erst Multifunktionsplatten aufs Eis verlegt, darauf dann das Parkett. Geschätzte Umbauzeit: Nicht mehr als sechs Stunden.

Außerdem rücken die Zuschauer auf mobilen Tribünen noch über die fest installierte Eishockey-Bande näher an die beim Basketball deutlich kleinere Spielfläche. Wesentlich kleiner ist auch dank der unterschiedlichen Teamgrößen die Bayern-Kabine im ersten Untergeschoss auf der Südseite der Arena. Jenseits eines für beide Teams gemeinsam nutzbaren Wellness-Bereichs liegt dann die EHC-Kabine, laut Winkler "unser Heiligtum".

Kabinen sind 100 Quadratmeter groß – damit Teamgeist nicht verfliegt

Die optimale Konzeption war dabei ein langer Prozess. Im Anforderungsprofil brauchte man genug Platz für jeden der 25 bis 30 Spieler im Kader. Zu groß durfte die Kabine aber auch nicht werden, damit der Teamgeist sich nicht verflüchtigt. Geformt ist der 100 Quadratmeter große Raum dabei ähnlich wie bei den meisten NHL-Klubs wie ein großes D.

Der Grund: Alle Spieler sollen auf ihren Plätzen im rechten Halbkreis die gleiche Entfernung zum Trainer haben, der zentral auf der linken Seite auf einem Podium steht.

Besucher ordern Essen via Smartphone

Auch für die Besucher wird's komfortabel, nicht nur, weil jeder Sitz beste Sicht verspricht. Läuft alles nach Plan, kommt dann auch das "Mobile Ordering", wie die Macher am Dienstag verrieten. Heißt: Der Zuschauer bestellt während des Spiels über das Smartphone sein Essen, das er sich am Kiosk dann ohne Schlangestehen nur abholen muss. Die Bratwurstsemmel per App für die Drittelpause.

Natürlich denken die Betreiber schon weiter. An WM-Kämpfe im Boxen, an eine Schwimm-EM, die man während der European Championships auch gerne in München gehabt hätte, was aber an der zu kleinen Olympia-Schwimmhalle scheiterte, oder auch ein ATP-Turnier im Tennis.

Zeit haben sie genug, Red Bull wurde das Areal von der Stadt München im Erbbaurecht für 50 Jahre überlassen. Es wird also auf jeden Fall eine jahrzehntelange Reise - auf Münchens neuem Kreuzfahrtschiff. . .

 

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