So tickt die Theiss

MÜNCHEN - Christine Theiss ist ein wahrer Nimmersatt, wenn es um WM-Titel geht. Im Mittelgewicht ist die Kickboxerin Doppelweltmeisterin. Jetzt will sich die 28-jährige Ärztin auch noch den Titel eine Gewichtsklasse höher, im Halbschwergewicht, holen.
Dafür hatte Theiss, die bereits drei Mal zu Münchens Sportlerin des Jahres gewählt wurde, ein Problem: Sie musste zunehmen. „Es fiel mir richtig schwer, ein paar Kilo draufzupacken. Allein das war schon ein harter Gang“, sagt Theiss. Bevor sie sich auf den harten Gang gegen Grete Hale (Norwegen), Nummer 1 der Welt, macht, stellte sie sich der AZ zum Entweder- oder-Interview.
Doktor-Titel oder WM-Titel: „Im Moment ist mir die WM wichtiger. Zumal der Doktortitel im Großen und Ganzen durch ist, da muss ich das fast nur noch abwarten. Den WMTitel muss ich jedes Mal aufs Neue verteidigen. Aber grundsätzlich sind mir beide Titel immer Lebensträume gewesen. Ich würde mich sehr schwer tun, müsste ich einen gegen den anderen eintauschen.“
Sekt oder Selters: „Vor dem Kampf Selters, danach gerne einen Sekt.“
Körper oder Geist: „Die Kombination ist perfekt, aber insgesamt ist dem Geist der Vorrang zu geben.“
Tattoo oder Piercing: „Letzteres, solange man nicht ausschaut, als sei man in die Nagelkiste gefallen. Ich habe ein Bauchnabelpiercing. Ich glaube nicht, dass einer, der sich mit 20 ein Boot auf die Brust tätowieren lässt, das mit 60 noch schön findet, wenn es dann ein Faltboot ist. Ich würde mich nie tätowieren lassen.“
Sixpack oder Sixpack: „Ich wähle das körperliche, das sieht besser aus, das andere führt ja eher zum Bierbauch. Und mit Bier kann ich eh nicht so viel anfangen. Bier genieße ich nur im Biergarten, sonst ist das nicht so meine Geschmacksrichtung.“
Behaarte Beine oder behaarter Rücken: „Bei Frauen bitte beides nicht! Und bei Männern – mei, so sind sie halt.“
Moss oder Klum?
Kate Moss oder Heidi Klum: „Die Moss ist mir eindeutig zu dürr. Die Klum ist zwar langsam ziemlich abgenudelt, da hat Kate Moss wahrscheinlich mehr Klasse, aber die Heidi ist mir immer noch sympathischer. Auf die Figur bezogen finde ich einen athletischen Körper immer schöner als einen Hungerhaken. Eine Astrid Kumbernuss (Olympiasiegerin im Kugelstoßen, d. Red.) hat mehr Erotik als ein Knochengestell auf dem Laufsteg. Es muss halt durchtrainiert sein, dann kann auch eine starke Frau toll rüberkommen.“
Wladimir oder Walujew: „Wladimir Klitschko, gar keine Diskussion. Walujew finde ich supernett und sympathisch. Mir tut der Mensch nur leid. Er kommt mir vor wie so eine Zirkusfigur, die vorgeführt wird.“
Trainingsanzug oder das kleine Schwarze: „Kommt auf die Situation an, aber ich trage gerne das kleine Schwarze. Im Training ist es aber etwas unpraktisch.“
Familie oder Beruf: „Im Moment sicher Beruf, als Profisportlerin geht das schlecht mit einem dicken Bauch, aber irgendwann sicher: Familie!“
Thema Rauchverbot
Rauchverbot, ja oder nein: „Ja, es ist die einzige richtige Entscheidung. Wenn die Politiker die Gesetzgebung jetzt wieder aufweichen, halte ich das für charakterlos. Der Satz ,leben und leben lassen’ gilt hier nicht. Das ist angesichts der Gesundheitsrisiken für Raucher, aber auch Passivraucher ad absurdum geführt. Ich finde es untragbar, dass der Großteil der Bevölkerung, also Nichtraucher, mittags nicht in Ruhe essen gehen kann, ohne hinterher komplett die Kleidung wechseln zu müssen, weil man stinkt, als sei man in der Disco gewesen. “
Rap oder Rock: „Mit Rap kann ich nicht viel anfangen. Das Image hat – egal wie alt der Rapper ist – für mich immer etwas Pubertierendes an sich. Das ist keine Welt, mit der ich irgendetwas anfangen kann, ich ignoriere sie einfach.“
Glaube oder Esoterik: „Ich habe das Gefühl, dass die Esoterik nur eine Suche nach sich selbst ist, mit der einige Menschen viel Geld machen. Eigentlich steht alles schon in der Bibel, die Leute müssten sie nur lesen und sich dran halten, dann hätten sie das Gleiche um vieles billiger.“
Schmusekurs oder Zickenkrieg: „Der Zickenkrieg bringt selten was, es kostet Nerven und versaut das Klima.“
Der Spiegel – Freund oder Feind: „Freund! Wenn ich mies ausschaue, dann weiß ich es vorher und registriere ihn gar nicht. Und sonst: Ich bin mit mir zufrieden, dann komme ich auch mit meinem Spiegelbild klar.“
Matthias Kerber