So läuft die Rettung der Sixdays
Trotz der Fan-Flaute wollen Olympiapark und Veranstalter das Sechstagerennen am Leben halten. Die AZ verrät, welche neuen Pläne es gibt.
MÜNCHEN Ein freundliches Wort für die Sponsoren-Gattin, ein Schulterklopfen für Rennleiter Sigi Renz, ein kurzer Plausch mit den Journalisten – lächelnd und händeschüttelnd zieht Klaus Cyron durch den Innenraum der Olympiahalle. Der Veranstalter des 45. Münchner Sechstagerennens zeigt sich gut gelaunt – trotz erneut mäßiger Besucherzahlen. „Im Moment sieht es nicht so aus, als würden wir unser Ziel von 64 000 Zuschauern erreichen“, sagte Cyron der AZ – und lächelt. Heute wollen seine S&K-Marketingberatung und der Olympiapark die Bilanz der Sixdays verkünden und erklären, wie es – trotz der Fanflaute – weitergeht.
„Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen“, sagt Cyron. „Wir werden uns intensiv Gedanken machen, wie es weitergeht.“
Die AZ blickt voraus:
Der Veranstalter: Nach diesem Rennen wird der Rechteinhaber, die Olympiapark GmbH, wohl neu über den Veranstalter-Vertrag verhandeln. Denn nach dem Verlustgeschäft 2007 und 2008 wird Cyrons S&K-Marketingberatung kaum zu gleichen Konditionen verlängern wollen. „Wir werden uns in aller Ruhe zusammensetzen und beraten“, sagt Cyron. Der Olympiapark möchte die Sixdays unbedingt am Leben erhalten. „Es steckt viel Herzblut in dieser Veranstaltung“, sagt Olypark-Chef Wilfrid Spronk. Sollte man sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit mit S&K einigen, würde wohl mit anderen potenziellen Veranstaltern gesprochen. „Darüber mache ich mir momentan überhaupt keine Gedanken. Unser erster Ansprechpartner bleibt Herr Cyron“, sagt Spronk.
Die Show: Der Veranstalter hat neben dem Sport für kurzweilige Unterhaltung gesorgt, die den Vergleich mit Münchens bekannten Varietés nicht scheuen muss. „Herr Cyron hat wieder ein tolles Programm auf die Beine gestellt“, lobt Spronk. Doch die (zu wenigen) Besucher staunten zwar und klatschten höflich, der Funke aber sprang selten richtig über. „Manchmal dauert es, bis Konzepte angenommen werden“, sagt Cyron. An der Show lag es nicht, dass die Sixdays auch in diesem Jahr kein Kassenschlager wurden.
Der Sport: Kein Zweifel, der Radsport steckt wegen der nicht enden wollenden Dopingfälle in der Krise. Den letzten positiven Befund gab es bei den Münchner Sixdays vor 18 Jahren. Urs Freuler wurde damals disqualifiziert. „Bei uns sind alle sauber“, versichert Rennleiter Renz. Und die Zukunft nach den Altmeistern Erik Zabel (38, wurde gestern verabschiedet) und Bruno Risi (40) sieht der 70-Jährige gar nicht so schwarz: „Es gibt jetzt schon junge Kerle, die schneller fahren. So einen wie Roger Kluge habe ich lange nicht mehr gesehen – eine Augenweide!“ Doch ob es der schnelle Nachwuchs auch zum Kultstatus bringt?
Das Drumherum: Von Bratwurst bis Sushi, von Wasser bis Weißwein – gastronomisch lässt das Sechstagerennen kaum Wünsche offen. „Unser Konzept wird sehr gut angenommen“, sagt Richard Lindermeier vom Caterer Arena One. „Wir haben von den Leuten sehr viel Lob erhalten, besonders für den Biergarten und die Diskothek.“ Und auch die Verkäufer und Aussteller sind zufrieden. Zusätzlicher Verkaufs- und Ausstellungsraum für Fahrräder könnte mehr Hobby-Biker zu den Sixdays locken. Cyron über eine mögliche Mini-Fahrradmesse: „Darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Vor allem nach dem Umbau der Olympiahalle hätten wir mehr Platz für solche Ideen.“
Joscha Thieringer
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