So kommen Sie mit dem Radl gut durch den Winter
Wer ganzjährig radeln will, sollte sein Rad und seine Fahrweise an den Winter anpassen. Das fängt bei den Reifen an und hört beim sicheren Fahren auf. Die größte Gefahr droht Radlern im Winter, wenn sie auf vereiste Flächen treffen. „Dann hilft nur eines: nicht lenken oder bremsen und das Rad geradeaus ausrollen lassen“, rät René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).
Startklar für den Winter: Wachsen, schleifen, Equipment checken
Hierbei sollten Radler bedenken, dass sich rutschige Flächen im Herbst und Winter auch unter Laub oder Schnee verbergen können. Vor allem über zugeschneite oder anderweitig verdeckte Flächen sollte man im Winter daher stets ruhig und mit gedrosseltem Tempo fahren.
Für E-Bike-Akkus gibt es Neopren-Hüllen für eine längere Laufzeit
Ein weiterer Tipp: Den Sattel ein bisschen tiefer einstellen, so dass man mit beiden Füßen auch beim Fahren auf den Boden kommt. Das erhöhe das Sicherheitsgefühl und erleichtere die Balance, wenn man ins Schlingern gerät, erklärt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f).
Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, kann mit einer Akku-Schutzhülle aus Neopren für eine längere Leistung sorgen. Daneben sollte der Akku bei längerer Standzeit stets ausgebaut werden, um bei Kälte keinen Schaden zu nehmen, rät Koßmann.
Ungeräumte Radwege müssen Radler nicht so einfach hinnehmen
Ärgerlich wird es, wenn das Fahren unmöglich wird, weil der Radweg nicht geräumt ist. Das müssen Radler nicht klaglos hinnehmen. „Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs sind Städte und Gemeinden verpflichtet, „verkehrswichtige“ innerörtliche Radwege im Winter regelmäßig von Schnee und Eis zu befreien“, weiß Daniela Mielchen, Fachanwältin für Verkehrsrecht in Hamburg.
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Verunfallt ein Radfahrer, können ihm Haftungsansprüche gegen die Gemeinde zustehen. Allerdings sei der Radler seinerseits dazu verpflichtet, seine Fahrweise auf die Wetterverhältnisse anzupassen und beispielsweise in Kurven oder auf Glatteis nicht zu treten oder zu bremsen. In jedem Fall sei es ratsam, so Mielchen, nach einem Sturz die Polizei zu rufen, um den Unfall dokumentieren zu lassen. Ist der Radweg noch nicht geräumt, dürfen Radler die Straße nutzen, nicht jedoch auf den Fußweg. „Der Fußweg darf nur genutzt werden, wenn dies ausdrücklich durch das Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ gekennzeichnet ist“, erklärt Mielchen. Die Alternative: absteigen und schieben.
Auf der Straße sollte man im Winter besonders umsichtig mitradeln. „Eigentlich müssen Autofahrer einen Abstand von mindestens 1,5 Meter beim Überholen einhalten, was in der Praxis leider oft nicht der Fall ist“, sagt Koßmann.
Allen möglichen Wetter-Unwägbarkeiten zum Trotz: Die Zahl der Ganzjahresradler steigt. Offizielle Zahlen gebe es zwar nicht: „Doch alle Beobachtungen und auch die Rückmeldungen der Zweiradgeschäfte lassen diesen Schluss zu. Eine Nebensaison gibt es nicht mehr“, so Koßmann. Einen guten Nebeneffekt habe das außerdem: „Das Fitnesslevel bleibt hoch.“
Gut schmieren
Die winterliche Mischung aus Schnee, Matsch und Salz setzt der Kette besonders zu, eine Kettenschaltung muss daher fast täglich neu geschmiert werden“, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Außerdem sollte ein Fahrrad im Winter deutlich öfter abgewaschen und vom Straßensalz befreit werden. Wer vorsorgen will, kann sein Rad zum Beispiel mit Spritzwachs oder Silikon zusätzlich schützen. Zum winterlichen Vorab-Check gehören außerdem die Überprüfung der Bremsen und der Beleuchtung.
Immer mit Licht fahren
Eine besondere Bedeutung kommt der Beleuchtung zu: „Bedingt durch die kurzen Tage, den oft bedeckten Himmel und die schlechtere Sicht sollte man in den Wintermonaten besser immer mit Licht fahren – auch wenn es hierzu keine Verpflichtung gibt“, rät David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad.
Batteriebetriebene Lampen oder Nabendynamos sorgen heute dafür, dass die Lichterzeugung keinen zusätzlichen Kraftaufwand bedeutet. Achten sollten Verbraucher bei batteriebetriebenen Leuchten jedoch darauf, dass das Modell für den Straßenverkehr zugelassen ist. Erkennbar sei dies an einer Zulassungsnummer, die mit „~K“ beginnt.
Um besser gesehen zu werden, empfiehlt Koßmann außerdem Kleidung mit Reflektoren, mindestens aber ein Reflektorband für die Hose.
Auf gutes Profil achten
Eine Winterreifenpflicht wie beim Auto gibt es für Fahrräder zwar nicht. Trotzdem gibt es dafür Lösungen, denn der Bereifung kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. „Wird der Radweg bedingt durch Nässe, Laub oder Schnee rutschig, ist es natürlich wichtig, mit Reifen unterwegs zu sein, die einen guten Grip bieten“, sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f).
Spezielle Winterreifen etwa von Continental oder Schwalbe hätten hier durch ihre Lamellentechnik und die weicheren Gummimischungen Vorteile. Der normale Radler jedoch komme auch mit profilierten Ganzjahresreifen gut durch den Winter. „Bei uns ist es im Winter oftmals ja einfach nur kälter, während extreme Verhältnisse mit viel Schnee und Eis die Ausnahme bleiben“, sagt Koßmann.
Auf den Winterbetrieb einstellen lassen sich die Reifen durch einen einfachen Trick: „Wird der Luftdruck abgesenkt, erhöht sich die Auflagefläche und damit lässt sich das Rad sicherer durch Schnee und über rutschige Bereiche steuern“, weiß René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Als Untergrenze sollte hier die Luftdruckangabe auf den Flanken der Reifen gelten.
Wer regelmäßig mit vereisten Flächen rechnen muss, für den lohnen sich Fahrradmäntel mit Spikes. Für Trekkingräder gibt es Decken oder Mäntel mit bis zu 250 Spikes pro Reifen, je nach Größe. Praktisch sind auch Modelle, die Spikes nur in der Reifenschulter haben. „Damit hat der Radler in den Kurven mehr Grip und ansonsten weiterhin laufruhige Räder“, so Koßmann.
Eine Alternative zur Winterbereifung ist ein Zweitrad. Das könne für Radler sinnvoll sein, die im Sommer mit einem sehr sportlichen Fahrrad mit dünnen Reifen und Kettenschaltung fahren, erläutert Koßmann.
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