Slalom-Ass aus Germering - Lena Dürr: "Nur ich und die Ski – das ist der Idealzustand"

Die 26-Jährige aus Germering startet am Mittwoch im Slalom (2:15 Uhr MEZ) für das deutsche Team.
AZ: Frau Dürr, an diesem Mittwoch schwingen Sie sich in Pyeongchang den olympischen Slalom-Hang hinunter. Können Sie allen Nicht-Skifahrern mal erklären, wie sich ein perfekter Lauf anfühlt?
LENA DÜRR: Also, man muss schon schnaufen. Es ist richtig, richtig anstrengend. Aber während eines Laufs, bei dem alles passt, ist man im Flow, da ist alles andere weg. Man schwingt unten ab im Ziel und kann sich gar nicht an viel erinnern. Als wäre es einfach so passiert. Das ist der Idealzustand: Nur ich und die Ski. Wenn ich viel mitbekomme im Rennen, weiß ich schon, dass es schwierig wird mit einer schnellen Zeit. Intuitiv fahren, ohne nachzudenken: Das ist das, was am meisten Spaß macht.
So wie zu Saisonbeginn im finnischen Levi, als Sie Sechste im Slalom geworden sind. Ist eine solche Platzierung auch Ihr Ziel bei Olympia?
In Levi hat sehr viel zusammengepasst. So stelle ich mir das vor. In den Rennen danach habe ich nie wirklich zwei gute Läufe nacheinander runtergebracht. Ich hoffe, dass es bei Olympia anders wird. Ich bin sehr optimistisch, die letzten Wochen hatte ich im Training ein gutes Gefühl. Ich will unten im Zielhang sagen können: Das war alles, was ich geben konnte. Die Platzierung kann man sowieso nicht planen.
Es sind Ihre ersten Spiele. Was ist das Schönste an Olympia?
Es ist spannend, so viele Sportler auf einem Haufen zu haben. Das ganze Feeling ist schon was anderes als bei einer WM. Ich werde mir auch mal andere Sportarten anschauen, wenn ich frei habe. Vor allem Biathlon finde ich interessant.
Im Slalom ist die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin die große Favoritin. Was schauen Sie sich bei Ihr ab, ist Sie ein Vorbild?
Man schaut sich schon an, was die Schnellsten machen, wie sie sich positionieren während eines Laufs. Aber das Prinzip vom schnellen Skifahren kennen wir alle. Deshalb geht es darum, an sich selbst zu arbeiten, das Optimum zu finden. Und was das Vorbild angeht: Das ist eher mein Papa.
Ihr Vater Peter war ja auch zweimal bei Olympia dabei als Skirennläufer...
Genau. Und er hat schon gesagt, dass er froh ist, dass ich das jetzt erlebe. Er meinte, ich soll es genießen, alles aufsaugen. Meine Schwester (Katharina, Slalomfahrerin, d.Red.) war auch schon bei Olympia (2010 in Vancouver). Meine Familie ist eher mein Vorbild als ein anderer Sportler.
Hatten Sie bei der familiären Vorgeschichte denn überhaupt eine andere Möglichkeit, als Skirennläuferin zu werden?
Früher waren wir wirklich jedes Wochenende in den Bergen Ski fahren, aber eher zur Gaudi und nicht mit dem Ziel, das irgendwann mal beruflich zu machen. Die Eltern haben uns keinen Druck gemacht, wir sind da eher so reingerutscht. Ich habe verschiedene Sportarten ausprobiert als Kind und in der Jugend. Das Skifahren ist dann übriggeblieben.
Sie kommen ja aus Germering. Fühlen Sie sich eigentlich auch als Münchnerin?
Ich muss sagen, ich kenne mich in München nicht so gut aus. Und wenn ich die vielen Autos sehe, bin ich recht froh, wenn ich wieder aus München rauskomme. Ich bin selten daheim. Und wenn, dann eher in Germering, da besuche ich meine Family, Oma und Opa. Ich habe auch eine Wohnung in Garmisch. Für einen Wintersportler ist es schöner, wenn er die Natur in der Nähe hat.
Zum Abschluss: Was ist drin an Medaillen für das deutsche Alpin-Team? Vicky (Rebensburg, d.Red) war die letzten Rennen im Riesenslalom richtig stark. Die Speed-Jungs haben gute Chancen. Ich hoffe, dass ich im Teamwettbewerb starten darf. Da ist bestimmt einiges drin für uns.
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