Skispringer Andreas Wellinger - und es hat "Klick" gemacht
Es muss irgendwann kurz nach der Vierschanzentournee gewesen sein, als es bei Andreas Wellinger Klick gemacht hat. Lange sprang der Mann, der einst als Toptalent unter den deutschen Skispringern gegolten hatte, im Weltcup hinterher. Ein schwerer Sturz im November 2014 in Kuusamo hatte ihn ziemlich aus der Spur geworfen. Aber dann: Acht Podestplätze in zehn Springen seit der Tournee, und nun, bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Lahti, die vorläufige Krönung: Doppel-Vize-Weltmeister von der Normal- und der Großschanze, dazu Gold im Mixed. Mit einer weiteren Medaille im Teamspringen am Samstag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport) könnte der Ruhpoldinger als erst zweiter Deutscher nach Martin Schmitt 2001 vier Medaillen bei einer WM holen.
"Ehrlich gesagt habe ich fast schon gedacht, er bleibt das ewige Talent"
"Ehrlich gesagt habe ich fast schon gedacht, er bleibt das ewige Talent", sagt der dreimalige Skisprung-Weltmeister Jens Weißflog zur AZ. "Aber das ist oft so im Skispringen, plötzlich findet man das Gefühl im Sprung und zu seinem Material, dann kommt das Selbstvertrauen hinzu, und es läuft." Auch wenn die letzten Weltcup-Ergebnisse schon auf eine erfolgreiche WM hingedeutet hätten. "Wellinger hat auf jeden Fall mehr gebracht, als man von ihm erwarten konnte", sagt Weißflog, "das war vielleicht sein Vorteil. Er ist noch unverbraucht, hatte nicht den großen Druck wie etwa Tourneesieger Kamil Stoch."
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Nur einer verhinderte in Lahti den totalen Triumph des Team-Olympiasiegers von 2014: Doppel-Weltmeister Stefan Kraft. 1,3 Punkte, umgerechnet 72 Zentimeter, lag der Österreicher am Donnerstag von der Großschanze vor Wellinger – was nicht ganz unumstritten war, denn Wellinger war in der Summe eineinhalb Meter weiter gesprungen, erhielt aber die schlechteren Haltungsnoten. "Ich sehe das schon so wie die Kampfrichter", sagt Weißflog der AZ, "stilistisch ist Kraft einfach einen Tick besser." Und auch Wellinger selbst sagte: "Ich werde mich über Silber sicher nicht beschweren."
Auch im Teamspringen ist der zweimalige Sieger in einem Weltcup-Springen der Hoffnungsträger, zumal die Teamkollegen auf der Großschanze schwächelten und nur 13. (Markus Eisenbichler), 16. (Stephan Leyhe) und 19. (Richard Freitag) wurden. "Mit solchen Sprüngen wie am Donnerstag stehen wir neben dem Podest", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Vielleicht macht es aber auch bei Wellingers Kollegen dann wieder Klick.