Skikross: Rennfahrer am Limit

Bei der härtesten Olympischen Winter-Disziplin sind die Deutschen Außenseiter. Warum der Sport so gefährlich ist und was schon alles passiert ist: „Wenn dich einer abschießt, ist es schnell vorbei.“
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Beim Skicross kämpft Jeder gegen Jeden auf der eisigen Piste.
dpa Beim Skicross kämpft Jeder gegen Jeden auf der eisigen Piste.

Sotschi - Blaue Flecken, ausgeschlagene Zähne, ausgekugelte Schultern: Im Skicross messen sich die Skifahrer, denen der bloße Kampf gegen die Uhr nicht genügend Nervenkitzel bietet – die stattdessen auch den Kampf Sportler gegen Sportler suchen.

Und die Szene kultiviert dieses Image auch gerne, der härtesteten Winter-Disziplin. Legendär ist der Auftritt der Bad Tölzer Olympia-Teilnehmerin Heidi Zacher, die in einem Finalrennen erst stürzte, und dann mit blutiger Nase doch noch aufs Podest fuhr. Zwar ist vorsätzlicher Körperkontakt, Angriffe gar, im Skicross verboten – dass auf der Piste gerempelt wird, lässt sich aber gar nicht vermeiden.

Und dann wird es richtig gefährlich: Zu viert schießen die Athleten den vereisten Parcours mit Sprüngen, Bodenwellen und scharfen Kurfen hinab. Dazu kommen die menschlichen Hindernisse: Köperkontakt ist auch im Rosa Chutor Extreme Park garantiert. „Wenn dich einer abschießt, ist es schnell vorbei“, sagt Sotschi-Starter Daniel Bohnacker (24). Gladiatoren auf der Piste. Nie wurden die Gefahren deutlicher als im März 2012 beim Weltcup in Grindelwald in der Schweiz:

<strong>Alle Infos, Meldungen und Entscheidungen aus Sotschi finden Sie hier!</strong>

Der Kanadier Nick Zoricic wurde vor einem Sprung an den Rand der Piste gedrängt, er schlug mit Kopf und Nacken neben einer Werbesäule auf und auch der Fangzaun konnte den Einschlag nicht bremsen: Zoricic, damals 29 Jahre alt, starb an seinen schweren Kopfverletzungen. In Sotschi verunglückte Maria Komissarowa im Training: Die 23-jährige Russin brach sich bei einem Sturz die Wirbelsäule, sie wurde nach München transferiert, die erste Operation im Klinikum Rechts der Isar ist gut verlaufen.

Aber es ist eben genau das Gefährliche, das Spektakuläre, was Skicross als Sportart auch für die Zuschauer attraktiv macht. In einem alpinen Rennen braucht man zuhause vor dem Fernseher schon Fachkenntnis, um zu erkennen, wessen Körperhaltung gut oder schlecht ist, oder wer bei seinen Schwüngen die Kanten richtig belastet. Beim Skicross erkennt jeder sofort, wenn wieder jemand aus dem Rennen fliegt.

Und der Sieger wird nicht über die Rennzeiten ermittelt – der Sieger ist ganz einfach, wer im letzten K.O. Rennen als erster ankommt. Die Deutschen um Bohnacker und Zacher – Männer am Donnerstag, Frauen am Freitag – gehören in Sotschi nicht zu den Favoriten. Für sie gilt: Gut präsentieren und heil durchkommen. „Ich bin Fan davon, wenn Sprünge und Elemente groß sind, weil es dann doppelt so viel Spaß macht“, sagte Florian Eigler.

Dass er beim Weltcuprennen schon stürzte und dabei sogar kurzzeitig das Bewusstsein verlor, ist für ihn kein Grund zur Sorge. „Ich bin kein abergläubischer Typ“, sagte Eigler. „Ich habe noch 'ne Rechnung offen mit dem Hang.“

 

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