Skifliegen am Kulm: Andreas Wellinger und Co. segeln hinterher

Bad Mitterndorf - Andreas Wellinger fuhr mit hängenden Schultern den Aufsprunghang hinab, Markus Eisenbichler winkte frustriert ab: Die deutschen Skispringer haben bei der Generalprobe für die Skiflug-WM in Oberstdorf einen herben Dämpfer kassiert.
In Abwesenheit des angeschlagenen Richard Freitag war der deutsche Rekordhalter Eisenbichler beim Sieg des Norwegers Andreas Stjernen im ersten Weltcup-Fliegen der Saison in Bad Mitterndorf als Zehnter bester DSV-Adler, Wellinger kam auf Rang 15. "So ganz einfach ist es nicht zu erklären, woran es gefehlt hat", sagte Wellinger im ZDF: "Im ersten Durchgang war ich zu früh, da bin ich nicht ins Gleiten gekommen. Irgendwie fehlt noch die Leichtigkeit."
Bundestrainer Werner Schuster meinte: "Der Grat hier am Kulm ist sehr schmal. Wenn man einen kleinen Fehler macht, dann kostet das 20, 30 Meter." Bei teils starkem Rückenwind auf der "schwierigsten Schanze im Jahr" (Schuster) hatten Eisenbichler und Wellinger schon im ersten Durchgang mit 204 bzw. 196 Metern alle Chancen auf eine Topplatzierung verspielt, im zweiten Durchgang gelang Eisenbichler (217,0) und Wellinger (211,5) bei verlängertem Anlauf immerhin Schadensbegrenzung.
Da der Slowene Jernej Damjan, ursprünglich Fünfter, und der Norweger Johann Andre Forfang (Achter), wegen nicht regelkonformer Anzüge im Anschluss disqualifiziert wurden, ging es für das deutsche Duo noch jeweils zwei Plätze nach vorne.
Freitag soll bei WM ins Team zurückkehren
Sechs Tage vor den Weltmeisterschaften (19. bis 21. Januar) sprang Stjernen bei seinem ersten Weltcuperfolg auf 229 und 226 Meter. Der 29-Jährige, dessen Vater Hroar ebenfalls einmal im Weltcup gewann, rettete 2,5 Punkte Vorsprung auf seinen Landsmann Daniel Andre Tande, der mit der Tagesbestweite von 240,5 Meter im zweiten Durchgang noch von Platz sieben vorrückte. Dritter wurde der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz, der erstmals seit fast drei Jahren wieder auf dem Podium stand. Der 45 Jahre alte Japaner Noriaki Kasai, Skiflug-Weltmeister von 1992 (!), erzielte als Fünfter sein bestes Saisonergebnis.
Der polnische Überflieger Kamil Stoch, der bei Vierschanzentournee alle vier Springen gewonnen hatte, lag als 21. wie die Deutschen weit zurück. Der bei der Tournee enttäuschende Weltrekordler Stefan Kraft (Österreich) erlitt beim Heimspiel als Neunter den nächsten Rückschlag.
Nicht den Sprung in den zweiten Durchgang schafften zwei der größten Skispringer der Geschichte. Der nach seinem Comeback weiter formschwache Österreicher Gregor Schlierenzauer (28), Skiflug-Weltmeister von 2008, kam mit 173,5 Meter auf den drittletzten, Tournee-Rekordsieger Janne Ahonen (40), mit 170 Meter auf den vorletzten Platz.
Freitag, der in Oberstdorf mit reichlich Physiotherapie und Training auf dem Fahrrad-Ergometer die Sturzfolgen von Innsbruck bekämpft, soll bei der WM wieder ins Team zurückkehren. "Die Chancen stehen gut, dass er starten kann", sagte Schuster. Gerade für den Team-Wettkampf in Oberstdorf ist ein gesunder Freitag unersetzlich.
In Bad Mitterndorf wird am Sonntag ein weiteres Einzelfliegen ausgetragen, bereits am Donnerstag beginnt die WM mit der Qualifikation.
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