Skifahren in Montana: Große Berge unter Big Sky

Big Sky war das größte Skigebiet der USA. Seit diesem Winter ist es nur noch das zweitgrößte. Doch das ist ganz egal. Denn so einsam wie auf den Pisten hier im Süden Montanas ist es kaum irgendwo. Und es gibt richtig zackige Pisten - eher tiefschwarz als schwarz.
dpa |
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Big Sky ist ein künstlich erschaffener Ort. Er liegt abseits größerer Ballungszentren.
Big Sky Resort/Chris Kamman 3 Big Sky ist ein künstlich erschaffener Ort. Er liegt abseits größerer Ballungszentren.
Dem Himmel ganz nah: Skifahren in Big Sky
Heike Schmidt 3 Dem Himmel ganz nah: Skifahren in Big Sky
Das Skigebiet Big Sky hat jede Menge steile und zackige Pisten, die den ambitionierten Skifahrer fordern.
Big Sky Resort/Lonnie Ball 3 Das Skigebiet Big Sky hat jede Menge steile und zackige Pisten, die den ambitionierten Skifahrer fordern.

Big Sky – Big Sky heißt das Skigebiet hier. Aber eigentlich würde Big Mountain viel besser passen. Mehr als 23 Quadratkilometer Schneespielplatz verteilen sich auf vier miteinander verbundene Gipfel. Es gibt mehr als 300 benannte Abfahrten und 34 Lifte. Das Skigebiet Big Sky in Montanas Südwesten ist das zweitgrößte der USA. Die längste Piste, die Liberty Bowl, misst fast zehn Kilometer.

In dieser Saison hat das Park City Mountain Resort in Utah Big Sky erstmals an Größe übertrumpft. Gäbe es aber einen Preis für die Pistenfläche pro Kopf, wäre Big Sky wohl immer noch Sieger. Fernab von Millionen-Metropolen und touristischen Trampelpfaden hat hier jeder Wintersportler durchschnittlich zwei Football-Spielfelder für sich - so rechnet es die PR-Abteilung vor.

Gründer, Pistenpate und Lokalpatriot Chet Huntley war Medienprofi. Der in den 50er Jahren bekannte NBC-Nachrichtensprecher erholte sich auf den Ranches in der Gegend, kaufte sich 1969 selber eine mit ordentlich Land - und eröffnete 1973 seinen Retortentraum. Lange Spaß hatte er daran nicht. Bald nach Huntleys Tod 1974 bekamen auch die Investoren kalte Füße und verscherbelten den Urlaubsort an den Resortriesen Boyne, der tüchtig ausbaute. 2013 wurde das benachbarte Moonlight-Skigebiet geschluckt. Big Sky bekam die steile Nordwand dazu, vom Hauptberg Lone Peak mit den schwierigen Felsscharten der Stillwater Bowl. So wurde Big Sky größer als Colorados werbestarke Winterpromis Aspen und Vail.

Ein Nirwana für Freestyle-Fahrer

Mit sieben Einzelkarten ist der Pistenplan ein Miniatlas. Ranhalten muss man sich und keine Zeit verschwenden mit langen Einkehrpausen in gemütlichen Jausenstuben. Deshalb gibt es im Liftgebiet auch nur drei Burger- und Burritobuden. Fast-Food an der Piste. Das Terrain ist vielfältig, wild und überwiegend anspruchsvoll. Nur 15 Prozent der Pisten sind als leicht markiert. Anteilig klingt das wenig. Absolut sind das immerhin vier Dutzend Abfahrten. Der gesamte Bereich um die Talstation Madison Basin zum Beispiel ist eine Schneckentempo-Zone für Skischüler. Gut gewalzte Schneeautobahnen und breite Schneewiesen finden Anfänger außerdem auf Spirit und Andesite Mountain oder zu Füßen von Lone Peak. Die letzten mittelschweren blauen Pisten klammern sich an die Baumgrenze. Darüber ist alles schwarz, tiefschwarz.

Enge Steilrinnen, schroffe Felskämme, scharfkantige Klippen: So sieht ein Nirwana für Freestyle-Fahrer aus. Abgesehen von der Route Liberty Bowl führen von dem erloschenen Vulkankegel Lone Peak mit seinen 3403 Metern nur abenteuerliche Extrempisten abwärts. Das ist wie Heli-Skiing - nur ohne Hubschrauber. Hier bringt einen die Seilbahn hinauf. Selbst Skineulinge sollten sich aber unbedingt hochtrauen. Von der windigen Plattform schaut man über ein weiß glitzerndes Gipfelmeer dreier Bundesstaaten. An Sonnentagen sind selbst die zackigen Haifischspitzen der Teton-Berge zu erspähen. Der gleichnamige Nationalpark und sein berühmter Bruder Yellowstone liegen nur gut 30 Kilometer weiter südlich.

Schaufel, Lawinenpiepser und Sonde sind Pflicht

Nur Vorsicht vor dem Höhenrausch: Selbst erfahrene Einheimische wie Dobe haben sich auf den Hängen von Lone Mountain schon den Hals gebrochen. Dobe war ein Bergziegen-Baby und hängt jetzt glasäugig und ausgestopft in der Hütte der Skiwacht - als Warnung vor falschem Ehrgeiz. Bei Mike Russell und seinen Jungs müssen sich selbst Pulverschnee-Profis artig abmelden, bevor sie sich zur wildesten Vertikalen wagen, dem Big Couloir. Schaufel, Lawinenpiepser und Sonde sind vorgeschrieben und auch ein Skipartner. Anfänger gondeln lieber wieder herunter und schnallen bis zur leichten Lower-Morningstar-Abfahrt besser ganz die Skier ab. Denn für die fabelhafte Fernsicht lohnt sich das Stapfen. Der Himmel liegt hoch und weit über einem. Big Sky passt also doch!

Infos zum Skigebiet

Big Sky Reiseziel: Big Sky ist kein gewachsener Ort. Nur rund 2500 Menschen wohnen ganzjährig rund um das Ferienresort im US-Bundesstaat Montana, fernab von Ballungszentren und touristischen Trampelpfaden. Bozeman ist die nächste Kleinstadt und liegt eine gute Autostunde entfernt. Die im Schnitt nur 3000 Wintersportler pro Tag haben in Big Sky oft ganze Hänge für sich. Schlangen mit mehr als fünf Minuten Wartezeiten gibt es allenfalls an der 15-Personen-Gondel auf den Lone Peak.

Klima und Reisezeit: Schnee ist sicher. Zehn Meter rieseln im Jahresmittel auf Big Sky. Ende November laufen die ersten Lifte an. Zu Weihnachten sind meist alle Abfahrten offen. Im Januar und im Februar sind die Bedingungen am besten. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen liegen dann bei minus vier Grad. Im März wird der Schnee langsam pappig. Diese Saison ist am 17. April 2016 Schluss.

Anreise: Direktflüge zum Bozeman Yellowstone International Airport gibt es nicht. Wer aus Deutschland anreist, steigt zum Beispiel in Newark, Salt Lake City, Chicago oder Denver um.

Einreise: Deutsche Urlauber brauchen in den USA kein Visum, sie müssen aber unter esta.cbp.dhs.gov eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) einholen. Diese kostet 14 US-Dollar (etwa 13,70 Euro) und gilt zwei Jahre lang.

Informationen: Visit Montana, c/o Wiechmann Tourism Services, Scheidswaldstraße 73, 60385 Frankfurt (Tel.: 069/25 53 82 30, www.rmi-realamerica.de.

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