Ski-Weltcup in Wengen: Kostelic verabschiedet sich

Wengen - Aus. Vorbei. Ivica Kostelic kämpfte mit den Tränen - und doch wusste der große Kroate, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. - "Es macht keinen Sinn mehr", sagte der viermalige Olympiazweite nach Platz 22 in der alpinen Weltcup-Kombination in Wengen. Der traditionsreiche Ski-Ort bot einen würdigen Rahmen für den Abschied des 37-Jährigen.
"Das ist der schönste Slalom-Hang der Welt", sagte Kostelic gerührt, nachdem Tausende Schweizer Ski-Enthusiasten dem einst besten Allrounder der Welt mit wehenden Fahnen und klingenden Kuhglocken ein letztes Mal die Ehre erwiesen hatten. Viermal Silber bei Olympia, ein ganzer WM-Medaillensatz, darunter Slalom-Gold 2003 in St. Moritz, 26 Weltcup-Siege, eine große Kristallkugel für den Saisonbesten (2011) - eine eindrucksvolle Karriere ging da zu Ende.
Sein Knie macht eine Karriere-Fortsetzung unmöglich
Kostelic hätte sie gerne noch fortgesetzt, aber sein Knie, das ihm seit Jahren Probleme bereitet, erlaube das nicht mehr. "Mein Herz ist schwer, aber irgendwann ist es einfach vorbei. Es ist nicht möglich, mit 80 Prozent zu fahren", sagte Kostelic, der sich nach Platz 14 im Kombi-Slalom sogar noch die berühmte Lauberhorn-Abfahrt herunterkämpfte.
Dass er die Skistiefel in Wengen für immer in den Schnee stellte, war kein Zufall. Mit sechs Siegen und 13 Podestplätzen ist er in seinem "magischen Ort" der erfolgreichste Fahrer. Am liebsten wäre ihm, sagte er, "wenn mein Geist nach dem Rennen einfach entschwinden und für immer im Berner Oberland herumfliegen würde".
Stattdessen wird Kostelic, der zu Hause wie seine noch erfolgreichere Schwester Janica als Volksheld verehrt wird, dem Skisport erhalten bleiben. Er wolle der kroatischen Jugend etwas von seiner "großen Liebe" weitergeben, sagte er. Im Vordergrund soll nach Jahren des Lebens aus dem Koffer aber die Familie mit zwei Kindern stehen. Vielleicht, meinte Kostelic, "komme ich ja als Tourist zurück nach Wengen."
Hintermann gewinnt "Witz"-Kombination in Wengen
Die sportlich fragwürdige alpine Kombination in Wengen gewann unterdessen der Schweizer Niels Hintermann . Der 21-Jährige setzte sich nach einem Slalom-Lauf und der wegen Schneefalls verkürzten Abfahrt mit einem Vorsprung von 0,26 Sekunden auf Maxence Muzaton aus Frankreich durch. Dritter wurde der Österreicher Frederic Berthold (+0,35 Sekunden).
"Da brauchen wir nicht zu diskutieren: Das war ein total irreguläres Rennen, einfach ein Witz", sagte ARD-Expertin Maria Höfl-Riesch. Dass die Top-Läufer in der Abfahrt derart chancenlos gewesen seien, habe sie "noch nie erlebt".
Hintermann, in seinen elf Weltcup-Rennen zuvor nie besser als 21., war nach dem wegen des Schneefalls am Lauberhorn vorgezogenen Slaloms noch 23. gewesen. Auf seinen führenden Schweizer Teamkollegen Justin Murisier, der am Ende Siebter wurde, hatte der Mann mit Startnummer 51 stolze 3,23 Sekunden Rückstand. "Unbeschreiblich", sagte er, "aber ich hatte extremes Glück mit dem Wetter."
Die kleine Kristallkugel nach nur zwei Wettbewerben ging an Alexis Pinturault. Dem Franzosen, kurz vor dem Jahreswechsel Sieger in Santa Caterina, reichte Platz 20 (+2,78).
Die deutschen Starter zeigten im Berner Oberland eine enttäuschende Vorstellung. Abfahrer Andreas Sander (Ennepetal) kam im Slalom als einziger eines Trios ins Ziel, hatte dort nach einem Beinahe-Ausfall aber 17,95 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Die Abfahrt bestritt er nur noch als Testlauf für das Rennen am Samstag. Thomas Dreßen aus Mittenwald und Josef Ferstl (Hammer) schieden jeweils nach wenigen Fahrsekunden aus.