Ski-Weltcup-Auftakt für Dürr: Drama? Nein, danke!
München - Wenn an diesem Wochenende die zwei Weltcup-Slaloms von Levi (Finnland) anstehen, dann starten die Damen des Deutschen Skiverbands (DSV) mit sage und schreibe sechs Athletinnen in die WM-Saison.
Eine rekordverdächtige Zahl für die in den vergangenen Jahren nicht gerade erfolgsverwöhnten Rennläuferinnen mit dem Tiger-Look auf dem Rennanzug. Prominenteste Starterin des halben Dutzends: Lena Dürr vom SV Germering, die verhinderte Olympiasiegerin von Peking.
Die bewegten Bilder des Rennens, in dem sie sich sportlich unsterblich hätte machen können, schaut sie sich "immer wieder mal an", wie sie sagt. Es ist allerdings ein wenig schmerzhaft, das zu tun,
Peking war nur ein "fast"
Denn: Dieses Video von den Olympischen Spielen in Peking dokumentiert ein mittelprächtiges Drama. Als Führende war Dürr damals in den zweiten Lauf des Slaloms gestartet, der Vorsprung war groß, auch noch bei der letzten Zwischenzeit - am Ende fehlten gerade mal sieben Hundertstel zur Bronzemedaille.
"Das war der Tag mit den brutalsten Emotionen in meinem Leben", sagt Dürr, "so ein Hoch und so ein Tief innerhalb von drei Stunden ist mir sonst noch nicht passiert." Wenn sie die Bilder von damals anschaut, dann sieht Lena Dürr am Ende Lena Dürr, wie sie da im Zielraum hockt, mit gesenktem Kopf, Tränen in den Augen.
Lena Dürr: verarbeitet immer noch die verpasste Chance
Platz vier. Eine wohl einmalige Chance: vertan. Später gab's immerhin noch Silber mit der Mannschaft, aber der Slalom der hängt noch nach.
Sie sei immer "noch dabei", diesen so speziellen Tag zu verarbeiten, berichtet Dürr, und es werde womöglich auch noch "ein bisschen dauern" zu begreifen, was da war und vor allem: Was hätte sein können. Mittlerweile aber, beteuert die 31-Jährige, "schaue ich da positiv zurück". Der Tag sei "so krass" gewesen, es sei "einer der geilsten Tage, wenn nicht sogar der geilste" in ihrer Karriere gewesen.
"Ein Weltcup-Sieg ist das große Ziel"
Immerhin: Unverhofft hatte Dürr an diesem Tag zunächst die hochkarätige Konkurrenz um die Super-Stars Mikaela Shiffrin und Petra Vlohvá düpiert, weshalb sie sich dann doch "tendenziell eher den ersten Lauf" des Rennens anschaut, wie sie lachend verrät.
Der Plan für die neue Saison ist damit offensichtlich: Was im ersten Lauf gelingt, möge doch bitteschön auch im zweiten machbar sein. "Ich weiß: Es ist möglich", sagt Dürr, und möglich heißt: "Ein Weltcup-Sieg ist das große Ziel."
Dritte im Slalom
Tatsächlich hat Dürr schon einmal im Weltcup gewonnen. Doch das war erstens schon 2011 und außerdem auch gar kein richtiger Slalom, sondern ein Parallel-Rennen auf einem Stahlgerüst in Moskau. Der Durchbruch gelang der Münchnerin somit erst vor genau einem Jahr - in Levi: In den beiden Slaloms am Polarkreis wurde sie jeweils Dritte. Eine angenehme Überraschung, nachdem sie zuvor schon aus dem Kader des Verbandes geflogen war und sich deshalb eigenständig vorbereiten musste.
Nur ein Sieg fehlt noch
"Letztes Jahr habe ich bis kurz vor dem Saisonstart brutal gezweifelt. Ich wusste gar nicht, was ich mache, warum ich es mache", sagt Dürr. Die Zweifel haben sich gelegt. Viermal fuhr sie insgesamt aufs Podest, am Ende der Saison belegte sie Rang drei in der Slalom-Gesamtwertung. Nur ein Sieg im Slalom fehlt jetzt noch. . .
Vom Podest oder gar vom Sieg sind die übrigen fünf DSV-Starterinnen meilenweit entfernt. Neben Dürr, Jessica Hilzinger, Emma Aicher, Andrea Filser und Marlene Schmotz wird auch die gerade erst 19 Jahre alt gewordene Lara Klein vom SC Lenggries am Start sein und damit ihr Weltcup-Debüt geben. Andreas Puelacher, der aus Österreich gewechselte neue Frauen-Bundestrainer des DSV, sagt: "Unser Ziel ist es, möglichst viele Athletinnen in den zweiten Durchgängen zu sehen." Da schwingt schon mit, dass das womöglich schwierig werden könnte.
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