Ski-Star Straßer patzt erneut, doch von Krise will er nichts wissen

Schladming - Als der Unglücksrabe vor der Fernsehkamera diesen eher gebrauchten Arbeitstag analysieren sollte, klang es, als wolle er sich selbst Mut zusprechen. "Das ist keine Krise. Da muss man jetzt auch ganz cool bleiben", sagte Linus Straßer nach dem "Nightrace" in Schladming. In der Ergebnisliste standen hinter seinem Namen die ungeliebten Buchstaben DNF: did not finish, kam nicht ins Ziel. Zum zweiten Mal in Folge.
Krise? Was für eine Krise?
Allzu lange ist es nicht her, da hätte man einen Einfädler des für den TSV 1860 startetenden Slalomfahrers eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Doch nach seinem ersten Weltcupsieg in Zagreb und dem nicht minder grandiosen zweiten Rang in Adelboden war das ewige Talent in Rekordzeit zur Medaillenhoffnung mutiert. In zwei Wochen beginnt schließlich die Ski-WM in Cortina d'Ampezzo, und da muss man Podiumskandidaten des Deutschen Skiverbands schon mit der Lupe suchen.
Kein gutes Timing für Linus Straßer
Für Straßer also ein eher ungünstiger Zeitpunkt für eine Formdelle. Natürlich kann ein Einfädler in diesem stets auf Kante genähten Balance-Akt namens Slalom in jeder Sekunde passieren - sollte aber halt nicht so oft. Neun Tage vor dem Aus in Schladming war dem 27-Jährigen im ersten Lauf beim Weltcup in Flachau ein ähnliches Malheur passiert. Nun sagte er tapfer: "Es geht nicht immer nur hinauf. Es kann auch mal schwierige Phasen geben."
Nächste Woche erwarten ihn zwei Slaloms in Frankreich
Wer wüsste das besser als Straßer, der ja schon lange genug im Weltcupgeschäft ist. Er freue sich nun auf die zwei Slaloms am kommenden Wochenende in Chamonix (Frankreich). Danach gelte es, sich "in Ruhe auf die WM vorzubereiten". Auch Bundestrainer Christian Schwaiger sagte, er mache sich keine Sorgen nach dem Einfädler: "Das muss man abhaken. Ich glaube nicht, dass sich der Linus jetzt verkopft."
Neureuther befürchtet psychische Belastung
Straßers ehemaliger Zimmerkollege ist sich da nicht ganz so sicher: "Zwei Einfädler hintereinander: Die machen was mit einem. Da passiert irgendetwas im Kopf", unkte Ex-Slalom-Ass Felix Neureuther in seiner neuen Rolle als Ski-Experte des Bayerischen Rundfunks, schickte dann aber schnell auch noch einen beruhigend gedachten Satz hinterher: "Ich glaube, der Linus ist so gefestigt, der kann das wegstecken."
Schwierige Vorbereitung für Straßer
In Schladming hatte Straßer, der nach missratenem ersten Lauf als 27. noch ins Finale gerruscht war, nicht nach Ausreden gesucht, aber um Verständnis geworben: "Mir ist in den letzten zwei Rennen ein bisschen die Luft ausgegangen." Wegen einer Entzündung der Quadrizepssehne hatte er in der Vorbereitung drei Monate pausieren müssen und erst im November ins Training einsteigen können. Zeit, die auch für Materialtests fehlte. Neureuther meinte: "Linus hat nicht das hundertprozentige Setup gefunden." Zudem hätten Spritzigkeit und Leichtigkeit gefehlt. Aber schon Karl Valentin wusste: "Schwer ist leicht was."