Ski-Legende Schranz wird 70

Der "Löwe vom Arlberg" feiert Geburtstag und wird mit einer Sonder-Briefmarke geehrt. Berühmt und verehrt wurde er in Österreich immer, aber erst in seiner schwärzesten Stunde wurde er auch geliebt.
von  Abendzeitung
Zum 70. Geburtstag ziert sein Konterfei eine 65-Cent-Briefmarke: Ski-Legende Karl Schranz.
Zum 70. Geburtstag ziert sein Konterfei eine 65-Cent-Briefmarke: Ski-Legende Karl Schranz. © AP

ST. ANTON - Der "Löwe vom Arlberg" feiert Geburtstag und wird mit einer Sonder-Briefmarke geehrt. Berühmt und verehrt wurde er in Österreich immer, aber erst in seiner schwärzesten Stunde wurde er auch geliebt.

Als aktiver Rennfahrer genoss Karl Schranz selbst in Österreich nicht immer ungeteilte Beliebtheit, zu seinem 70. Geburtstags wirbt die Ski-Legende nun als „Briefmarken- Modell“ in ganz Europa für seine Heimat. „Bei soviel Ehre tut der 70er nicht mehr ganz so weh“, scherzte Schranz bei der Präsentation der 65-Cent-Sondermarke mit seinem Porträt in Wien. „Jetzt glauben sicher viele, dass ich erst 65 bin.“

Die Erinnerung an den eigenwilligen Tiroler und seine Triumphe ist zu seinem 70. Geburtstag am Dienstag (18. November) bei vielen Fans auch ohne farbigen Sonderdruck noch nicht verblasst. Drei Weltmeister-Titel, zwei Weltcup-Gesamtsiege, zwei Erfolge in der Abfahrts-Disziplinwertung und einer im Riesenslalom sowie zahlreiche Siege bei Klassikern wie Kitzbühel und Wengen machten den „Löwen vom Arlberg“ zu einem der erfolgreichsten Rennläufer des alpinen Skisports. Dank seines stets innovativen Stils gilt der wegen seines Eigensinns nicht nur geliebte Schranz („Ich wollte im Team gar keine Freunde“) vielen Experten zudem als einer der bedeutendsten.

Unvergesslich machte Österreichs dreimaligen Sportler des Jahres aber trotz aller Erfolge vor allem sein Scheitern im Kampf um eine olympische Goldmedaille, das seinen dramatischen Höhepunkt im Ausschluss von den Winterspielen 1972 in Sapporo fand. Nach Riesenslalom-Silber bei den Heim-Spielen 1964 in Innsbruck und seiner umstrittenen Disqualifikation als Führender des „Nebelslaloms“ in Grenoble 1968 wollte „Karl der Große“ seine Karriere im Alter von 33 Jahren mit Abfahrts-Gold in Japan krönen.

Doch wenige Tage vor Schranz' vielleicht wichtigstem Rennen untersagte der damalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage, ihm den Start wegen eines Verstoßes gegen die noch geltenden Amateurbestimmungen: Ein bei einem Prominenten-Fußballspiel im Vorsommer entstandenes Foto hatte den Sportler in einem Trikot mit dem Werbelogo eines Kaffee-Herstellers gezeigt. Für das IOC galt er damit nicht mehr als Amateur – und nur die waren seinerzeit zu dem Fünf-Ringe-Spektakel zugelassen. Schranz, dem 200 000 Menschen auf dem Wiener Ballhausplatz eine triumphale Heimkehr bereiteten, beendete daraufhin sofort seine Karriere und gilt seither als einer der Wegbereiter des modernen Profisports.

„Ich habe schon damals recht gehabt, spätere IOC-Präsidenten haben das dann erkannt“, sagt der seit jeher als Charakterkopf geltende Sohn eines Eisenbahners und einer Köchin im Rückblick. „Aber es ist eine Genugtuung, dass ich heutigen Athleten die Möglichkeit verschafft habe, mit ihren Leistungen Geld zu verdienen.“ Ende der 1980er Jahre verlieh das IOC Schranz eine Ehrenmedaille.

In den Olympia-Geschichtsbüchern wird der Vater dreier Töchter also für immer als tragischer Held verewigt sein, dennoch engagiert er sich selbst im fortgeschrittenen Alter noch für eine erfolgreiche Zukunft des größten Wintersport-Events. „Ich bin noch etwas als Berater von Ministerpräsident Putin und des russischen NOK für Sotschi 2014 tätig. Ich habe schon soviel gemacht, dass ich eigentlich keine Arbeit mehr brauche, aber das macht mir Spaß.“ Dass das IOC sich nicht von ihm, sondern in dem Franzosen Jean-Claude Killy von seinem früheren Erzrivalen beraten lässt, stört Schranz nicht: „Das passt schon.“

Zunächst freut sich der Jubilar aber auf das große Fest in seinem Heimatort St. Anton, das die Gemeinde am kommenden Freitag für ihren Ehrenbürger veranstaltet. „Wenn da nochmal alle Freunde, Journalisten und der ganze Ort unterwegs sind, ist das schon toll“, meint Schranz, der mit Frau Evelyn am Ortsrand auch ein Hotel betreibt.

dpa

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