Ski-Boss Maier: „Frauen sind zielstrebiger“

Maria Riesch & Co. machen dem Alpin-Chef Spaß.Die Skifahrerinnen trainieren hart, sind motiviert und erfolgreich. Und die Männer? Da gibt es allenfalls einen, der dem Boss Freude bereitet.
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Alpindirektor Wolfgang Maier findet, dass die Frauen - wie hier Marie Riesch - mehr Biss haben.
dpa Alpindirektor Wolfgang Maier findet, dass die Frauen - wie hier Marie Riesch - mehr Biss haben.

Maria Riesch & Co. machen dem Alpin-Chef Spaß.Die Skifahrerinnen trainieren hart, sind motiviert und erfolgreich. Und die Männer? Da gibt es allenfalls einen, der dem Boss Freude bereitet.

AZ: Herr Maier, reden wir erst über Frauen?

WOLFGANG MAIER: Gerne.

Das macht Ihnen auch sicher mehr Spaß. Es haben sich ja so viele Läuferinnen für Vancouver qualifiziert, die können Sie gar nicht alle fahren lassen. Ein Luxusproblem.

Ein Luxusproblem ist das nicht. Es ist nur der Slalom, in dem fünf Mädchen schon die Norm geschafft haben, wir aber nur vier fahren lassen können. Wer dann letztendlich fährt, wird vor Ort mit den Trainern entschieden. Wir werden alle mitnehmen, die Riesch-Schwestern, Christina Geiger, Fanny Chmelar und die Kathi Dürr.

Die Stärke der Frauen gerade im Slalom ist fast beängstigend. Vor allem Susi Riesch hat sich gefestigt, bisher scheiterte sie oft an ihren Nerven.

Bei der Susi freut es uns vor allem, dass sie ihren eigenen Weg gefunden hat. Raus aus dem Schatten der großen Schwester Maria. Dass sie sich als eigene Person mit eigenen Ansprüchen entwickelt hat. Dass sie nicht versucht, die Maria zu kopieren, auch nicht in der Außendarstellung.

War das bis dahin der Fall?

Wir haben oft versucht zu erklären: Ruh dich nicht aus auf dem Namen und im Schatten deiner Schwester aus. Jetzt hat sie den Schritt nach vorne gemacht, und der steht ihr sehr gut. Die beiden sind Geschwister, aber jede geht ihre eigene Karriere. Und das gefällt uns. Ansonsten habe ich ein gutes Gefühl bei den Trainern und den Aktiven, sie arbeiten sehr zielorientiert und ohne Druck von außen – so wie die erfolgreiche Frauengeneration vor ihnen.

Also so wie in der Erfolgsära Ertl, Gerg, Seizinger.

Ja. Denen musste man auch nicht vorschreiben , wann und wie sie trainieren müssen. Das haben die von sich aus gemacht. Die sind nach einem Abfahrtsrennen ins Hotel, haben ihre Riesenslalom- oder Slalom-Sachen geholt und haben den ganzen Nachmittag trainiert, um gut für das nächste Rennen vorbereitet zu sein. Ganz selbstverständlich. Wie es auch die Maria Riesch heute macht.

Und das ist bei den Männern nicht so?

Früher nicht so, heute müssen sich die Männer einfach mehr bewegen, um den Anforderungen stand halten zu können. Frauen, glaube ich, sind in dem, was sie tun, einfach oft überzeugter und zielstrebiger. Da ist ein größerer Wille da, mehr zu tun, mehr zu geben, mehr zu opfern. Bei den Frauen kann man sich zu 95 Prozent sicher sein, dass die erfolgreichen Sportler, die nach vorne wollen, es auch schaffen. Bei den Frauen spüre ich den Drang, dass sie Rennen gewinnen wollen. Bei den Männern nicht in dem gewünschten Maße.

Tun die Kepplers und Strodls nicht genug für den Erfolg?

Das müssen die Athleten selbst beantworten. Sie fordern oft mehr Verantwortung, wollen auch ein mündiger Athlet sein. Diesem Anspruch müssen sie sich dann auch stellen. Jeder kann selbst mitentscheiden, ob er das vorgeschriebenen Trainingspensum trainiert oder nicht noch draufpackt da wir nicht an der Weltspitze sind. Der Aktive muss auch mal selbst drauf kommen, an einem freien Tag selbst mal einen Skipass zu kaufen und noch ein paar Einheiten hinterher zu schieben. Es kann nicht sein, dass wir die Läufer zum Skifahren drängen müssen.

Und Felix Neureuther? Dessen Saison läuft eher durchwachsen, vom ersten Weltcup-Sieg ist er weiter entfernt als in den Jahren zuvor. Immerhin hat er jetzt die Olympia-Norm, das schien ja ein großer Druck zu sein für ihn.

Der Felix war drei Jahre in der besten Startgruppe also unter den Top 15 und sogar unter den Top 7, in meinen Augen sollte das eigentlich kein Druck für ihn sein, dass er einmal unter die besten 8 oder zweimal in die Top 15 fährt. Aber er hat das anders empfunden. Für ihn war das sehr wohl Druck.

Ist eine Olympia-Medaille realistisch für ihn?

Absolut. Vom Skifahrerischen her kann er um die Medaillen mitfahren. Nur der Kopf muss auch mitspielen. Und genau für den Kopf sollte er die nächsten Slaloms wie am Sonntag in Kitzbühel auf die Reihe kriegen. Es wäre verdammt wichtig für den Männerrennsport bei uns, wenn der Felix ein entsprechendes Ergebnis in Vancouver einfährt. Mehr als den Felix haben wir bei den Männern nicht. Und das ist für alle Beteiligten extrem frustrierend.

Interview: Florian Kinast

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