„Ski alpin muss zum TV-Event werden“

AZ: Herr Höfl, Ihre Frau Maria ist ebenso erfolgreich wie populär. Gestern hat sie sich sogar auf dem „Olympic Walk of Fame“ im Olympiapark verewigt. Dennoch wird relativ wenig Ski alpin im Fernsehen gezeigt. Zuletzt hat Maria beim Weltcup in Flachau angemerkt, dass von den bisherigen neun Rennen nur eineinhalb live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurden. Was ist da eigentlich los?
MARCUS HÖFL: Wenn die Sportart nicht etwas Substanzielles tut, wird sie Probleme bekommen. Das haben andere Sportarten schon erlebt. Im Tennis ist zu Steffi Grafs und Boris Beckers Zeiten auch versäumt worden, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ähnliches gilt für das Skispringen, wo man die starke RTL-Zeit nicht genutzt hat. Oder auch bei den Radfahrern. Das sind alles Einzelsportarten, deren Popularität in Deutschland stark von einzelnen Persönlichkeiten abhängt, und da muss man die Zeit eben nutzen, um für die Zukunft etwas zu tun.
Wo sehen Sie Versäumnisse?
Eine Marktforschungsanalyse ergab, dass 20 Millionen Deutsche gern mehr Ski alpin im Fernsehen sehen würden. Eine aktuelle Studie des Weltskiverbands FIS sagt, dass im vergangenen Jahr bei gleicher Übertragungsmenge 25 Prozent mehr Deutsche zugeschaut haben als davor. Die Nachfrage ist also da, weil auch die Personen da sind, für die sich die Leute interessieren: Maria, Felix Neureuther, Viki Rebensburg. Das ist gerade eine starke Phase. Aber gleichzeitig sind nur sehr wenige Rennen bei ARD und ZDF zu sehen – das passt nicht zusammen. Jeder schiebt's auf den anderen. ARD und ZDF sagen: ,Die FIS ist schuld.’ Die FIS sagt: ,Das Fernsehen ist schuld.’ Dann sind die Sponsoren schuld oder der Deutsche Skiverband – ein Teufelskreis. Mit dem Ergebnis, dass nichts passiert und, wenn das so bleibt, die Sportart spätestens in zwei, drei Jahren leiden wird.
Sind Sie in Gesprächen mit den Verantwortlichen?
Wir haben im Sommer mehrfach versucht zu reden. Aber da das überhaupt nicht gefruchtet hat, erlauben wir uns jetzt zu sagen: So geht's nicht! Da muss auch mal das Fernsehen mit Kritik leben. Wenn ARD und ZDF nicht übertragen, obwohl sie die Senderechte haben, muss man überlegen, ob die nicht ein anderer Sender übernehmen sollte.
In wessen Hand sehen Sie die Aufgabe, diese Verhandlungen zu führen?
Der DSV müsste das anschieben. Alfons Hörmann ist ein sehr fähiger Präsident. Unter seiner Leitung sollte man eine Expertengruppe bilden, mit Leuten wie Christian Neureuther und Willy Bogner, die das Geschäft kennen.
Wären die Skifahrer bei einem privaten Sender besser aufgehoben?
ARD und ZDF machen es im Biathlon ja auch gigantisch. Ist es denkbar, den Ski-Weltcup so zu präsentieren, wie RTL dies vor Jahren mit den Skispringern tat? Auf jeden Fall! Ski alpin muss zum TV-Event werden. Der Ski-Weltcup ist die Formel eins des Wintersports. Da steckt so viel dahinter, was nie erklärt wird – weil keine Sendezeit dafür hergegeben wird. RTL ist natürlich federführend, was Event-Präsentation angeht, sei es Boxen oder bei der Formel 1. Man muss ja nicht alles neu erfinden, sondern sich alles mit wachen Augen anschauen und überlegen, wie könnte es woanders so stattfinden, dass es der Sportart nutzt und für die Zuschauer interessant und spannend ist.
Wie ist die Haltung des DSV? Eigentlich könnten Sie den Verband in dieser Hinsicht nun beraten...
Der Verband ist Weltspitze im sportlichen Bereich. Aber ich wüsste gar nicht, mit wem ich da beim DSV in der Operative reden sollte. Es gibt niemanden, der sich mit diesem Bereich wirklich befasst. Vielleicht gibt es jetzt eine Chance: Der Marketing-Geschäftsführer wechselt, der Neue ist noch nicht benannt. Hoffentlich kommt jemand, der das Problem erkennt und die Sache anpackt.