Siegen – damit a Ruah is

Der FC Bayern am Sonntag (17 Uhr) gegen Hertha BSC - ein Trendspiel nach zwei Spielen ohne Sieg. Gute Stimmung oder droht Ärger? Es geht um mehr als drei Punkte.
MÜNCHEN Selten so bescheiden gewesen, die Bayern. Gerade wenn es darum geht, Ziele zu formulieren. Titel, Titel, Titel. Das ist der Maßstab. Und da sagt nun Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge plötzlich: „Ich hoffe, dass wir Herbstmeister werden. Das ist nach wie vor unser Ziel.“
Zwei Spiele sind gespielt, zwei Unentschieden kamen dabei heraus. Der Herbstmeistertitel aber dürfte trotz vier Punkten Rückstand auf die TSG Hoffenheim noch drin sein. Gut, ein Scherz. Aber das Heimspiel am Sonntag gegen Hertha BSC (17 Uhr) wird ein Trend-Spiel sein. Eines, das die Stimmung beim Rekordmeister für die nächsten Wochen und Monate beeinflussen wird. Ein Sieg – und a Ruah is’, wie der Bayer sagt. Danach ruht der Ligabetrieb bis zum 13. September wegen zweier Länderspieltermine. Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann könnte in Ruhe arbeiten. Nach einer Niederlage gegen Hertha hätte eher unruhige Zeiten zur Folge, wohl auch das dritte Remis in Folge. „Es zählen am Sonntag nur drei Punkte“, sagte Philipp Lahm, „wir müssen jetzt auch mal gewinnen.“
Jürgen Klinsmann muss mal gewinnen. Er selbst hat daran keine Zweifel, er sagt: „Wir sind sehr zuversichtlich, weil wir gut arbeiten.“ Unter der Woche wurde zwei Mal täglich trainiert, Basisarbeit. „Wir kommen Woche für Woche weiter“, sagte Klinsmann, „die Spieler sollen merken, wie sie in Puncto Fitness und Bewegungsabläufe vorankommen.“ Fortschritt durch Training. Und Fortkommen durch Punkte? Klinsmann endlich forsch: „Wir wollen mit einem Dreier richtig loslegen. Wir sind in der Lage, die Hertha zu knacken – das ist unser Ziel, das ist unser Job.“
Der Job von Miroslav Klose ist es, Tore zu machen. Dass er seinen Job in der Bundesliga erledigt hat, ist lange her – es war der 1. März. Stürmer-Legende Gerd Müller hatte sich unter der Woche über Klose gewundert („Der trifft ja momentan gar nichts. Da muss was anderes sein. Das gibt es nicht, dass ein Mann wie er keinen mehr rein bringt“). Was Manager Uli Hoeneß auf die Palme brachte. „Ich finde die ganze Debatte ziemlich unter der Gürtellinie“, echauffierte er sich über Presseberichte, „natürlich ist Miro momentan nicht so erfolgreich, wie wir uns das wünschen und auch er es sich wünscht. Aber deswegen gleich jemanden grundsätzlich in Frage zu stellen halte ich für maßlos übertrieben. Darunter leidet auch Klose.“
Klinsmann will ihn aufbauen. Möglich, dass er ihn wie in Dortmund (1:1) erneut Lukas Podolski vorzieht – eine Aktion Sorgenkicker. „Miro durchläuft eine schwierige Phase“, sagte Klinsmann, „was da hilft? Nur Arbeit. Arbeit. Arbeit. Und dann kommt irgendwann der Moment, da steht er als Stürmer im Strafraum wieder am richtigen Fleck.“
Wenn er sich denn nicht gehemmt fühlt – was Manager Hoeneß vermutet: „Natürlich ist es nicht ganz einfach, neben der ungeheuren Wucht, Masse und Präsenz eines Luca Toni zu bestehen. Da muss Miro seinen Platz eben finden.“ Und es gibt nur den einen Platz, Toni hat eine Stammplatzgarantie. Und wirft einen lange Schatten.
„Eine Politik der ruhigen Hand“ empfahl Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Stadionheft und warb um Unterstützung bei den Fans für das Heimspiel.
Ein gutes Händchen wird von Klinsmann erwartet: Wen stellt er auf: Klose oder Podolski? Wen baut er auf? Wen enttäuscht er? Auch so ein Trend für die nächsten Wochen, bis zur Herbstmeisterschaft.
Patrick Strasser