Sieg in der Kombination: Marias Auferstehung
WHISTLER - Am Tag nach der Abfahrts-Enttäuschung holt Riesch sensationell Kombinations-Gold.Ihr erster Olympiasieg! „Das ist der Hammer“
Zur Halbzeit hatten sie noch abgeklatscht, Maria Riesch und Lindsay Vonn. An Platz eins und zwei fanden sich die beiden nach der Abfahrt im Kombinationswettbewerb, nur drei Zehntel getrennt. Vonn vor Riesch, wie so oft. Als sie gut drei Stunden später auch den zweiten Teil der Kombination hinter sich hatten, kamen sie erstmal nicht zum Abklatschen: Während Maria Riesch unten im Ziel jubelte, sammelte Lindsay Vonn oben im Steilhang noch ihre Ski ein. Ausgeschieden, keine Medaille für Vonn.
Dafür: Gold für Maria Riesch! Die erste deutsche Alpin-Medaille seit Martina Ertls Kombi-Bronze 2002, der erste Olympiasieg bei den Alpinen seit Hilde Gergs Slalom-Triumph von 1998 in Nagano.
Komplett überrascht war Maria Riesch aber nicht: „Gold – das ist der Hammer, eine starke Wiederauferstehung. Ich habe gewusst, ich kann nach Enttäuschungen zurückkommmen. Ich habe versucht, es so positiv anzugehen wie möglich, hatte eine ganz andere innere Ruhe als bei der Abfahrt. Das war gestern eine zittrige Angespanntheit. Mir haben die Knie geschlottert. Das war zu viel.“
Am Tag zuvor hatte Maria Riesch ein ernüchterndes Ergebnis zu verarbeiten: Rang acht in der Abfahrt, weit abgeschlagen hinter der Olympiasiegerin, Lindsay Vonn. Erleichtert war die 25-Jährige in der Kombi-Abfahrt dann angesichts der Schrecksekunde im oberen Teil der Abfahrt. Vor einer Bodenwelle war sie in Rücklage gekommen und hatte in der Luft fast die Balance verloren. „Da hat’s mich schon ganz schön verdreht. Natürlich erschrickt man da“, gestand Riesch. Im unteren Streckenteil war sie dann aber die Schnellste und holte sogar auf die überragende Abfahrerin Vonn Zeit auf.
In der Pause versuchte Riesch, ruhig zu bleiben: „Ich denke noch nicht an irgendwelche Medaillen. Ich Freude mich jetzt einfach, da runter zu fahren. Hoffentlich wird alles gut.“ Und es wurde alles gut, sehr gut sogar.
Mit einem couragierten, fehlerlosen Lauf durch die 55 Slalomtore legte sie eine neue Bestzeit hin und konnte fortan nichts mehr tun als warten. Warten auf Lindsay Vonn, die Freundinkonkurrentin. Die hatte schon bei der Zwischenzeit ihren Vorsprung verloren. Im Steilhang war es dann vorbei: eingefädelt, Ski verloren, aus der Traum. Unten im Ziel riss Maria Riesch die Arme hoch. „Olympiasiegerin! Das hört sich wahnsinnig an. Jetzt gehöre ich dazu, das ist doch schon mal was“, sagte sie stolz, „alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Der große Druck ist erstmal weg. Das hilft mir sicher für die weiteren Rennen.“
Drei Medaillenchancen hat sie noch am Whistler Mountain: Riesenslalom, Super-G, Slalom. Es soll also nicht das letzte Freudenfest von und mit Maria Riesch gewesen sein. Sie bedankte sich schon mal brav und lächelnd bei den Freunden und Verwandten in der Heimat: „Danke an alle, die mir die Daumen drücken und zu mir stehen, wenn es mal nicht so läuft. Ich hoffe, ich kann euch bei Olympia und in den nächsten Jahren noch viel Freude machen.“
Yes, she can!Thomas Becker
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