Sieg gegen Madrid: "Geschichte geschrieben"
Mit dem 85:83-Knaller gegen Real Madrid sind die Basketballer des FC Bayern in der absoluten Spitze angekommen – und ein Viertelfinal-Kandidat.in der Euroleague.
MÜNCHEN Svetislav Pesic ließ den Ball von der rechten Fußspitze aufs linke Knie tanzen, auf die Brust, wieder auf den Fuß – dann fing er ihn wieder und trat ihn voller Euphorie in die Zuschauer. Ein Zeichen der Erleichterung, ein ungewohnter Gefühlsausbruch, den man vom Trainer der Basketballer des FC während der Saison nicht oft sieht. Seinen Mitarbeitern mit Kamera und Mikro erklärte er dann zufrieden grinsend „Spiel war gut.“
Eine maßlose Untertreibung. Das 85:83 der FC Bayern im mit 6700 Zuschauern ausverkauften Audi Dome war der mit Abstand größte Sieg der jüngeren Vergangenheit. Sogar die sonst gerne giftige Konkurrenz aus der Bundesliga zollte den Bayern Respekt dafür, die spanische Über-Mannschaft mit Nervenstärke, großem Willen und viel Leidenschaft geschlagen zu haben. Die internationalen Medien von „El Mundo“ bis „L’Équipe“ feierten den FC Bayern – Basketball.
„Das war eindeutig unser größter Sieg bisher, gegen die beste Mannschaft Europas - wir haben damit Geschichte geschrieben“, sagt Vizepräsident Rudolf Schels, auch am Tag danach noch begeistert. Wenngleich das Restprogramm in der Top-16-Runde der Euroleague überaus anspruchsvoll bleibt: Die Bayern, das haben sie bewiesen, sind ein ernstzunehmeder Kandidat für das Viertelfinale.
Zu den besten acht Mannschaften Europas zu gehören, das hat bisher noch kein deutsches Team geschafft. Die Bayern sind in ihrem ersten Euroleague-Jahr auf dem besten Weg dazu. Weil sie einen überragenden Aufbauspieler namens Malcolm Delaney haben, der spätestens seit Donnerstagabend auf der Wunschliste jedes europäischen Top-Teams stehen dürfte.
Und sogar die Spieler von der Bank – so wie Yassin Idbihi – in der Lage sind, ganz entscheidende Punkte zu erzielen. „Wir haben überragend gespielt – das hat gezeigt, wie viel Qualität in dieser Mannschaft steckt. Wir sind sehr zufrieden und glücklich. Vor allem für das Selbstbewusstsein das Spieler war der Sieg wichtig. Sie haben schließlich auch schon bittere Niederlagen hinnehmen müssen, wie gegen Piräus oder Tel Aviv. Jetzt war es an der Zeit, dass wir so ein Spiel auch mal gewinnen.“
Tatsächlich dürften die Bayern mit extrem viel Rückenwind in die ausstehenden vier Spiele gehen, den Respekt der gegnerischen Mannschaften von Kuban bis Tel Aviv haben sie nach dem Spiel sicher. Für Svetislav Pesic bedeutet der Sieg, dass das Konzept, wie er das Team zusammengestellt hat, auf höchstem Niveau aufzugehen scheint. „Wir haben ein Signal nach Europa gesendet“, sagt Pesic. „Das war auch eine Riesensache für den Trainer“, sagt Schels, „er wusste immer, was die Mannschaft im Stande ist zu leisten, sie hat das nun bestätigt.“
Ebenfalls bestätigen muss sie das am Sonntag um 17 Uhr bei den Skyliners in Frankfurt, ein weit weniger glamouröser Gegner als Real Madrid. Und während die Bayern dem Rest Deutschlands auf eurpäischer Ebene im Moment enteilt sind, kämpfen sie in der Liga um die Tabellenführung, sie dürfen sich gegenüber Verfogler Bamberg keine Niederlage erlauben. Denn die Meisterschaft ist und bleibt das oberste Zil für die laufende Saison.