„Sie hat sich unsterblich gemacht“

Mittermaier über Riesch: Hier erklärt Gold-Rosi, was die Gold-Maria auszeichnet.
von  Abendzeitung
Die Gold-Rosi: Bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck war Rosi Mittermaier der große Star. Sie holte zwei Mal Gold, ein Mal Silber. Danach trat sie 25-jährig zurück
Die Gold-Rosi: Bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck war Rosi Mittermaier der große Star. Sie holte zwei Mal Gold, ein Mal Silber. Danach trat sie 25-jährig zurück © Minkoff/Augenklick

Mittermaier über Riesch: Hier erklärt Gold-Rosi, was die Gold-Maria auszeichnet.

AZ: Rosi Mittermaier, wo haben Sie denn den Triumph von Maria Riesch gesehen? Waren Sie an der Strecke?

ROSI MITTERMAIER: Nein, wir waren beim Skifahren und haben uns die Entscheidung im Kombinations-Slalom dann im Fernsehen angeschaut. Auf einer Hütte, hier ganz oben im Skigebiet von Whistler. Die Lawrie Kreiner war auch da, die Mama von der Kathy Kreiner, die 1976 Gold im Riesenslalom gewonnen hatte, mein Mann, der Christian, der Markus Wasmeier.

Eine illustre Runde. Und haben Sie dann angestoßen?

Ja, mit Apfelsaft. Und einen Cheeseburger haben wir alle gegessen. Wir haben uns so Freude und gejubelt. Es ist einfach ein Traum. Ich hatte schon ein gutes Gefühl, als ich sie im Starthaus sah.

Warum das?

Weil ihre Körpersprache eine ganz andere war als am Vortag bei der Abfahrt. Sie war viel konzentrierter, angespannter. Da war ein unbedingter Siegeswille da. Das war eine ganz andere Maria.

Die zwei Gesichter der Maria.

Aber das ist ja genau ihre Stärke. Dass sie nach so einer Enttäuschung wieder zurückkommt, dass selbst ein so grober Fehler in der Abfahrt sie nicht entmutigt. Deswegen hatte ich auch gar keinen Zweifel. Die ist eine Kämpferin, die schafft es, so etwas locker hinter sich zu lassen. Aber das dann auch runterzubringen, das ist die große Leistung, die einen Champion auszeichnet.

Ein Olympischer Champion, wie Sie, 1976 in Innsbruck.

An so was denke ich doch gar nicht, ob die Maria eine ist wie ich. Das sind andere Zeiten, sie ist ein anderer Mensch. Ich würde da nie Vergleiche ziehen wollen. Ich brauche der Maria ja auch keinen Rat geben, wie sie jetzt mit einem Olympiasieg umgehen soll. Das weiß sie schon selber. Sie hat immer gewusst, was sie will. Zielstrebig, ehrgeizig, die braucht von keinem Ratschläge.

War das schon in ihrer Jugend so?

Ja, ich kenne sie ja, seit sie ein Kind war. Sie hat nie gejammert, ich habe das nie erlebt, dass sie mal den Kopf hat hängen lassen. Natürlich waren die beiden Kreuzbandrisse 2005 ein schwerer Rückschlag, aber sie hat es ganz schnell geschafft, wieder nach vorne zu schauen. Sie wusste ja, dass sie es nicht ändern kann. Wer solche Tiefschläge wegsteckt und so gestärkt zurückkommt, der verkraftet es auch gut, wenn er einmal Achter in einer Olympia-Abfahrt wird. Ich weiß noch, wie ihre Mama mir mal gesagt hat: „Weißt, Rosi, wenn wir einmal wirklich eine Verletzung da ist, wir Rieschs haben einfach gutes Heilfleisch." Da ist einfach eine ganz positive Grundeinstellung in der Familie.

Sie sagt selbst, dass die Eltern eine wichtige Rolle spielen.

O ja, die haben ihr immer den Rücken gestärkt. Die haben ihr viel Kraft gegeben. Da hat sie dann auch die nötige Sicherheit bekommen, nicht zu verzweifeln, sondern einfach Geduld zu haben. Und jetzt ist sie ganz oben angekommen. Jetzt hat sie sich unsterblich gemacht.

Interview: Florian Kinast

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