Severin Freund über Tournee-Sieg: "Gehöre zu denen, die es können"
Engelberg - Nicht einmal an Weihnachten kann Severin Freund die Füße hochlegen. "Ich werde kochen. Es gibt Ente mit Maronenpüree und Apfelkirschsoße", sagt Deutschlands bester Skispringer. Kurz vor dem Start der 63. Vierschanzentournee will der 26-Jährige in der knappen Feiertagspause trotzdem die nötigen Kräfte tanken - und tüftelt auch schon am Rezept für den Gesamtsieg: "Derzeit weiß keiner, wer die Tournee gewinnt. Aber ich gehöre zu denen, die es können."
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Der Niederbayer wirkt entschlossen und selbstbewusst wie nie. Im achten Anlauf soll es endlich mit dem großen Coup klappen, 13 Jahre nach dem bisher letzten deutschen Erfolg von Sven Hannawald fühlt sich Freund bereit. "Es gibt keinen, der sich in so eine Position gebracht hat, dass man Angst vor ihm haben müsste", sagte Freund. Doch der Favoritenkreis ist groß. Dazu gehören unter anderem der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz, der Tscheche Roman Koudelka, der Österreicher Michael Hayböck - und eben Freund.
Am Sonntagabend genoss der DSV-Vorspringer in Baden-Baden bei der Sportlergala im feinen Zwirn mit Fliege das Rampenlicht, gemeinsam mit seinen Teamkollegen wurde er nach Olympiagold in Sotschi mit Platz zwei bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres belohnt, er selbst landete bei den Individualsportlern auf Platz sechs. "Ich habe nichts dagegen, mich auch mal rauszuputzen. Man kann es eh' nur selten, rennt das ganze Jahr im Jogginganzug rum", sagte Freund und lachte.
Anschließend ging es mit Freundin Caren nach Hause. "Es wird wegen des engen Zeitplans ein sehr kleines Weihnachtsfest geben", sagte er. Heiligabend will das Paar alleine verbringen, ehe Freunds Schwester samt Ehemann am ersten Feiertag dazustößt. Schon am zweiten Feiertag geht es zum Tournee-Auftakt nach Oberstdorf. Dort steht am Samstag (16.30 Uhr/ARD) die Qualifikation und einen Tag später das Auftaktspringen an.
Skisprung-Weltcup: Unbeschwerter Freund will Schwung für die Tournee holen
Und obwohl die Generalprobe mit den Plätzen sieben und zehn in Engelberg/Schweiz nicht nach Wunsch verlief, bringt das den gereiften Freund nicht ins Grübeln. "Ich hatte vorher schon die Ergebnisse, die ich wollte", sagte er und meinte damit vor allem den Sieg im russischen Nischni Tagil. Im Gesamtweltcup ist er als Vierter bester Deutscher.
"Er hat echt die Form, um wirklich um den Tourneesieg zu springen. Das kann er schaffen, davon bin ich überzeugt", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Platz sieben vor zwei Jahren ist Freunds bislang bestes Resultat, auf einen Tagessieg wartet er bislang vergeblich. Das soll sich bei den Springen in Oberstdorf (28. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) ändern.
Nach sechs österreichischen Gesamtsiegen sei es mal "Zeit für etwas anderes", sagte Freund. Er selbst sei sehr gut vorbereitet. "Ich muss an keinen Rädchen drehen. Es muss zu mir kommen. Du kannst so etwas nicht aktiv steuern", sagte der Rastbüchler: "Du kannst dich nur in eine Lage bringen, wo du gut springst und zu den Leuten gehörst, die gewinnen können."
Und für den Fall, dass es doch nicht klappt, hat Freund auch schon einen nicht minder ehrgeizigen Plan für den Rest der Saison: "Dann werde ich halt Weltmeister!"