„Sein Leben ist mein Sieg“

Turn-Ass Oksana Chusovitina widmet die Medaille ihrem Sohn, der an Leukämie erkrankt war. Dank Deutschland und dank des Turnens konnte er behandelt - und geheilt werden.
von  Abendzeitung
Sie springt für Deutschland und für ihren Sohn, der an Blutkrebs litt und durch Spendengelder gerettet wurde: Die gebürtige Usbekin Oksana Chusovitina, die beim Sprung die Silber-Medaille holte.
Sie springt für Deutschland und für ihren Sohn, der an Blutkrebs litt und durch Spendengelder gerettet wurde: Die gebürtige Usbekin Oksana Chusovitina, die beim Sprung die Silber-Medaille holte. © dpa

Turn-Ass Oksana Chusovitina widmet die Medaille ihrem Sohn, der an Leukämie erkrankt war. Dank Deutschland und dank des Turnens konnte er behandelt - und geheilt werden.

PEKING Immer wieder schaute Deutschlands Turn-Star Oksana Chusovitina auf die Silbermedaille um ihren Hals. Silber, das sie bei ihrer bereits fünften Olympia-Teilnahme beim Sprung geholt hatte.

Die Augen strahlten. Und wurden urplötzlich ganz weich. „Diese Medaille widme ich meinem Sohn Alisher“, sagte die 33-Jährige, „sein Leben ist mein größter Sieg.“

Denn 2003 war der damals dreijährige Alisher an Leukämie erkrankt. Eine Krankheit, die in Chusovitinas Heimat Usbekistan einem Todesurteil gleichkommt. „Dort gab es keine Krebsklinik für Kinder. Wir haben versucht, ihn in Moskau unterzubringen, aber dort war kein Platz frei“, erzählt die 1,53-Meter-Powerfrau. „Also habe ich Freunde von mir in Köln angerufen. Die haben gesagt: Komm her, wir kümmern uns um alles.“

Oksana bekam einen Platz in der Kölner Turnmannschaft und Alisher wurde im Krankenhaus behandelt. „Ich musste deswegen weiterturnen. Ich machte das für Alisher – und, weil ich den Sport liebe, der mir auch Ablenkung brachte.“ Über 120000 Euro kamen durch Spendenaufrufe für Alisher zusammen. „Die Hilfe kam aus der ganzen Welt. Daher danke ich der ganzen Welt, aber besonders den Deutschen“, sagte sie, „heute ist Alisher gesund. Er kann sich zum Glück an die schlimme Zeit kaum erinnern.“

Eine Zeit, die Mama Oksana nie vergessen wird. „Ich bin so glücklich, dass das Vergangenheit ist. Schauen Sie, Alisher lag damals in Usbekistan mit sechs Kindern auf einem Zimmer. Die anderen sind inzwischen leider alle tot. Nur Alisher lebt“, sagt Chusovitina, die 2006 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, in „Bild“. „Alisher muss ja alle drei Monate zu Kontrolluntersuchungen. Außerdem: Man hat mir hier geholfen, als ich uns nicht helfen konnte. Jetzt will ich etwas zurückgeben. Deswegen ist dieses Olympia vielleicht nicht mein letztes.“

In ihrer Heimat Usbekistan ist Chusovitina, die mit dem kasachischen Ringer Bachodir Kurpanow verheiratet ist, eine Volksheldin. Ihr Konterfei ziert eine Briefmarke, den Wechsel der Staatsbürgerschaft nimmt man ihr aber dort nicht übel. „Die Leute kennen mein Schicksal, sie verstehen, dass ich keine Wahl hatte. Mein Sohn kommt immer an erster Stelle. Er ist mein Ein und Alles.“

Und ihr härtester Kritiker, schließlich schaut der Neunjährige bei fast jedem Training zu. „Heute ist er mit mir sicher zufrieden", sagt die Olympiasiegerin von 1992, über Alisher, der daheim vor dem Fernseher mitgefiebert hatte.

Und dabei werden ihre Augen wieder ganz weich.kby

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