Scuderia-Teamchef: "Uns ist das Herz stehen geblieben"
Nach dem Crash in Spa wird Fahrer Grosjean kritisiert. „Talentiert, aber manchmal blöd”
SPA Der Tag danach. Der Tag nach dem Horrorcrash gleich nach dem Start des Großen Preises von Belgien in Spa-Francorchamp, als die Formel1 nur mit viel Glück einer großen Katastrophe entkommen ist, nachdem Rüpel-Fahrer Romain Grosjean den Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton rempelte, danach abhob und dabei Fernando Alonso abschoss. Nur um wenige Zentimeter flog Grosjean am Kopf von Ferrari-Superstar Alonso vorbei. „Uns, und ich denke, allen Ferrari-Fans ist das Herz stehen geblieben bei dem Unfall”, meinte Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali.
Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte die Formel 1 den ersten Toten seit 18 Jahren – Am 1. Mai 1994 war der dreimalige Weltmeister Ayrton Senna am schwarzen Wochenende der Formel 1 in Imola tödlich verunglückt. „Was klar ist, dass es besser wäre, wenn bereits in den Junior-Serien die Regeln zum Verhalten auf der Strecke unbeugsam durchgesetzt würden”, forderte Alonso, der erklärte, dass er sich gefühlt habe, als sei „ein Zug in mich reingefahren”.
Unbeugsam zeigte sich zumindest der Motorsportverband FIA gegen Wiederholungstäter Grosjean. Es war schon das siebte Mal in dieser Saison, dass der Lotus-Pilot in einen Zwischenfall verwickelt war. Die Rennkommissare sperrten ihn nun für ein Rennen und brummten ihm 50000 Dollar Geldstrafe auf. TV-Experte Marc Surer sagte dazu der AZ: „Das ist das Beste, was man tun kann. Das wird ihn am ehesten zur Vernunft bringen. Zuschauen zu müssen, ist für einen Rennfahrer das Schlimmste.”
Spa gilt als eine der gefährlichsten Strecken der Welt. 1960 starben zwei Briten auf der Strecke, von 1970 bis 1983 wurde sie gesperrt: zu schnell, zu gefährlich. Stefan Beloff fand 1985 bei einem 1000-Kilometer-Rennen den Tod, nur drei Wochen, nachdem Manfred Winkelhock in Toronto tödlich verunglückt war. Dessen Teampartner hieß Marc Surer, der zuvor schon bei der Hessen-Rallye einen Partner verloren hatte. Der Tod fährt immer mit – so auch am Sonntag in Spa.
Deswegen muss gegen die Rennrüpel auch rigoros vorgegangen werden. Grosjean fällt in diese Kategorie. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Nikki Lauda meinte: „Diese Aktion war ja ein heller Wahnsinn. So kann der Typ nicht weiterfahren. Der ist talentiert, aber manchmal unwahrscheinlich blöd.” Und Surer sagt: „Das Schlimme ist: Er ist ja schnell. Aber am Start hat er Scheuklappen auf, fährt zickzack statt geradeaus, wie schon in Monte Carlo. Ich hoffe, die Strafe zeigt Wirkung. „Der nächste Schritt wäre der Lizenzentzug. Das hieße: ein Jahr Pause”, erklärt Surer der auch schon mal in der DTM am Nürburgring eine Strafe absitzen musste.
Immerhin bekannte sich Lotus-Pilot Grosjean nach dem Rennen zu seiner Schuld: „Ich habe einen Fehler gemacht und mich mit dem Abstand zu Lewis verschätzt. Ein kleiner Fehler, der in einem großen Unfall geendet ist”, sagte der 26-Jährige und wehrte sich gegen sein Image als Fehlerteufel: „Einige waren nicht mein Fehler. Manche haben vielleicht mit mangelnder Erfahrung zu tun, andere sind Fehler. Jetzt ist es an der Zeit, damit aufzuhören.” Echte Einsicht klingt anders.
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