Schwimm-Star Wellbrock verpasst Medaille über 800 Meter
Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock hat bei den Olympischen Spielen in Tokio die zweite Medaille für die deutschen Beckenschwimmer knapp verpasst. Der 23-Jährige belegte bei der Spiele-Premiere über 800 Meter Freistil den vierten Platz.
In 7:42,68 Minuten kam Wellbrock nicht an seine deutsche Rekordzeit von 7:41,77 Minuten aus dem Vorlauf heran. 35 Hundertstelsekunden fehlten am Ende zu Platz drei. Gold sicherte sich der Amerikaner Robert Finke. Silber holte Gregorio Paltrinieri aus Italien, Bronze der Ukrainer Michailo Romantschuk. "Der vierte Platz ist natürlich immer bitter. Aber mehr war heute nicht drin", sagte Wellbrock unmittelbar nach dem Rennen in der ARD.
Zwei Jahre nach seinem historischen Doppel-Erfolg bei der WM 2019 in Südkorea, als er binnen weniger Tage Gold im Freiwasser über zehn Kilometer und über 1500 Meter Freistil gewann, gelang Wellbrock nicht der erhoffte Japan-Start mit Siegerehrung auf dem Podest. Am Tag zuvor hatte seine Verlobte Sarah Köhler mit Bronze über 1500 Meter Freistil die erste Medaille für die deutschen Beckenschwimmer seit Doppel-Gold von Britta Steffen in Peking 2008 bejubelt.
Knackpunkt bei 650 Metern
Über die 800 Meter Freistil war Wellbrock bei der triumphalen WM in Gwangju noch im Vorlauf ausgeschieden - diesmal schaffte er es souverän ins Finale. Dort überraschte der lange in Führung liegende Paltrinieri, der in der Vorbereitung an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt war. Wellbrock aber wurde immer schneller und lag bei der letzten Wende sogar ganz knapp in Führung.
"Ich glaube, das war tatsächlich so ein bisschen der Knackpunkt. Ich habe bei 650 Metern das Tempo hochgenommen, weil ich gesehen habe, okay, gut, es wird sehr, sehr knapp. Es war vielleicht ein Tickchen zu doll, was ich da schon gemacht habe, oder ein Tickchen zu früh", sagte er. "Aber vierter Platz schmerzt natürlich und ist unglücklich gelaufen."
Hoffen auf die 1500 Meter Freistil
Über 1500 Meter Freistil und im Freiwasserrennen ist der Langstreckenspezialist noch besser einzuschätzen. "Da werde ich alles reinwerfen und gucken, was rauskommt", sagte Wellbrock, der im Becken kaum eine Regung zeigte, sich dann ein weißes Handtuch und seine Maske schnappte und langsam am Beckenrand zur Interviewzone ging.
"Ich glaube, es hat noch nie in Deutschland einen so guten Schwimmer mit solchen Möglichkeiten gegeben, sowohl stilistisch als auch von der Vielseitigkeit her. Er ist für mich über 1500 Meter im Becken und auch im Open Water über 10 Kilometer der Topfavorit", sagte Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz zuletzt. Der 41 Jahre alte Lurz war bis zu Bronze von Köhler am Mittwoch der bislang letzte deutsche Schwimmer, der eine olympische Medaille gewinnen konnte. In London 2012 sicherte er sich Silber über zehn Kilometer.
Freistil-Frauen Sechste über 4 x 200 Meter
Die deutsche Freistil-Staffel der Frauen über 4 x 200 Meter hat in Tokio den sechsten Platz belegt. Isabel Gose, Leonie Kullmann, Marie Pietruschka und Annika Bruhn schlugen nach 7:53,89 Minuten an. Den Sieg sicherte sich das Quartett aus China in der Weltrekordzeit von 7:40,33 Minuten. Silber holten die USA in 7:40,73, Bronze ging an Australien in 7:41,29. Auch diese beiden Teams blieben mit ihren Zeiten unter der bisherigen Bestmarke. In Rio de Janeiro hatte es die deutsche Staffel auf dieser Strecke nicht ins Finale geschafft.
Heintz scheitert im Halbfinale
Philip Heintz hat das Finale über 200 Meter Lagen verpasst. Der 30-Jährige schlug nach 1:58,13 Minuten an und war damit Siebter in seinem Halbfinale. Schnellster war Wang Shun aus China mit einer Zeit von 1:56,22 Minuten. Jacob Heidtmann war trotz persönlicher Bestzeit im Vorlauf am Vortag ausgeschieden. Für Heintz sind es die letzten Olympischen Spiele der Karriere. Er war schon in London 2012 und 2016 dabei. In Rio de Janeiro hatte der Heidelberger den sechsten Platz auf seiner Spezialstrecke belegt. Besser war in Brasilien kein deutscher Beckenschwimmer gewesen.
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