Schweinsteiginho! Noch zwei Siege bis zum EM-Gipfel

Der Jubel war grenzenlos, Fußball-Deutschland im Siegesrausch. Um 22.37 Uhr am Donnerstag war die Euro-Sensation perfekt. Jogi Löws Gipfelstürmer triumphierten im EM-Viertelfinale mit 3:2 über den Favoriten Portugal. Die Tour auf den EM-Gipfel geht weiter.
von  Abendzeitung

BASEL - Der Jubel war grenzenlos, Fußball-Deutschland im Siegesrausch. Um 22.37 Uhr am Donnerstag war die Euro-Sensation perfekt. Jogi Löws Gipfelstürmer triumphierten im EM-Viertelfinale mit 3:2 über den Favoriten Portugal. Die Tour auf den EM-Gipfel geht weiter.

Verdientermaßen prasselten die Lobeshymnen auf die Helden nieder. Allen voran Franz Beckenbauer, sonst oft grantiger Kritiker. Der Kaiser schwärmte: „Ich kann mich lange nicht erinnern, so eine gute deutsche Mannschaft gesehen zu haben.“ Jogis Löwen auf Titelkurs? „Warum nicht?“, meint Löw. „Wir haben ein paar Tage zum Durchatmen, jetzt ist vieles möglich, wir werden alles daran setzen, das Finale zu erreichen.“

Und da haben sie gute Chancen. Mit der neuen Einstellung. „Wir haben mit mehr Organisation gespielt, mit mehr Disziplin, mehr Kontinuität, sind auch ohne Ball viel weitere Wege gegangen“, schwärmte Löw. Philipp Lahm ergänzte: „Es geht nur über den Teamgeist, heute war jeder für den anderen da, hat für ihn gekämpft, ist für ihn gelaufen. Wir haben an uns geglaubt, sind mit viel Mut aufgetreten.“

Und mit einer runderneuerten Elf angetreten. Bevor Löw, gezwungen durch die Uefa-Sperre, oben auf der Tribüne Platz nahm und unten auf der Bank seinem Assistenten Hansi Flick das operative Geschäft überließ, hatte er seine Elf ordentlich rotieren lassen. Frings musste wegen seiner gebrochenen Rippe passen.

„Das Risiko war zu groß“, sagte Nationalelf-Manager Bierhoff, Simon Rolfes von Bayer Leverkusen vertrat den Bremer. Neben Bastian Schweinsteiger kam auch der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger ins Team, Chancentod Gomez und Fritz flogen raus, Podolski spielte trotz seiner Wadenprobleme, im linken Mittelfeld, Klose war einsame Spitze. ARD-Experte Günter Netzer: „Mit Rolfes und Hitzlsperger hatte das Team zwei Sechser, Ballack konnte offensiver agieren.“ Und der Ex-Nationalspieler lobte: „Kompliment an den, der sich diese Taktik ausgedacht hat. Die Deutschen blockierten das Mittelfeld der Portugiesen, deren Herzstück.“ Michael Ballack: „Wir haben das Mittelfeld der Portugiesen neutralisiert, das war der Schlüssel zum Erfolg.“

Was schon beim Führungstor auffiel: Podolski tankte sich links durch, seine scharfe Flanke spitzelte Schweinsteiger zum 1:0 ins Tor (22.). Schweini, wer sonst? Der Bayern-Star traf – wie schon bei der WM im Spiel um den dritten Platz (2 Tore) – wieder gegen Portugals Keeper Ricardo. Als Ricardo-Schreck hatte ihn Löw aufgestellt. Ein perfekter Coup. Schweinsteiginho – denn der Münchner glänzte gleich noch als Vorbereiter, zirkelte einen Freistoß genau auf den Kopf von Miroslav Klose. Miro köpfte am zaudernden Ricardo vorbei ein. Bayern-Koproduktion zum 2:0 (26.).

Doch Portugal schlug zurück. Erstmals entwischte Cristiano Ronaldo Friedrich, Mertesacker zögerte, Lehmann konnte den Schuss des ManU-Stars zwar noch abwehren, doch Nuno Gomes nützte den Abpraller zum 2:1 (40.).

Wunschgegner Kroatien

Portugal powerte. Doch das DFB-Team hatte ja Schweini. In der 62. Minute trat Schweinsteiger wieder zum Freistoß an. Diesmal traf er perfekt den Kopf von Michael Ballack, der nickte zum 3:1 ein. Doch nach dem 3:2 durch Helder Postiga (87.) mussten die Deutschen noch mal zittern. Bis der Triumph perfekt, die Portugal entzaubert, das Halbfinale erreicht war.

Und da gibt’s einen Wunschgegner. „Natürlich Kroatien“, sagte Schweinsteiger. Und Hansi Flick ergänzte: „Da werden wir denen die richtige Antwort auf das 1:2 in der Vorrunde geben.“

Patrick Strasser

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