Schweini steigt auf

Der Bayern-Star ist auf dem Sprung zum neuen Kapitän in der deutschen Nationalmannschaft Bundestrainer Joachim Löw sagt: „Er soll noch mehr Führungsaufgaben übernehmen“
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Mausert sich zur Führungs-Persönlichkeit in der Nationalmannschaft: Bastian Schweinsteiger.
MIS Mausert sich zur Führungs-Persönlichkeit in der Nationalmannschaft: Bastian Schweinsteiger.

OBERHACHING - Der Bayern-Star ist auf dem Sprung zum neuen Kapitän in der deutschen Nationalmannschaft Bundestrainer Joachim Löw sagt: „Er soll noch mehr Führungsaufgaben übernehmen“

Der Vorsprung ist mittlerweile nicht mehr aufzuholen. Gäbe es am Ende des Kalenderjahres eine Auszeichnung für den meistgelobten deutschen Fußballer des Jahres, Bastian Schweinsteiger würde ihn bekommen. Ganz sicher. Philipp Lahm, den sonstigen Seriensieger, würde er verdrängen.

Ausgerechnet Schweinsteiger, der bei der EM als Einwechselspieler im zweiten Gruppenspiel gegen Kroatien (1:2) eine völlig überflüssige Rote Karte erhalten hatte. Doch das war der Wendepunkt für den 24-Jährigen. Nach einer Sperre von einem Spiel kehrte er im Viertelfinale gegen Portugal in die Startelf zurück und machte das Spiel seines Lebens. Er wurde zu Schweinsteiginho und der Darling der Experten.

Vielleicht erklärt sich so seine blendende Laune. Aufgeräumt und locker setzte er sich aufs Nationalelf-Podium der Sportschule Oberhaching, um vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel am Samstag in Liechtenstein (20.45 Uhr, ARD live) Auskunft zu geben. Als ihn ein russischer Journalisten zum Vergleich gegen die Russen Mitte Oktober befragte, lehnte er derlei Langzeit-Prognose erst einmal ab, meinte aber dann: „Jetzt haben sie extra einen Ausflug hierher gemacht, dann will ich auch was sagen.“ Er hatte die Lacher auf seiner Seite - den Russen sowieso.

Seit Wochen richtig gut

Schweinsteiger lachte herzhaft und verriet: „Ich fühle mich seit einigen Monaten gut.“ Und seit Wochen spielt er gut. Richtig gut. Schweini: „Ich spiele effektiv, beteilige mich an Toren und Assists. Das wird von mir auch erwartet.“ So ist es. Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg war es, der im AZ-Interview während der Vorbereitung Schweinsteiger von der Außenbahn ins Zentrum wegloben wollte. Ottmar Hitzfeld, bis Mai Bayern-Trainer, betonte sein „unglaubliches Potenzial“. Oliver Kahn, sein bester Kumpel bei Bayern, dachte auch an seinem Abschiedsabend an Schweini, meinte: „Er hat einen großen Sprung gemacht und kann ein echter Leader werden.“ Wirklich relevant aber ist für Schweinsteiger das Lob der aktuell Verantwortlichen, etwa von Bayern-Coach Jürgen Klinsmann: „Bastian arbeitet sehr stark im Training.“ Und überhaupt habe er „eine sehr gute Entwicklung genommen.“

In Dortmund und beim 4:1 gegen Hertha glänzte er im zentralen offensiven Mittelfeld - auf seiner Wunschposition. Die wird er auch am Samstag in Liechtenstein spielen dürfen, da Michael Ballack verletzt fehlt. Bundestrainer Jogi Löw, der sich erst heute konkret zur Aufstellung gegen Liechtenstein äußern will, stellte aber schon gestern klar, dass Schweinsteiger zur Anfangsformation gehört. „Bastian wird auf jeden Fall von Anfang an beginnen.“ Schweinis Einsatzgarantie – gleich doppelt gemoppelt.

Spielt Klose nicht, ist Schweini dran

Schweinsteiger ist der Aufsteiger. Weil auch Torsten Frings nicht dabei ist, könnte Bastian wie in der zweiten Hälfte des 2:0 gegen Belgien sogar die Kapitänsbinde des DFB tragen. „Das hat mich geehrt. Ich gehe aber davon aus, dass gegen Liechtenstein Miroslav Klose Kapitän ist, da er die meisten Länderspiele des gesamten Kaders hat.“ Spielt Klose nicht, ist Schweini dran. „Er ist zwar vom Alter her noch nicht so weit, aber von seiner Anzahl an Länderspielen (57, d. Red.) schon jetzt ein gestandener Nationalspieler. „Das lässt uns hoffen, dass er in die Position eines Führungsspielers hineinwächst", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff.

Löw ergänzte gestern: „Schweinsteiger soll – wie Lahm – noch mehr Verantwortung und Führungsaufgaben übernehmen.“ Schweinsteiger ist der Capitano in spe, womöglich schon 2010, falls Ballack nach der WM in Südafrika aufhört. Die Neulinge im Kader wie Tasci oder Helmes orientieren sich an ihm. Wenn nötig, schießt er neuerdings auch Elfmeter – ob für Bayern oder in der Nationalelf. In Abwesenheit von Ballack gab Schweinsteiger den mahnenden, verantwortungsbewussten Profi, nichts erinnerte mehr an den unbeschwerten, teils naiven Teenie. Er sprach über die bevorstehende WM-Qualifikation Sätze wie „Es ist wichtig, dass wir beide Spiele erfolgreich bestreiten. Ich gehe davon aus, dass wir beide Spiele gewinnen werden.“

Oder: „Wir haben eine hohe Qualität und hungrige Spieler, das braucht man.“ Plus erfahrene Leadertypen. Schweini muss man haben. Über 2009 hinaus? Noch wollen die Bayern-Bosse keine Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung beginnen. Was Hoeneß aus Berechnung macht, um seine Leistung zu pushen. Daher spart er sich auch ein Lob für Schweini. Typisch Hoeneß.

Patrick Strasser

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