Schweini im Abseits

MÜNCHEN - Schnell ab in den Mannschaftsbus. Hintenrum. Damit keiner lästige Fragen stellen kann und den Frust mitbekommt. Für Bastian Schweinsteiger war Nürnberg, das 1:1 der Bayern beim Club, ein persönliches Debakel. Eine böse Watschn.
Am Freitag noch hatte der 23-Jährige Mitgefühl bekundet für Hamit Altintop (Mittelfußbruch), der ihm den Platz im rechten offensiven Mittelfeld abspenstig gemacht hatte. „Das tut mir unheimlich leid für Hamit“, sagte Schweinsteiger – und hoffte natürlich auf einen Platz in der Startelf in Nürnberg. Die Hoffnung wurde bei der Teamsitzung brutal zerstört. Trainer Ottmar Hitzfeld beorderte Philipp Lahm, den gelernten Außenverteidiger, ins Mittelfeld.
Hitzfeld bringt lieber Lahm und Sosa
„Ich wollte lieber einen laufstärkeren Spieler als Basti. Philipp ist ein ähnlicher Typ wie Altintop, ist auch spielstark“, so begründete der Coach die Maßnahme, die selbst Lahm überraschte: „Es war schon eine Umstellung, ich habe seit mehreren Jahren nicht mehr im Mittelfeld gespielt.“
Schweinsteiger schmorte auf der Bank. Und da blieb er auch sitzen, als Hitzfeld nach 62 Minuten die rechte Seite umstellte, Lell rausnahm und Lahm („Ich weiß, wo meine Stärken sind – und der Trainer auch“) nach hinten beorderte. Hitzfeld wechselte Sosa ein. Schweini, selbst als Joker nicht mehr erste Wahl, durfte erst nach 73 Minuten (für Ottl) auf den Platz. Zu seinem 23. Bundesliga-Einsatz in dieser Saison, wobei er 16 Mal nur als Teilzeitkicker aktiv war.
Franz: "Er läuft seiner Form hinterher"
Warum, erklärte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, einst glühender Schweini-Fan, in „Premiere“: „Schweinsteiger hat nicht die Form, die man ihm zugetraut hat. Er läuft seiner Form hinterher. Er spielt nicht locker, spielt nicht frei.“ Weil er womöglich zu sehr abgelenkt wird vom Fußball-Job durch Mode-Attitüden, wechselnde Frisuren oder Fotoshootings wie zuletzt fürs Männermagazin „GQ“?
Kürzlich hatte schon Stefan Effenberg, Kapitän des Champions-League-Sieger-Teams von 2001, Kritik geübt am Sommermärchen-Helden der WM 2006: „Schweinsteiger hat sich nicht weiterentwickelt, er hat sich sogar zurückentwickelt.“ Effenberg legte Schweinsteiger (Vertrag bis 2009) sogar einen Vereinswechsel nahe. Was bei dem gar nicht gut ankam: „Ich habe Respekt vor dem Spieler, nicht vor dem Menschen Effenberg.“ Letzte Woche fand Schweinsteiger einen Vertrag auf Lebenszeit bei Bayern noch „eine gute Idee“ und meinte: „Wenn es so weitergeht, sehe ich keinen Grund zu wechseln.“ Ob das so bleibt, wenn weitere Enttäuschungen folgen?
Franz Meier