Schweini, der Frauenschwarm
MÜNCHEN - Fußball ist längst keine reine Männersache mehr. Ganz im Gegenteil: Weibliche TV-Fans waren beim Kracher Deutschland gegen Portugal erstmals in der Überzahl – auch wegen Bayern-Star Bastian Schweinsteiger.
Schon bei der WM registrierten die Fußball-Offiziellen immer mehr Frauen in den Stadien und beim Public Viewing. Jetzt zur EM scheint – zumindest bei den Fans – die Gleichberechtigung erreicht. Die Fifa schätzt den Frauenanteil bei den Fans auf 50 Prozent. „Das widerlegt das sexistische Image unseres schönen Sports“, freut sich Uefa-Präsident Michel Platini.
Doch woher kommt das Fußballfieber bei den Frauen? Was hat sich geändert? Zum einen ist Fußball mittlerweile ein gesellschaftliches Event geworden. War das Spiel früher noch was für grölende Männerrunden in miefigen Kneipen oder auf dem heimischen Sofa, kann man heute mit Freunden in Festivalstimmung im Biergarten in der Sonne sitzen und jubeln. Besuche im Stadion sind sicherer geworden, sagt Nicole Selmer, die ein Buch über weibliche Fans geschrieben hat („Let The Boys Play“).
Der Sympathieträger schlechthin
Und zu guter Letzt liegt’s an den Spielern: „Frauen sehen Fußball persönlicher.“ Für sie müssten Spieler vor allem sympathisch sein, glaubt Selmer. So sympathisch wie ein Bastian Schweinsteiger. Wie er nach dem Spiel zu seiner Freundin auf die Tribüne hüpfte, ihr einen Kuss gab: Schweinsteiger ist der Sympathieträger schlechthin. Kurzer Blick ins Gästebuch auf Schweinsteigers Homepage: „Hey Süßer, du warst der King, du warst der Größte“, schreibt Renate. „Dein Tor war so toll, ich bin ausgeflippt“, schreibt Lady Leo und fügt hinzu: „Und Du oben ohne, das war echt heiß.“ Kein Wunder: 2006 kürten „Bravo“-Leser Schweinsteiger zum „schönsten Oberkörper des Jahres“.
Und noch eine freute sich riesig über Schweinsteigers Leistung: Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie verließ das Abendessen der EU-Staatschefs in Brüssel vorzeitig und eilte zum Fernseher, um die letzten Spielminuten zu sehen. Klar: Immerhin hatte sie ihm beim Österreich-Spiel auf der Tribüne befohlen, „keine Dummheit“ mehr zu machen. Schweinis erstes Tor sah Merkel noch live beim Aperitif. Als dann die Türen zugingen, musste Merkel trotzdem nicht auf die neuesten Infos verzichten. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betätigte sich als Fußball-Kommentator und simste, was das Zeug hielt.
„Sie hat sich riesig gefreut, dass Schweinsteiger an allen drei Toren beteiligt war“, sagte Wilhelm zur AZ. Mit dem Abpfiff schickte sie eine SMS an Teammanager Oliver Bierhoff: „Eine sensationelle Leistung! Geben Sie das bitte auch an die Spieler weiter.“ Bastian Schweinsteiger dürfte es besonders gefreut haben.
Annette Zoch/Angela Böhm