Schwarz rechnet ab: „Mit Lienen ist’s eskaliert“

Benny Schwarz spielt für Haching – weil der 1860-Coach ihm den Spaß genommen hat.
AZ: Herr Schwarz, die SpVgg hat Sie bis zum Sommer von 1860 ausgeliehen – als Ersatz für den verletzten Raphael Schaschko. Am Sonntag (14 Uhr) geht's für Haching in der Dritten Liga mit dem Nachholspiel im Sportpark gegen Bayern II los. Sind Sie nervös?
BENJAMIN SCHWARZ: Nein. Ich bin glücklich und erleichtert, dass der Wechsel in der Winterpause geklappt hat. Ich brauche Spielpraxis und denke, dass ich die bei der SpVgg kriege. Ich habe vor meiner Zeit bei 1860
Für Trainer Ralph Hasenhüttl sind Sie der Wunschspieler, er nennt Sie bereits einen „Hachinger Jungen“...
Das hört man gern. Ich bin hierher gekommen, um einen Stammplatz zu bekommen.
Wie waren denn die ersten eineinhalb Wochen mit den neuen Kollegen?
Super. Hier herrscht totale Harmonie. Es ist hart, dass die Verletzung vom Raphael Schaschko jetzt mein Glück ist. Aber bevor ich bei Sechzig ein halbes Jahr versauere...
Bei Löwen-Trainer Ewald Lienen haben Sie zuletzt keine Rolle mehr gespielt. Sie durften nur noch bei den Amateuren ran - in Liga vier.
Das war für mich keine schöne Zeit, und ich bin froh, dass das vorbei ist. Ich kenne Herrn Hasenhüttl erst kurz, aber eins kann ich jetzt schon sagen: Da ist viel mehr Spaß dabei!
Hat Lienen Ihnen den Spaß am Fußball genommen?
Ja, schon. Es wurde immer schwieriger. Je länger ich nicht spielen durfte, umso schwerer wurde es vom Kopf her. Unter Marco Kurz habe ich bis 2011 verlängert. Es ist nicht einfach, wenn du weißt, dass du keine Rolle mehr spielst. Ich konnte machen, was ich wollte. Mir blieb nur die Regionalliga.
Was ist konkret vorgefallen?
Das wüsste ich auch gerne. Nach dem Spiel in Cottbus im November, wo ich ordentlich gespielt habe, bin ich aus dem Kader geflogen. Einfach so. Da fragst du dich schon, was los ist. Eine Begründung gab es nie und nachdem ich mich öffentlich beschwert habe, ist es mit Lienen eskaliert und seitdem herrschte Funkstille. In der letzten Zeit war das so extrem, dass nicht mal ein Gespräch etwas gebracht hätte.
Sie wirken sehr sensibel. Wie stand es um Ihr Gefühlsleben?
Mir ging’s nicht gut. Ich hab’ bis zuletzt gehofft, dass ich im Winter wechseln kann. Zum Glück hatte ich in den letzten Wochen meine Eltern, meinen Bruder. Ich bin ein Familienmensch und kann so in München bleiben. Die schlechteste Lösung wäre gewesen, wenn ich bei 1860 geblieben wäre. Außer es hätte sich irgendwie gebessert, aber da Lienen und ich auf stur geschaltet haben, war das ausgeschlossen.
Gab es nie ein Gespräch zwischen Ihnen und Lienen?
Wir haben uns gegrüßt, das war's auch schon. Klar, ich hab auch Fehler gemacht, indem ich meinen Ärger über diese Situation öffentlich gemacht habe. Aber von einem auf den anderen Tag aus dem Kader gestrichen zu werden, das kann man nicht machen.
Konnte Ihnen Sportdirektor Miki Stevic nicht helfen?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich habe weder mit Lienen noch mit Stevic viel gesprochen. Das Thema Stevic/Lienen ist erstmal abgehakt.
Sie klingen verbittert. Sind Sie froh, dass Sie erstmal weg sind von den Löwen?
Ja, nach den letzten Wochen bin ich natürlich froh, da weg zu sein. Das war nicht einfach für mich. Das harmonische Umfeld in Haching gibt mir meine Freude am Fußball zurück.
Sie müssen im Sommer wohl wieder zurück zu 1860. Schon mal daran gedacht, dass der Löwen-Trainer dann immer noch Lienen heißen könnte?
Wenn der Trainer dann noch Lienen heißt, wird eine Rückkehr schwierig. Aber das kann passieren. Entweder man rauft sich zusammen oder man sucht sich etwas neues. Vielleicht bleib ich in Haching.
Interview: Reinhard Franke