Schumis Jahr mit Britney Spears

Der Rekordweltmeister erzählt, dass alle Welt Nico Rosberg mit der zickigen Popsängerin vergleicht. Er selbst singt ein Loblied auf den Kollegen – und behauptet, trotz mäßiger Erfolge, Spaß zu haben.
ABU DHABI „Einzigartig.“ So hat Michael Schumacher die Formel-1-Saison empfunden. Eine Saison, in der vor dem Schlussrennen in der Wüste von Abu Dhabi (14 Uhr, RTL und Sky live) am Ende noch vier Fahrer Weltmeister werden können, in der die Führung insgesamt acht Mal wechselte – und er selbst nur eine Statisten-Rolle einnehmen konnte.
Im Jahr eins nach seiner vierjährigen Vollgas-Rente fuhr der 41-Jährige meist nur hinterher. Sein Silberpfeil war die ganze Saison über zu langsam, er selbst kämpfte außerdem lange Zeit augenscheinlich mit einem gewissen Speed-Rost. Und doch hatte Schumacher – vor allem zum Ende der Saison hin – Spaß. „Prinzipiell bin ich im Moment eher positiv gestimmt, weil wir sehr viele Probleme mit dem Auto in den Griff bekommen haben“, sagt er, und ergänzt: „Das Barometer hatte unterschiedliche Ausschläge in diesem Jahr, keine Frage. Ich habe aus dieser Saison viel Positives mitgenommen und in der Mehrheit viel Spaß gehabt.“
Weil sich früh schon abzeichnete, dass es dieses Jahr noch nichts werden würde mit dem achten Titel, nutzte Schumacher das Jahr vor allem, um weitere Erfahrungen zu sammeln – und sich ein neues Image zuzulegen. Der früher doch arg ehrgeizige und oft verkrampft daherkommende Schumacher präsentierte sich heuer entspannt. „Man verändert natürlich seine Ansichten mit der Erfahrung“, sagt er, und berichtet davon, dass er in den letzten beiden Jahren vor seinem Rücktritt 2006 verkrampft gewesen sei und ihm die Energie gefehlt habe. „Nachdem ich Abstand gewonnen hatte, fühle ich mich wieder locker und gut“, meint er.
Immer öfter erzählt er im Fahrerlager sogar Witze. So, wie am Donnerstag. „Ich habe im Voraus Infos bekommen, dass er vielleicht ein bisschen zickig sei wie Britney Spears. Das habe ich aber überhaupt nicht so empfunden“, sagte er da. Gemeint war sein oft Teamkollege Nico Rosberg, dem vor allem zu Beginn seiner Karriere der Ruf des Schnösels begleitete. Schumacher versteht sich gut mit Rosberg. Was allein schon deswegen einigermaßen verwundert, weil der gebürtige Wiesbadener der erste Teamkollege ist, der Schumacher klar schlagen konnte. 4:14 –so lautet die eigentlich katastrophale Qualifikationsbilanz der beiden. Doch Schumacher schätzt Rosberg. „Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet, fast besser als mit all meinen Kollegen aus der Vergangenheit, weil wir die gleiche Zielrichtung hatten“, sagt Schumacher, der sich schon jetzt auf die nächste Saison freut. Rücktrittsgedanken, die ihm vor allem Mitte der Saison nachgesagt wurden, hätte er nie gehabt, beteuert er. „2011 greifen wir an“, verspricht er.
fil